Textkompetenz in Fremdsprachenvermittlung
und Übersetzerausbildung – ein korpusbasierter
Sprach- und Registervergleich zu
Kohäsionsmitteln im Englischen und Deutschen
Katrin Menzel (Saarbrücken)
Abstract
(English)
One
of the key objectives of contrastive linguistics is to raise
awareness of contrasts and similarities between different languages,
carrying clear implications for foreign language pedagogy and
translator training. The present paper will discuss cohesive ellipses
from a contrastive point of view with a focus on English and German
as well as the relationship between ellipsis, substitution and
lexical cohesion. Ellipses have been annotated in a bilingual corpus
comprised of English and German texts from various written and spoken
registers. For a large subpart of the corpus, sentence-aligned
translations are available. The corpus analysis seems to confirm the
hypothesis that there are typical text-type specific frequencies and
distribution patterns of ellipses as features of major structural and
stylistic importance. As a result of this study, an extensive,
structured and commented collection of authentic corpus examples of
ellipses in English and German and of translation strategies for
cohesive devices with regard to this language pair has been compiled,
which can be used in the field of foreign language teaching or
translator training so as to help students understand what factors
influence the choice between an ellipsis as a cohesive device and
alternative lexico-grammatical structures.
Keywords:
Textual cohesion, corpus based methods, contrastive linguistics,
ellipsis
Abstract
(Deutsch)
Ein zentrales Ziel der kontrastiven Linguistik ist die Bewusstmachung von Kontrasten und Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Sprachen als Grundlage für den Fremdsprachenunterricht und die Ausbildung von Übersetzern. In der vorliegenden Studie werden kohäsive Ellipsen aus kontrastiver Perspektive mit Schwerpunkt auf dem Sprachenpaar Englisch-Deutsch untersucht. Des Weiteren wird der Zusammenhang zwischen Ellipsen, Substitution und lexikalischer Kohäsion thematisiert. Ellipsen wurden in einem bilingualen Korpus annotiert, welches aus geschrieben- und gesprochensprachlichen englischen und deutschen Originaltexten besteht, wobei für die geschriebenen Texte auch ihre satzalignierten Übersetzungen in der jeweils anderen Sprache vorliegen. Die Korpusanalyse scheint die Hypothese zu bestätigen, dass Ellipsen mit textsortenspezifischen Häufigkeiten als Kohäsions- und Stilmittel eingesetzt werden. Im Rahmen dieser Studie wurde eine umfangreiche Sammlung von authentischen Belegen für Ellipsen im Englischen und Deutschen und ihren jeweiligen Entsprechungen und Übersetzungsvarianten in der jeweils anderen Sprache erstellt. Fremdsprachenlerner und angehende Übersetzer können von dieser Sammlung kommentierter Belege profitieren, um sich sprachübergreifend die Funktion bestimmter Kohäsionsmittel in unterschiedlichen Kommunikationsszenarien bewusst zu machen.
Ein zentrales Ziel der kontrastiven Linguistik ist die Bewusstmachung von Kontrasten und Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Sprachen als Grundlage für den Fremdsprachenunterricht und die Ausbildung von Übersetzern. In der vorliegenden Studie werden kohäsive Ellipsen aus kontrastiver Perspektive mit Schwerpunkt auf dem Sprachenpaar Englisch-Deutsch untersucht. Des Weiteren wird der Zusammenhang zwischen Ellipsen, Substitution und lexikalischer Kohäsion thematisiert. Ellipsen wurden in einem bilingualen Korpus annotiert, welches aus geschrieben- und gesprochensprachlichen englischen und deutschen Originaltexten besteht, wobei für die geschriebenen Texte auch ihre satzalignierten Übersetzungen in der jeweils anderen Sprache vorliegen. Die Korpusanalyse scheint die Hypothese zu bestätigen, dass Ellipsen mit textsortenspezifischen Häufigkeiten als Kohäsions- und Stilmittel eingesetzt werden. Im Rahmen dieser Studie wurde eine umfangreiche Sammlung von authentischen Belegen für Ellipsen im Englischen und Deutschen und ihren jeweiligen Entsprechungen und Übersetzungsvarianten in der jeweils anderen Sprache erstellt. Fremdsprachenlerner und angehende Übersetzer können von dieser Sammlung kommentierter Belege profitieren, um sich sprachübergreifend die Funktion bestimmter Kohäsionsmittel in unterschiedlichen Kommunikationsszenarien bewusst zu machen.
