Zur Förderung der fremdsprachlichen deutschen
Lesekompetenz im akademischen Kontext – am Beispiel des Faches Biologie
Olga Averina (Berlin)
Abstract
(English)
Text literacy is today regarded as a
key competence, which allows the texts to be used as tools of
learning in the classroom, and thus aims to improve learning success
in an academic context. At Russian universities, first- and
second-year students of German have great difficulty in working on
technical texts. These difficulties primarily consist in identifying
relevant information, creating links between textual information and
existing knowledge as well as the use of subject-specific mental
operations. In the following paper, methodological proposals are
presented as examples that aim at linguistic performance in the
reception of scientific German texts on biology. The focus is on
strategies that primarily exert cognitive functions such as
information extraction and natural language processing, and enable
students to read technical texts in a foreign language according to
their information requirements and to independently work with texts
of the relevant subject area. Particular emphasis is placed on
various kinds of social behaviour that intensify interaction and
cooperation among learners in specialist language training and, at
the same time, allow reflective strategy training.
Keywords:
Text literacy, reception of technical texts, strategy training
Abstract
(Deutsch)
Die Textverstehenskompetenz wird
heutzutage als Schlüsselkompetenz betrachtet, die die Nutzung von
Texten als Instrumente des Lernens im Unterricht ermöglicht und
somit zur Verbesserung des Lernerfolgs im akademischen Kontext
beitragen soll. Im russischen Hochschulbereich haben Deutschlerner
des ersten bis vierten Semesters große Schwierigkeiten bei der
Arbeit an fachbezogenen Texten, die primär darin bestehen, relevante
Informationen in den Texten zu erkennen, Beziehungen zwischen
Textinformationen und dem vorhandenen Vorwissen zu erstellen sowie
fachbezogene Denkoperationen zu nutzen. Im vorliegenden Beitrag
werden exemplarisch Didaktisierungsvorschläge vorgestellt, die
die sprachliche Handlungsfähigkeit bei der Rezeption von
deutschsprachigen biologischen Fachtexten zum Ziel haben. Im Fokus
stehen Strategien, die primär kognitive Funktionen wie
Informationsentnahme und Sprachverarbeitung ausüben und es den
Studierenden erlauben, Fremdsprachentexte gemäß ihren
Informationsbedürfnissen zu lesen und selbstständig mit Texten des
einschlägigen Fachgebiets zu arbeiten. Dabei wird besonderer
Wert auf verschiedene soziale Verhaltensweisen gelegt, die die
Interaktion und Kooperation der Lerner im Fachsprachenunterricht
intensivieren und zugleich ein reflektierendes Strategietraining
ermöglichen.
Stichwörter:
Textkompetenz, Rezeption von Fachtexten, Strategietraining
1
Didaktische Grundlagen und praktische Überlegungen
Im
akademischen Kontext bilden die Fachtexte die Grundlage des Lernens.
Daher ist ein kompetenter Umgang mit Fachtexten die
Voraussetzung für jeglichen Lernfortschritt. Um Texte effizient
für den Wissenserwerb nutzen zu können, benötigen die
Studierenden Textkompetenz.
Textkompetenz
gilt als Schlüsselkompetenz für erfolgreiches Lernen
(Schmölzer-Eibinger 2008, Figl 2014) und wird als Fähigkeit
definiert,
Texte selbstständig zu lesen, das
Gelesene mit den eigenen Kenntnissen in Beziehung zu setzen und
die dabei gewonnenen Informationen und Erkenntnisse für das weitere
Denken, Sprechen und Handeln zu nutzen. Textkompetenz schließt die
Fähigkeit ein, Texte für andere herzustellen, und damit Gedanken,
Wertungen und Absichten verständlich und adäquat mitzuteilen
(Portmann-Tselikas 2005: 1f).
Einen wichtigen
Bestandteil der Textkompetenz bildet das Lesen, das als
Ausgangspunkt für die Förderung weiterer Kompetenzen
betrachtet wird (z. B. Schröder 1988, Neuner 1988, OECD 2003,
Kirschhock 2004, Möller-Runge & Burbat 2005, Rosebrock &
Nix 2008, Huneke & Steinig 2010, Budde 2012).
Beim Auf- bzw. Ausbau der
Lesekompetenz im Fremdsprachenunterricht sollen diejenigen Faktoren
berücksichtigt werden, die auf den Leseprozess einwirken und über
dessen Gelingen entscheiden. Diese Faktoren beziehen sich sowohl auf
Leser- als auch auf Textmerkmale:
- Merkmale des Lesers (Vorwissen, Motivation),
- Leseanforderung (z. B. kritisches Lesen, genaues Lesen, verstehendes Lesen),
- Aktivitäten des Lesers (z. B. Einsatz von Strategien, Verstehenskontrolle),
- Beschaffenheit des Textes (z. B. Kohärenz, sinnunterstützende Grafiken, explizite Leserführung) (Artelt et al. 2007: 12).
Für die
Unterrichtspraxis bedeutet dies, dass die obigen Einflussgrößen bei
der Förderung der Lesekompetenz in ein ausgewogenes Verhältnis
zueinander gebracht und positiv verändert werden sollen. Dazu
ist es notwendig, den Umgang mit Lesestrategien einzuüben und
die Leseaufgaben an die Interessen und das Vorwissen der Lerner
anzupassen, damit diese zu eigenständigen und autonomen Lesern
erzogen werden könnten (Buhlman
& Fearns 2000: 235ff, Janzen
2002: 289, Junk-Deppenmeier & Schäfer
2010: 71, Merkelbach 2014: 44).
Von
diesem Standpunkt aus betrachtet, wird im russischen Hochschulbereich
auf das fremd-fachsprachliche Lesetraining nicht hinreichend
Aufmerksamkeit gerichtet. Traditionell wird das Leseverstehen meist
noch trainiert, indem den Studierenden zuerst neue Fachbegriffe in
einem vorgegebenen Text erklärt werden. Danach werden die
Studierenden aufgefordert, den Text zu lesen und Verständnisfragen
dazu zu beantworten. Da es häufig um ungeübte Leser geht, die zu
einem datengesteuerten Verstehen neigen, werden Fachtexte linear Wort
für Wort und Satz für Satz erarbeitet und in die Muttersprache
übersetzt (Lutjeharms 2004: 12, Storch 2007: 121). Ein solches
Leseverhalten führt häufig zu beträchtlichen
Leseschwierigkeiten und sogar zu einer Blockade beim Lesen, was sich
höchst negativ auf den gesamten Sprachlernprozess auswirkt.
Um
den Studierenden den Zugang zu deutschsprachigen Fachtexten zu
erleichtern und unerwünschten Lesegewohnheiten
entgegenzuwirken, ist es wichtig, ihnen handlungsorientierte,
motivierende Lernmaterialien anzubieten, die auf ihre
Lernvoraussetzungen ausgerichtet sind. Im Folgenden wird ein Versuch
der Entwicklung von Lehrmaterialien zur Vermittlung der Fachsprache
der Biologie im akademischen Diskurs vorgestellt, in dem die
Förderung der Lesefähigkeit im Mittelpunkt steht.
Der
von 2010 bis 2013 erarbeitete fachsprachliche Lesekurs Deutsch
für Anfänger „Einfach
Biologie ∙
Informationen sammeln“ (Averina 2013) wendet sich primär an
Biologiestudenten im ersten bis vierten Semester, die Deutsch
studienbegleitend als Fachsprache erlernen.
Als Basis dient hier das
Modell der Lesekompetenz, von dem in der PISA-Studie ausgegangen
wird. In diesem Konzept spielt das Verstehen von Texten durch eine
zielgerichtete Informationsentnahme und das Reflektieren und
Bewerten dieser Informationen eine zentrale Rolle. Dazu werden
wissensgesteuerte Verstehensstrategien benötigt, die im
Bereich des weiterführenden Lesens angesiedelt sind und auf die
Fähigkeit der Inferenzbildung abzielen, die für den Leseerfolg
ihrerseits von entscheidender Bedeutung ist (Müller 2005: 5, Ehlers
2007: 290, Dohrn 2007: 163f). Diese Strategien erlauben es den
Studierenden:
- deutschsprachigen biologischen Fachtexten die relevanten Informationen zu entnehmen,
- Beziehungen zwischen Textinformationen und dem eigenen Vorwissen zu erstellen,
- Beziehungen zwischen einzelnen Informationsbestandteilen zu erkennen,
- Textuelle Informationen kritisch auszuwerten,
- auf Informationen in der Muttersprache bzw. in der Zielsprache zu reagieren,
- dominant nicht-sprachliche Informationsträger (z. B. Abbildungen, Diagramme) im Kommunikationsprozess zu nutzen.
In den genannten
Lesestrategien sind Lesetechniken enthalten, die konkrete Handlungen
zur Unterstützung des Leseverstehens darstellen, wie:
- das Unterstreichen wichtiger Begriffe bzw. Passagen,
- das Notieren von Stichworten bzw. Stichpunkten,
- das Finden von Überschriften für die einzelnen Abschnitte und
- das Visualisieren der Textstruktur
(Ehlers
2007: 291 Bergfelder & Caspari 2008: 59, Storch 2009: 122).
Für
die erfolgreiche Einübung der genannten Lesestrategien und
-techniken ist es wichtig, dass die ausgewählten Fachtexte für die
Studierenden von Interesse sind und einen Bezug zu ihrem Vorwissen
aufweisen (Junk-Deppenmeier & Schäfer 2010: 71). In dem
fachsprachlichen Lesekurs „Einfach Biologie ∙
Informationen sammeln“ werden authentische Texte (z. B.
Lehrbuchtexte, Lexikonartikel, Auszüge aus
wissenschaftlichen Berichten, Studienpläne, Zeitungsartikel)
verwendet, die für den naturwissenschaftlichen Diskurs von Relevanz
sind. Thematisch dienen sie dem fachlichen Interesse der
angesprochenen Zielgruppe und behandeln zentrale Teilbereiche
des akademischen Fachs Biologie
von einer Einführung in die Biologie als Fachwissenschaft über die
Zellbiologie, Botanik und Zoologie bis hin zu Fragen der
Verhaltensbiologie, Genetik, Entwicklungsbiologie und Ökologie,
wodurch die Motivation der Studierenden gefördert wird.