Stichwörter:
Textkohäsion, korpusbasierte Methoden, Kontrastive Linguistik,
Ellipsen
1 Hintergrund
Ein
zentrales Ziel der kontrastiven Linguistik ist die Bewusstmachung von
Kontrasten und Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Sprachen
als wichtige Grundlage für den Fremdsprachenunterricht und für die
Ausbildung von Übersetzern und Autoren fremdsprachlicher Texte.
Zum englisch-deutschen Sprachvergleich existieren einige
überblicksartige Standardwerke (Hawkins 1986,
König & Gast 2007) und auch Publikationen zu
sehr spezifischen kontrastiven Fragestellungen (z. B. Fischer
2013 zu Satzstrukturen), wobei in Werken der letzten Jahre verstärkt
auf empirische, korpusbasierte
Analysen, textsortenspezifische Häufigkeiten und
nicht-konstruierte Beispiele, die in einen
authentischen sprachlichen Kontext eingebettet sind, Wert gelegt
wird. Auch Schmale (2012: 172) zeigt auf,
dass korpusbasierte Analysen für die Entwicklung realistischer
und lerneradäquater Modelle in der Fremdsprachendidaktik
unverzichtbar sind.
Kohäsionsmittel wurden bisher kaum kontrastiv untersucht. Das von der DFG geförderte Projekt German-English contrasts in cohesion – towards an empirically-based comparison (s. Projektwebsite: http://www.gecco.uni-saarland.de/; 17.09.2016) leistet einen Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke. Das Korpus, das dieser Arbeit zugrunde liegt, ist das bilinguale Korpus GECCo, das im Rahmen des Projektes entwickelt und mit Informationen über Kohäsionsmittel annotiert wurde.
Im vorliegenden Beitrag werden als Fallstudie Ellipsen, welche als Kohäsionsmittel verwendet werden können, sprach- und registerübergreifend genauer betrachtet. Es soll gezeigt werden, dass Ellipsen im Englischen und Deutschen in verschiedenen Textsorten gezielt eingesetzt oder auch vermieden werden und dass ein komplexer Zusammenhang zwischen Ellipsen und anderen Textverknüpfungsmitteln – insbesondere der Substitution und der lexikalischen Kohäsion – besteht. Hierzu wurden verschiedene Subtypen elliptischer Strukturen und ihre gegebenenfalls vorhandenen textuellen Bezugselemente in dem englisch-deutschen Korpus annotiert und hinsichtlich ihrer Häufigkeiten und Übersetzungsmöglichkeiten ausgewertet.
Kohäsionsmittel wurden bisher kaum kontrastiv untersucht. Das von der DFG geförderte Projekt German-English contrasts in cohesion – towards an empirically-based comparison (s. Projektwebsite: http://www.gecco.uni-saarland.de/; 17.09.2016) leistet einen Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke. Das Korpus, das dieser Arbeit zugrunde liegt, ist das bilinguale Korpus GECCo, das im Rahmen des Projektes entwickelt und mit Informationen über Kohäsionsmittel annotiert wurde.
Im vorliegenden Beitrag werden als Fallstudie Ellipsen, welche als Kohäsionsmittel verwendet werden können, sprach- und registerübergreifend genauer betrachtet. Es soll gezeigt werden, dass Ellipsen im Englischen und Deutschen in verschiedenen Textsorten gezielt eingesetzt oder auch vermieden werden und dass ein komplexer Zusammenhang zwischen Ellipsen und anderen Textverknüpfungsmitteln – insbesondere der Substitution und der lexikalischen Kohäsion – besteht. Hierzu wurden verschiedene Subtypen elliptischer Strukturen und ihre gegebenenfalls vorhandenen textuellen Bezugselemente in dem englisch-deutschen Korpus annotiert und hinsichtlich ihrer Häufigkeiten und Übersetzungsmöglichkeiten ausgewertet.
2 Ellipsen im Englischen und Deutschen
Ellipsen als lexikalische und syntaktische Auslassungen spielen eine wichtige Rolle als stilistisch markierte Strukturen sowie als Indikatoren für Sprachökonomie oder konzeptionelle Mündlichkeit. Werden sie als Kohäsionsmittel verwendet, tragen sie zur Textkohäsion und Textkohärenz bei. Sowohl im Englischen als auch im Deutschen kann angenommen werden, dass die Gebrauchshäufigkeiten bestimmter Ellipsensubtypen zu den typischen Merkmalen verschiedener Register und Textsorten beitragen. Dies lässt sich an der folgenden Korpusstudie belegen.
Endophorische Ellipsen,
welche als Textverknüpfungsmittel verwendet werden können, lassen
sich in nominale, verbale und klausale Ellipsen unterteilen (Halliday
& Hasan 1976).1
Bei nominalen Ellipsen wird das Kopfnomen in einer Nominalphase
ausgelassen, so dass nur der Modifikator des Nomens –
beispielsweise ein Zahladjektiv – als verbleibende
Rest-Konstituente (Remnant) übrigbleibt.