Die
Vermittlung von Lesestrategien und Lesetechniken ist an einen
variablen Einsatz der verschiedenen lernergesteuerten Sozialformen
gebunden. Indem die Studierenden Fachtextinhalte in Partner- oder
Gruppenarbeit erschließen und diskutieren bzw. Arbeitsergebnisse im
Plenum vergleichen und austauschen, wird die Interaktion
innerhalb der Lerngruppe gefördert und somit zwangsfreies soziales
Lernen ermöglicht (Piepho 1995: 203).
Auf
den Ausbau der Lesestrategien sowie auf die Aneignung der dazu
erforderlichen Lesetechniken unter besonderer Berücksichtigung
verschiedener Sozialformen zielen Aufgaben zur Rezeption von
deutschsprachigen biologischen Fachtexten ab. Da sie für
Sprachnovizen gedacht sind, ist von besonderer Bedeutung, dass
die Aufgabenstellungen handlungs- und entscheidungsorientiert
sind. So werden für die Lektüre klar definierte Ziele vorgegeben,
wodurch die Lerner angeregt werden, möglichst selbstständig am
Lernstoff zu arbeiten. Um das Training der Lesestrategien effizienter
zu machen und somit den Fachsprachenunterricht möglichst
ökonomisch zu gestalten, werden alle Aufgabenstellungen auf
Deutsch und Russisch angeboten (Fearns & Buhlmann et al. 2005:
VIII).
2 Didaktische Vorschläge zur Fachtextrezeption
Bei
der Erarbeitung der Aufgaben zur Rezeption deutschsprachiger
biologischer Fachtexte wurde in Anlehnung an Buhlmann & Fearns
(2000) zwischen Aufgaben zur Entwicklung der Verstehensleistung,
Aufgaben zur Förderung der verschiedenen Lesestile und Aufgaben zu
Arbeitsstrategien unterschieden. Die genannten Aufgabenformen werden
im Folgenden exemplarisch präsentiert, wobei auf einzelne Kapitel
des Lehrwerks „Einfach Biologie ∙ Informationen sammeln“
Bezug genommen wird.
2.1 Aufgaben zur Entwicklung der Verstehensleistung
Beim
Lesen werden die Textinformationen in einer ständigen Wechselwirkung
mit dem Wissen und Denken des Rezipienten aufgenommen. Das eigene
Wissen, das dabei aktiviert wird, bildet den Rahmen für das
Verstehen. Gleichzeitig wird dieses Wissen durch das Verstehen
der neuen Textinformationen ergänzt, revidiert oder als irrelevant
eingestuft (Marti & Ulmi 2006: 177).
Mittels
der Übungen zur Entwicklung der Verstehensleistung werden
wissensgesteuerte Prozesse gefördert, bei denen die auf
verschiedenen Textebenen zu rezipierenden Textinhalte mit dem vor der
Lektüre vorhandenen Wissen der Lerner verbunden werden (Stiefenhöfer
1986: 300, Baumann 2001: 11, Bergfelder & Caspari 2008: 59).
Es handelt sich dabei um Übungsziele
wie die Aktivierung von Vorwissen, den Aufbau einer Leseerwartung
sowie die Erschließung von Informationen auf der Text-, Satz-,
Wortebene, die den Lernern eine angemessene Annäherung an einen
gegebenen Text und dessen pragmatische Bedingungen erlauben
(Buhlmann & Fearns 2000: 238ff).
Vor dem Einstieg in das
jeweilige Thema sollten die Lerner ihr Vorwissen aktivieren und
einschätzen, um sich die anschließende Textbearbeitung zu
erleichtern. So werden die Studierenden in Kapitel 6 „Verhalten
von Mensch und Tier“ (Averina 2013: 75) zunächst aufgefordert,
diejenigen Wissenschaften zu nennen, die sich mit dem menschlichen
und tierischen Verhalten auseinandersetzen (Beispiel 1). Ferner
wenden sich die Studierenden der Definition des Begriffs Verhalten
in der Verhaltensbiologie zu, die sie dem vorgegebenen Lexikonartikel
entnehmen sollen. Die Formulierung der russischen Entsprechung
sichert einerseits das Textverständnis und stellt andererseits
den Bezug zu weiteren Inhalten dar, die in dem entsprechenden Kapitel
behandelt werden.
Beispiel
1: Aktivierung von Vorwissen
- Welche Wissenschaften befassen sich mit dem Begriff Verhalten?
- Unterstreichen Sie im folgenden Lexikonartikel die Definition des Begriffs Verhalten in der Verhaltensbiologie und formulieren Sie die russische Entsprechung.
- Arbeiten Sie mit Ihrem Nachbarn zusammen und vergleichen Sie Ihre Ergebnisse im Plenum.
Verhalten
ist, was ein lebendes Tier tut und wie es dies tut. Dazu zählen u.a.
Bewegungen, Lautäußerungen, Körperhaltungen, das aktive
Abgeben von Duftstoffen oder Veränderungen der Form und
Farbe des Körpers.
Schon
in der Steinzeit war das Wissen über die Verhaltensweisen der Tiere
für das Überleben der Menschen von existenzieller Bedeutung. Das
Wissen von Gewohnheiten, Bevorzugungen und Aversionen der Tiere
verhalf dem Jäger dazu, erfolgreich Beute zu machen und verminderte
gleichzeitig das Risiko, selbst zur Beute zu werden. So steigerten
unsere Vorfahren durch Verhaltensbeobachtung ihren
Fortpflanzungserfolg. Zur objektiven Wissenschaft wurde die
Verhaltensforschung erst im 20. Jahrhundert. (Duden 2008: 139)
Lösungsbeispiel:
z. B. Psychologie, Ethologie, Pädagogik
Verhalten
ist, was ein lebendes Tier tut und wie es dies tut. Dazu zählen u.a.
Bewegungen, Lautäußerungen, Körperhaltungen, das aktive
Abgeben von Duftstoffen oder Veränderungen der Form und
Farbe des Körpers.
Поведение
– любая деятельность живого существа,
в т.ч. движения, издаваемые звуки, позы,
выделение запаха, изменение формы тела
и окраски.
An die Aktivierung von
Vorwissen ist sehr eng der Aufbau einer Leseerwartung, geknüpft,
worauf die folgende Übung in Kapitel 5 „Wirbeltiere: Systematik,
Tierschutz, Tierethik“ (Averina 2013: 67) abzielt (Beispiel 2). Die
Studierenden sollen aufgrund ihres Wissens Vorhersagen über die
Inhalte der Homepage eines Tierschutz-Portals (Abb. 1) aufstellen und
sich dabei Notizen in der Muttersprache machen. Durch dieses
Vorgehen wird der Verstehensprozess gesteuert, wobei die Studierenden
ihre Hypothesen mit den Inhalten der unten
abgedruckten deutschsprachigen Homepage vergleichen. Die
anschließende Diskussion der Ergebnisse im Plenum trägt zur
Bewusstmachung der verwendeten Verstehensstrategien bei.
Beispiel
2: Aufbau einer Leseerwartung
Tiere
werden von Menschen als Nahrung, für die Arbeit, als Lebensbegleiter
und Versuchsobjekt geschätzt und genutzt. Mit allen diesen Aspekten
beschäftigt sich der Tierschutz.
- Welche Links erwarten Sie auf der Homepage eines Tierschutz-Portals? Machen Sie sich Notizen auf Russisch. Vergleichen Sie die Ergebnisse im Plenum.
- Unterstreichen Sie auf der Homepage des deutschen Tierschutz-Portals http://www.der-tierschutz.net die Links, die Sie genannt haben.
- Vergleichen Sie die Ergebnisse im Plenum.
Abb. 1: Homepage des Portals Der
Tierschutz
Lösungsbeipiel:
права
животных, опыты над животными, торговля
животными, мех, охота, огранизации
по защите животных
Tierschutz
und Tierrecht, Tierschutz und Tierethik, Handel mit Wildtieren,
Pelzhandel, Tierschutz und die Jagd, Tierschutzverbände und
-organisationen
2.2 Strategien zur Förderung der verschiedenen Lesestile
Beim Training der
rezeptiven Textkompetenz werden Arbeitsschwerpunkte gesetzt, die
im Bereich des Global- und Detailverstehens liegen und auf das
kursorische, selektive und totale Lesen ausgerichtet sind.
Es sei hier angemerkt,
dass die Förderung des kursorischen und selektiven Lesens im
Fachsprachenunterricht von besonderer Bedeutung ist. Beide
Lesestrategien sind
konstituierend für das scanning,
das auf die Vorauswahl von Informationen zu einem konkreten
Thema abzielt und ohne das wissenschaftliche Literaturrecherchen
und zielbezogenes Surfen im Internet undenkbar sind
(Steinmetz 2000: 165). Russische Deutschlerner sind meist
bestrebt, alle Textaussagen bis auf die Ebene des Einzelwortes
zu verstehen, und wenden diese Strategie unabhängig von den
rezipierten Fachtextsorten und ihren eigenen Leseabsichten an. Daher
muss im Fachsprachenunterricht regelmäßig thematisiert werden,
dass eine Realisierung von Detailverstehen bei vielen Fachtexten
nicht erforderlich ist. Der Aneignung eines solchen Umgangs mit
Fachtexten dienen die Aufgaben, die exemplarisch in Kap. 2.2.1 -
2.2.3 vorgestellt werden.