Beispiel:
Beispiel:
(1a)
There are many reasons why Britain is good for Europe. Let me choose
just four [ ]. (EO_ESSAY_013)2
(1b) Es gibt viele Gründe, warum
Großbritannien gut für Europa ist. Ich möchte vier [ ]
herausgreifen. (GTRANS_ESSAY_013)
Als verbale Ellipsen
werden Auslassungen in der Verbalphrase bezeichnet.
Beispiel:
Beispiel:
(2) Brass bands had
not been invented during the time of Giraldus Cambrensis. If they had
been [ ],
he certainly would have commented on them in detail. (EO_TOU_007)
Oft handelt es sich dabei
nicht allein um die Auslassung eines Hilfs-, Modal- und / oder
lexikalischen Verbs, sondern es fallen gleichzeitig auch weitere
dazugehörige Satzglieder wie Objekt oder Adverbialbestimmungen
weg.
Zur Kategorie der
klausalen Ellipsen zählen Auslassungen einer oder mehrerer
Konstituenten innerhalb
eines Satzes oder Teilsatzes, beispielsweise im
zweiten Teil von Adjazenzpaaren wie
Frage-Antwort-Sequenzen.
Beispiel:
Beispiel:
(3) Who said that? My parents [ ].
(ETRANS_FICTION_001)
Zwischen verbalen und
klausalen Ellipsen, wie sie bei Halliday & Hasan beschrieben
werden, lässt sich keine sehr scharfe Grenze ziehen (Halliday &
Hasan 1976: 197). Im ersten Fall wird die vollständige
Verbalphrase als Ausgangspunkt und Referenzeinheit genommen, im
zweiten Fall der clause,
zu dem bei grammatikalischer Vollständigkeit auch eine Verbalphrase
gehört. Aufgrund ihrer formalen Ähnlichkeiten bzw.
Abgrenzungsschwierigkeiten und der relativ geringen Häufigkeiten für
Einzelkategorien in den Korpusdaten bei einer zu feingliedrigen
Typologisierung werden beide Kategorien in der
vorliegenden Studie vorerst unter
einer gemeinsamen Kategorie zusammengefasst. Die Ergebnisse der
Studie können bei Bedarf jedoch nach detaillierteren Subtypen
gefiltert und analysiert werden. Wichtig für die Klassifikation der
untersuchten nominalen bzw. verbalen / klausalen Ellipsen ist,
dass sie als Resultat einer Auslassung im Hinblick auf eine
zugrundeliegende vollständige Struktur interpretiert werden.
Derartige Ellipsen werden als Kohäsionsmittel verwendet, wenn sie
einen satz- oder teilsatzübergreifenden textuellen Bezug auf ein
Antezedens haben.
Nicht
alle endophorischen Ellipsen sollten als Kohäsionsmittel aufgefasst
werden. Nicht-kohäsiv verwendete Ellipsen werden in der
Korpusanalyse zu Vergleichszwecken jedoch ebenfalls unter einer
speziellen Kategorie erfasst. Zu
den nicht-kohäsiven
Ellipsen
zählen exophorische, situationsdeiktische Beispiele (z. B.
I’ll
take four [ ] +
Zeigegeste) und kontextunabhängige, konventionalisierte
Ellipsen (z. B. at
the doctor’s [ ],
ETRANS_FICTION_010),
welche aber in den vorliegenden Korpusdaten äußerst selten
vorkommen. Häufiger unter den Ellipsen, die
nicht primär der Textverknüpfung dienen, sind
Fälle, die im gleichen Teilsatz wie das Antezedens oder lediglich in
einem Beisatz vorkommen, und auch solche, die ausschließlich in
Koordinationen möglich sind und nicht zur Verknüpfung von über die
koordinierte Struktur hinausgehenden Textpassagen geeignet sind.
Hierzu gehören nominale Ellipsen in koordinierten Nominalphrasen
(z. B. today's
world and tomorrow's [ ], EO_ESSAY_004)
oder in Appositionen (z. B. the
European single market, the world's largest [ ],
EO_ESSAY_011) sowie Auslassungen von Verben in Gapping-Konstruktionen
(The
coast is spectacular and the landscape [ ] diverse,
EO_TOU_006).
Die
äußerst häufig vorkommenden Subjektlücken3
und Subjekt+Hilfsverb-Lücken in Koordinationsstrukturen (z. B.