2.2.1. Training des kursorischen Lesens
Beim
kursorischen Lesen werden die inhaltlich wichtigen Textelemente
erfasst – unter Nichtbeachtung von Einzelheiten und
Nebensächlichkeiten. Da bei der Förderung des kursorischen Lesens
die Erkennung der Textstrukturierungsmerkmale im Vordergrund
steht, werden in dem hier beschriebenen Lesekurs die dafür
geeigneten Übungsformen
angeboten, und zwar:
- die Zuordnung von Stichpunkten zu passenden Textteilen,
- die Erstellung eines Organisers,
- die Einteilung eines ungegliederten Textes in Abschnitte,
- die Wiederherstellung der Textlogik,
- das Ausfüllen von Flussdiagrammen,
- das Notieren von Stichpunkten.
101)
Als Beispiel dient hier
eine rezeptive Übung in Kapitel 7 „Grundlagen der Genetik“
(Averina 2013: 95-96), in der die Studierenden vorgegebene
Zwischenüberschriften den passenden Textteilen zuordnen müssen
(Beispiel 3). Das Markieren von Begriffen, die sie zur Zuordnung
veranlasst haben, zielt auf die Bewusstmachung der Diskursstruktur
des Textes ab. Von daher müssen diese Kontextelemente bei der
anschließenden Besprechung der Ergebnisse im Plenum thematisiert
werden.
Beispiel
3: Zuordnung von Stichpunkten zu passenden Textteilen
Eine
Basistechnik der Genomforschung ist das Klonen, das im folgenden Text
beschrieben wird.
- Ordnen Sie die unten abgedruckten Überschriften a - c den passenden Textteilen zu. Unterstreichen Sie in den Texten die Begriffe, die Ihnen bei der Zuordnung geholfen haben.
- Arbeiten Sie mit Ihrem Nachbarn zusammen und vergleichen Sie Ihre Ergebnisse im Plenum.
- Fremde DNA gezielt einbringen und vermehren;
- Makromolekül DNA;
- DNA gezielt schneiden.
Ein
Klon in der Genomforschung ist eine Zelle, in die ein fremdes
DNA-Fragment eingesetzt wurde.
DNA-Moleküle
sind sehr groß. Während zum Beispiel ein Wassermolekül nur aus
drei Atomen besteht, ist die Desoxyribonukleinsäure aus einer
Phosphorverbindung, dem Zucker Desoxyribose und den 4
Nukleinsäuren Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin zu einem
Makromolekül aus Milliarden von atomaren Bausteinen
zusammengesetzt. Die DNA eines Chromosoms besteht im Durchschnitt aus
70 Millionen Basenpaaren, viel zu vielen also, um sie im Ganzen zu
untersuchen.
Eine
Aufteilung der DNA in Teilstücke ist erforderlich. 1972 wurde aus
einem Bakterium zum ersten Mal ein Restriktionsenzym isoliert.
Das ist ein Protein, das einen DNA-Faden biologisch aufschneiden
kann. Ein weiteres Enzym namens Ligase verband die DNA an der
Schnittstelle wieder. Mit dieser Entdeckung begann das Zeitalter
der DNA-Manipulation. Man konnte nun gezielt bestimmte Stücke aus
DNA-Faden herausschneiden.
Wenig
später gelang es, ein Stück DNA aus einem Organismus in ein Plasmid
einzusetzen. Plasmide sind DNA-Ringe, die neben der
chromosomalen DNA in Bakterien vorkommen und gut isolierbar sind.
Neukombinierte DNA aus Bakterien-DNA und eingesetzter DNA wird
rekombinante DNA genannt. Die grundlegende Methode für die
Gentechnik war geboren: die rekombinante DNA-Technik. Das Bakterium
vermehrt sich und damit auch das eingeschleuste DNA-Fragment und
erzeugt mit jeder Zellteilung, also etwa alle 20 Minuten, eine
identische Kopie der eingebauten DNA. In einer Stunde kann man so
233, also acht Kopien des eingeschleusten DNA-Fragments
gewinnen. Dieser Vorgang des gezielten Einbringens von fremder DNA in
einen Wirtsorganismus, aus dem dann Nachkommen mit der
rekombinanten DNA gezogen werden, wird Klonierung genannt.
(Bundesministerium für Bildung und Forschung 2001: 29)
Lösung:
1-b, 2-c, 3-a
2.2.2. Training des selektiven Lesens
Beim
selektiven Lesen werden im Text gewisse, spezifische Informationen
(z. B. Begriffe, Daten, Fakten) gezielt herausgesucht. Die
Grundvoraussetzungen für einen auf bestimmte
Textinformationen konzentrierten Blick werden in dem hier
beschriebenen Fachsprachenunterricht durch die folgenden
Übungsformen
trainiert:
- Zuordnung von Illustrationen zu bestimmten Textteilen,
- Textvergleich,
- Fragen zum Text,
- Auswahl auf der Textebene
Beispiel 4 stellt eine
Auswahlübung auf der Textebene in Kapitel 3 „Die Zelle als
Grundeinheit des Lebens“ dar (Averina 2013: 44), in der die
Studierenden in einem Text über Einzeller und Vielzeller ihre
Aufmerksamkeit selektiv auf die in der Tabelle vorgegebenen
Informationen richten (Tab. 1) und überprüfen, ob diese im Text
enthalten sind. Die Aufgabe ist so konzipiert, dass die Studierenden
nicht nur den zu behandelnden Text inhaltlich nachvollziehen,
sondern auch mit dem Kommunikationspartner kooperieren und ihre
Vorstellungen vom Text zunächst in Partnerarbeit und dann im
Plenum austauschen. Auf diese Weise wird Textverständnis mit der
eigenen Mitteilung verbunden.