Er
fuhr nach Berlin und [ ] besuchte sie
oder Ferguson
was fined £20,000 and [ ]
given a four-match touchline ban
(Clarke 2012: 168)) bleiben bei dieser Analyse vorerst
unberücksichtigt, da sie in beiden Sprachen die grammatische Norm in
Koordinationsstrukturen mit dem gleichen Subjekt sind (s. z. B.
Greenbaum & Nelson 1999: 123), und da sie auch nicht als
Kohäsionsmittel zur Verknüpfung verschiedener Sätzen dienen
können. Die Vollform anstelle einer solchen Lücke wäre hier die
Ausnahme, während Ellipsen als Kohäsionsmittel, wie sie im
Mittelpunkt dieser Studie stehen, nicht sehr häufig verwendet
werden und stets eine optionale Kategorie sind.
Andere
Arten von Satzfragmenten sind nicht primär das Resultat einer
syntaktischen Auslassung und werden hier von Ellipsen generell
unterschieden. Zwar werden einige dieser Strukturen in der Literatur
zuweilen auch als Ellipsen bezeichnet, aber mehrere Gründe sprechen
dafür, sie als gesonderte Fälle zu betrachten. Dazu gehören
Anakoluthe und Aposiopesen als grammatische Abweichungen vom
regulären Satzbau sowie Überschriften, formulaische und
nicht-satzförmige Wendungen und Einwortsätze als eigenständige
Strukturen.4
Auch durch Herausstellungsstrukturen (Altmann 1981: 45ff) wie
Ausrahmungen oder Nachträge, die den Inhalt des vorausgehenden
Satzes präzisieren, können Fragmente entstehen.
Beispiel:
Beispiel:
(4)
Aber wenn diese Regel wirklich beherzigt wird, dann können die
Arbeitslosenzahlen bald wieder sinken. Und zwar dauerhaft.
(GO_SPEECH_007)5
Einige Fragmente sind
typisch für bestimmte schriftliche Textsorten, z. B.
Bedienungsanleitungen, während andere eher in Konversationen
vorkommen (Biber et al. 1999: 1037-1125).
Solche Satzfragmente werden in der Korpusanalyse ebenfalls
gesondert zu Vergleichszwecken erfasst. Ihre Funktion und Struktur
kann vielfältig sein; hier werden sie vorerst zusammengefasst, um
sie von den eigentlichen Ellipsenfällen zu unterscheiden. Es soll
u.a. der Frage nachgegangen werden, ob ein Zusammenhang zwischen der
Anzahl von kohäsiven Ellipsen, nicht-kohäsiven Ellipsen und
anderen Fragmenten im Text besteht. Die letzteren beiden tragen –
wie bereits erwähnt – nicht speziell zur Textkohäsion bei.
Fragmente können entweder einen abgehackten, stichpunktartigen
Schreibstil oder
gesprochene Sprache kennzeichnen, während nicht-kohäsive Ellipsen
vermutlich bevorzugt innerhalb von Satzgefügen in
schriftlichen Texten
mit komplexen syntaktischen Strukturen vorkommen.
3 Der Zusammenhang zwischen kohäsiven Ellipsen, Substitution und lexikalischer Kohäsion
Im
Vergleich zu anderen Textverknüpfungsmitteln werden kohäsive
Ellipsen sparsamer, dafür aber – meist zusätzlich zu ihrer
Funktion als Kohäsionsmittel – auch als Stilmittel mit bestimmten
Zwecken verwendet. Als Kohäsionsmittel tragen sie dazu bei,
Beziehungen zwischen Textelementen herzustellen, und zwar erfolgt
hierbei der Textverweis durch Leerstellen in der textuellen
Oberflächenstruktur. Zu ihren Funktionen gehört auch,
Wortwiederholungen zu vermeiden und bestimmte Konstituenten
besser hervorzuheben, was u.a. in expressiven und persuasiven
Textsorten häufig zur gezielten Verwendung von kohäsiven Ellipsen
führt. Bestimmte kohäsive Ellipsen können
Versprachlichungsstrategien zur Erhöhung der Informationsdichte
– beispielsweise in narrativen oder sachbezogenen
Schrifttexten – sein, während andere Ellipsensubtypen als
Mittel der Sprachökonomie eher mit der gesprochenen Sprache
assoziiert werden und überdies in der Distanzsituation eines
geschriebenen Textes eine fiktive Nähesprache suggerieren können.