Beispiel
4: Auswahl auf der Textebene
Der
folgende Text informiert generell über einzellige und vielzellige
Lebewesen. Alle Aussagen sind richtig. Gehen sie aus dem Text hervor?
Arbeiten
Sie mit Ihrem Nachbarn zusammen und vergleichen Sie Ihre Ergebnisse
im Plenum.
Im Text enthaltene / nicht
enthaltene Informationen
|
Ja
|
Nein
|
Bei einzelligen Lebewesen sind
unmittelbar bei der Zellteilung zwei neue Tochterindividuen
entstanden.
|
||
Vielzeller besitzen eine Vielzahl
unterschiedlicher Zelltypen.
|
||
Zellen mit gleicher Funktion
bilden ein Gewebe.
|
||
Wenn Zellen eines Organismus neben
vielen Gemeinsamkeiten Unterschiede entwickeln, nennt man das
Differenzierung.
|
||
Echte Vielzeller unterscheiden
sich von Kolonien einzelliger Lebewesen durch eine ausgeprägte
Arbeitsteilung der Zellen.
|
Tab.
1: Einzellige und vielzellige Lebewesen
Einzeller
und Vielzeller
Bei
einzelligen Lebewesen entstehen aus jeder Zellteilung neue
Individuen. Da die Mutterzellen in den Tochterzellen aufgehen, kann
man von potentieller Unsterblichkeit reden. Der Übergang zur
Vielzelligkeit vollzieht sich dadurch, dass sich die Tochterzellen
nicht mehr voneinander trennen. So entstehen zunächst Zellkolonien,
die fädig, scheibenförmig oder kugelig sein können. Kommt es in
diesen Zellkolonien zu einer Arbeitsteilung zwischen den einzelnen
Zellen, kann man von echten Vielzellern sprechen. Schon bei einfach
gebauten Vielzellern gibt es mehrere unterschiedlich
differenzierte Zelltypen, die z. B. der Bewegung, der
Fortpflanzung, der Informationsleitung oder Reizaufnahme dienen
(Abi Biologie 2008: 15).
Lösung:
1-ja, 2-ja, 3-nein, 4-nein, 5-ja
2.2.3. Training des totalen Lesens
Beim
totalen Lesen verfolgen die
Leser das Ziel, möglichst alle Informationen des Textes zu
erschließen, zu verarbeiten und mit ihrem Vorwissen abzugleichen.
In der russischen Unterrichtspraxis wird häufig davon ausgegangen,
dass alle Studierenden das totale Lesen in der Muttersprache
beherrschen und in der Lage sind, die entsprechenden Strategien auf
den fremdsprachlichen Verstehensprozess zu übertragen. Daher
wird diesem Lesestil nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet, und die
Studierenden bleiben bei ihrer Gewohnheit, Fachtexte anatomisch zu
bearbeiten, d.h. im Rahmen eines Wort-für-Wort-Ansatzes
zu lesen. Bisweilen tendieren sie auch zum analytischen Lesen, das
die grammatische Analyse eines Satzes der Sinnentnahme voranstellt.
Dabei verlieren sie sich in der Flut an Informationen bzw. in
komplizierten syntaktischen Strukturen und sind nicht in der
Lage, die komplexen Zusammenhänge innerhalb des Textes
nachzuvollziehen.
Die Fähigkeit, relevante
textuelle Zusammenhänge optimal erfassen und verstehen zu
können, ist im akademischen Diskurs von besonderer Bedeutung, wenn
Fachtextpassagen ausgewertet werden müssen, wobei Genauigkeit und
Präzision im Vordergrund stehen. Dementsprechend
sollen den Studierenden spezielle Strategien vermittelt werden, die
sie zur adäquaten detaillierten Sinnerfassung von
Textinformationen befähigen. Dies ist zu erzielen durch:
- die Zuordnung von Text und Bild,
- das Notieren von Stichpunkten,
- die Einteilung eines ungegliederten Textes in Abschnitte,
- die Erstellung einer Tabelle zu zwei oder mehr Texten mit vergleichbarem Informationsgehalt,
- die Übertragung von Begriffen aus der Abbildung in einen Lückentext,
- das Notieren von Stichpunkten,
- den Vergleich des zielsprachigen Textes mit einer fehlerhaften bzw. lückenhaften Übersetzung in die Muttersprache zum Zwecke von deren sinngemäßer Korrektur bzw. Ergänzung.(Buhlmann & Fearns 2000: 245ff)
In den Übungen zu der
Übertragung von Begriffen aus der Abbildung in einen Lückentext
erhält der Text eine graphische Vorlage, die wichtige
themenbezogene Begriffe enthält. So wird zum Beispiel in
Kapitel 8 „Evolution der Organismen“ (Averina 2013: 105) eine
Abbildung vorgelegt (Beispiel 5), die einen Artbildungsmechanismus
verdeutlicht (Abb. 2). Die Studierenden sollen dieser Abbildung
bestimmte Begriffe entnehmen und mit deren Hilfe den nebenstehenden
Text sinngemäß ergänzen. Nach
der Übertragung von Begriffen in den Lückentext soll dieser im
Plenum auf seine Referenzidentität überprüft werden.
Beispiel
5: Übertragen von Begriffen aus der Abbildung in einen Lückentext
Wie
bereits erwähnt, führt der Faktor der Isolation zur Aufspaltung der
Population und damit zur Artenbildung (Speziation). Die folgende
Abbildung zeigt den wohl bekanntesten Artbildungsmechanismus – die
allopatrische Artbildung.
Ergänzen
Sie den untenstehenden Text mit Hilfe der folgenden Abbildung.
Arbeiten
Sie mit Ihrem Nachbarn zusammen und vergleichen Sie Ihre Ergebnisse
im Plenum.
Abb. 2: Allopatrische Abbildung (Beck
2003)
Allopatrische
Artbildung gilt als einer der Hauptgründe für das Entstehen neuer
(1) ________ und setzt eine geografische (2) ________ von
mindestens zwei Teilpopulationen voraus. Gründe für diese Art der
geografischen Separation sind z. B. Kontinentaldrift,
Gebirgsbildung, Klimawandel. Da fortan kein Genfluss mehr zwischen
den beiden Populationen besteht, entwickeln sich die Teilpopulationen
aufgrund von (3) ________, (4) ________, (5) ________ auseinander.
Nach genetischer Isolierung ist keine fruchtbare (6) ________ mehr
möglich, selbst wenn die natürliche Barriere wieder
verschwindet, die Arten sich ausbreiten und ihre Lebensräume sich
überlappen. (Kubb 2010)
Lösung:
1. Arten, 2. Isolation, 3. natürlicher Selektion, 4. Mutation, 5.
Gendrift,
6.
Paarung
2.3 Förderung von Arbeitsstrategien
Für Fachtexte ist das
häufige Vorkommen von Illustrationen typisch (z. B. Buhlmann &
Fearns 2000: 64, Roelcke 2010: 92f). In biologischen Texten kommen
informierende Bilder, Abbildungen (z. B. Fotos, Zeichnungen)
sowie logische Bilder (Diagramme) besonders häufig vor. Diese
Illustrationen stellen oft statt einer Hilfe eine Hürde dar, indem
sie eine Verarbeitung durch den Rezipienten erschweren
(Niederhaus 2011: 211). Daher ist es wichtig, im
Fachsprachenunterricht fachspezifische Arbeitsstrategien
auszubauen. Dazu zählt vor allem die Fähigkeit, Illustrationen als
Ausgangspunkt der Lektüre, Verständnishilfe und Träger
wesentlicher Informationen zu nutzen. Didaktisch lässt es sich
bewerkstelligen durch:
eine Schulung hinsichtlich der Informationsentnahme aus Illustrationen und Übungen zur Zuordnung von Illustrationen zum passenden Textteil. (Buhlmann & Fearns 2000: 284)
In Kapitel 8 „Evolution
der Organismen“ (Averina 2013: 108) (Beispiel 6) werden die
Studierenden aufgefordert, sich mit der Illustration (Abb. 3)
auseinanderzusetzen, deren Inhalte auf den darunter abgedruckten
Text Bezug nehmen. In Partnerarbeit sollen die Studierenden
entscheiden, um welche Informationen es sich handelt. Diese werden
anschließend im Text identifiziert und in der Muttersprache
zusammengefasst. Wie in den obigen Übungsbeispielen findet auch hier
die Besprechung der Ergebnisse im Plenum statt, indem die der
Abbildung und dem Text entnommenen Informationen auf ihre Richtigkeit
überprüft werden.
Beispiel
6: Informationsentnahme aus der Illustration
Die
folgende Abbildung verdeutlicht einen Zusammenhang zwischen Ontogenie
und Phylogenie. Unterstreichen Sie die Informationen im Text, die
darüber Auskunft geben. Fassen Sie sie auf Russisch zusammen.
Arbeiten Sie mit Ihrem Nachbarn und vergleichen Sie Ihre Ergebnisse
im Plenum.
Abb. 3: Phylogenie als Wiederholung
einer Folge von Ontogenesen
(Das
Lexikon der Erde
2012)
Phylogenie
Stammesgeschichte
(die Phylogenie) rekonstruiert die Entwicklung einzelner
Organismengruppen (Taxa) im Lauf geologischer Zeiträume
(phylogenetische Linien) sowie die Verwandtschaftsverhältnisse
zwischen verschiedenen Taxa. Sie versucht, gemeinsame Vorfahren zu
erkennen und auf diese Weise den Stammbaum einer größeren
Gruppe von Organismen zu entwerfen. Die Ergebnisse der Phylogenie
beruhen in erster Linie auf der Abstammungslehre und sind in ihrer
Konsequenz Beleg für die Evolution. Entsprechend des Biogenetischen
Grundgesetzes (Haeckelsche Regel, 1866) ist die Ontogenie eine
abgekürzte Wiederholung (Rekapitulation) der Phylogenie. So
zeigen Embryonalstadien von Säugern Stadien mit Kiemenspalten und
Ruderschwanz, welche im Einklang mit der phylogenetischen
Entwicklung der Vertebraten von kiemenatmenden Fischen zu
lungenatmenden Tetrapoden stehen. Auch Jugendstadien von
Organismen können mit den dort auftretenden Merkmalskomplexen
stammesgeschichtliche Hinweise liefern. Direkte Belege für
phylogenetische Zusammenhänge liefern rezente und fossile
Übergangsformen, welche Merkmale verschiedener Gruppen aufweisen.
(Das Lexikon der Erde 2012)
Lösungsbeipiel:
Entsprechend
des Biogenetischen Grundgesetzes (Haeckelsche Regel, 1866) ist die
Ontogenie eine abgekürzte Wiederholung (Rekapitulation) der
Phylogenie. So zeigen Embryonalstadien von Säugern Stadien mit
Kiemenspalten und Ruderschwanz, welche im Einklang mit der
phylogenetischen Entwicklung der Vertebraten von kiemenatmenden
Fischen zu lungenatmenden Tetrapoden stehen. Auch Jugendstadien
von Organismen können mit den dort auftretenden Merkmalskomplexen
stammesgeschichtliche Hinweise liefern.
В
соответствии с основным биогенетическим
законом (законом Геккеля 1866) онтогенез
есть рекапитуляция филогенеза. Эмбрионы
млекопитающих повторяют взрослые формы
более примитивных животных (жаберные
щели, рудиментарный хвост).
3 Abschließende Bemerkungen
Eine
gut ausgebildete Lesekompetenz beinhaltet neben kognitiven Merkmalen
wie das Wissen und das Verstehen auch die Motivation, die Erfahrung
und das Handeln im Leseprozess, wobei diese Konstituenten der
Leseaufgabe angemessen sein sollen. Auf diesen Überlegungen
basieren die vorgestellten Lehrmaterialien zur Verbesserung der
eigenständigen fachsprachlichen Lesefähigkeit russischer
Deutschlerner. Die Aufgaben zur Rezeption deutschsprachiger
biologischer Fachtexte fördern Strategien, die primär kognitive
Funktionen wie Informationsentnahme
und Sprachverarbeitung
auszubilden helfen und
es den Studierenden erlauben, Fremdsprachentexte gemäß ihren
Informationsbedürfnissen zu lesen und selbstständig mit Texten
ihres Fachgebiets zu arbeiten. Dabei wird besonderer Wert auf
verschiedene soziale Verhaltensweisen gelegt, die die Interaktion und
Kooperation der Lerner im Fachsprachenunterricht intensivieren
und zugleich ein reflektierendes Strategietraining ermöglichen,
was zur Verbesserung des Lernerfolgs beitragen und die spätere
Anwendung von Lesestrategien im akademischen und beruflichen Diskurs
fördern kann.
Der
Lesekurs Deutsch für Anfänger
„Einfach Biologie ∙
Informationen sammeln“ wurde im fachsprachlichen Deutschunterricht
für Biologiestudenten mehrjährig erprobt und mehrfach revidiert.
Die Kursevaluation wurde sowohl in interner als auch in externer
Kommunikation durchgeführt.
Durch
systematische Gruppendiskussionen wurde die Zufriedenheit der
Studierenden mit dem Kursaufbau und mit den Kursinhalten
ermittelt. Die meisten Studierenden bewerteten die zu
trainierenden Lesestrategien als effizient und brachten
Interesse und Arbeitsbereitschaft in den Unterricht sowie in die
selbstständige Arbeit am Lesekurs ein, was sich auf die
Ergebnisse der nachfolgenden Fachsprachenprüfungen positiv
auswirkte.
Als
eine wichtige Bedingung für den Erfolg dieser Arbeit sind eine enge
Kooperation und ein intensiver Austausch mit Fachkollegen zu
erwähnen (Prof. Dr. A. Fearns, Hochschule Konstanz HTWG; Prof. Dr.
U. Steinmüller, TU Berlin), die zahlreiche wertvolle Hinweise und
Unterstützung bei der praktischen Umsetzung der
Lehrmaterialien gaben. Darüber hinaus wurde das Konzept des
Fachsprachenlesekurses auf Tagungen (IVG, Warschau 2010; IDT,
Bozen 2013; 3. Saarbrücker Fremdsprachentagung, Saarbrücken 2015),
in Workshops für Fachsprachenlehrer (Staatliche Universität Ivanovo
2013) und Forschungskolloquien (TU Berlin 2013-2015) sowie im
Rahmen einer internationalen und interdisziplinären Ringvorlesung
(TU Berlin 2014) präsentiert und diskutiert.
Die
Erfüllung der beiden oben genannten Bedingungen kann als Beweis für
die Stichhaltigkeit des handlungsorientierten Ansatzes angesehen
werden, der dem erarbeiteten Fachsprachenlesekurs zugrunde liegt.
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