Wenn eine endophorische Ellipse verwendet wird, ist dies in der
Regel nicht die einzige Möglichkeit, um Kohäsion zu erzeugen. Für
kohäsive Ellipsen, die im Allgemeinen zur Knappheit und Ökonomie
sprachlicher Ausdrücke beitragen, existieren unter den
Kohäsionsmitteln verschiedene Alternativen. Eine Ellipse kann
insbesondere durch die Verwendung von lexikalischen
Kohäsionsmitteln oder
Pro-Formen, die als Substitute eingesetzt werden, vermieden werden.
Sowohl Ellipsen als auch diese anderen Mittel können begleitet
werden von personaler, demonstrativer oder komparativer Referenz
(Halliday & Hasan 1976: 37ff), wenn gleichzeitig auch
demonstrative Begleiter, Possessiva oder Vergleichsausdrücke
verwendet werden.
Ellipsen und
Substitutionen werden den grammatischen Kohäsionsmitteln
zugerechnet, während wörtliche Wiederholungen und die
Wiederaufnahme von Konzepten durch Inhaltswörter, die eine
semantische Relation zwischen dem anaphorischen Ausdruck und dem
Antezedens verdeutlichen, zu den lexikalischen Kohäsionsmitteln
zählen. In dem folgenden Satz könnte beispielsweise auch ein
Substitut (their first one)
verwendet werden oder als Mittel der lexikalischen Kohäsion eine
Wortwiederholung (their first language)
oder auch ein Synonym bzw. eine Paraphrase (their
native tongue).
Beispiel:
Beispiel:
(5) Our students take on a new
language the same way they did their first [ ]. (EO_WEB_004)
Lexikalische
Kohäsionsmittel erfüllen andere Zwecke als Ellipsen. Synonymie,
Hyperonymie und Meronymie als Subkategorien der lexikalischen
Kohäsionsmittel dienen beispielsweise dazu, einen vielfältigen
Wortschatz in einem Text einzusetzen und dabei übermäßige
Wiederholungen zu vermeiden. Durch den Einsatz assoziativer oder
verwandter Begriffe lassen sich semantische Relationen
verdeutlichen oder im jeweiligen Kontext erst definieren. Des
Weiteren führt ihre Verwendung dazu, einen Sachverhalt klarer oder
erneut, aber mit anderen Worten zu illustrieren oder verschiedene
Aspekte eines Konzepts zu beleuchten. Da zahlreiche Synonyme nur
eine ungefähre Bedeutungsidentität oder auch zusätzliche
Konnotationen aufweisen, lassen sich feine Nuancen durch Wörter mit
Bedeutungsgemeinsamkeiten oder -ähnlichkeiten hervorheben.
Sogenannte general nouns
(Halliday & Hasan 1976: 274) als semantisch unspezifische
Hyperonyme und Vielzweckwörter (z. B. fact,
idea, thing, people) befinden sich an der
Schnittstelle zwischen grammatischer und lexikalischer Kohäsion
und können Vagheit, Unbestimmtheit und Nicht-Spezifizität
ausdrücken oder Sachverhalte zusammenfassen. Lexikalische
Rekurrenzen, d.h. Wiederholungen von Lexemen in der Funktion
lexikalischer Kohäsionsmittel, können hingegen das
Textverständnis erleichtern sowie zu terminologischer
Konsistenz und zur Vermeidung von Ambiguität beitragen. Auch
metrische und ästhetische Gründe können für die Verwendung von
Wortwiederholungen sprechen. Durch dieses Mittel lassen sich
Symmetrie und Parallelismen oder rhetorische Figuren zur
Betonung oder Bekräftigung einer Aussage erzielen. Im Diskurs können
lexikalische Rekurrenzen von komplexer Natur sein und von
Modifikationen prosodischer Strukturen begleitet werden. Partielle
Rekurrenzen sind nicht-exakte Wiederholungen mit Variation
bestimmter Komponenten, beispielsweise von Wortkomponenten in
Komposita. Sie können der Verallgemeinerung oder Erweiterung von
Begriffen dienen, z. B. als Hyperonym / Hyponym (water
/ groundwater) oder zur Hervorhebung von
Gegensätzen durch Ko-Hyponyme bzw. Antonyme (Fremdsprache
/ Muttersprache).
Als
Substitute hingegen
bezeichnen Halliday & Hasan (1976: 91ff) eine kleine Gruppe
grammatischer Elemente mit wenig semantischem Inhalt. Sie dienen der
Vermeidung von Wiederholungen, fügen jedoch nicht viel neue
Information im Text hinzu und stechen also weniger hervor als ein
Mittel der lexikalischen Kohäsion. Halliday & Hasan
unterscheiden die Ersetzung lexikalischer Elemente durch
grammatische Substitute (z. B. one
für Nomen, do für
Verben oder so für
Teilsätze) von Ersetzungen durch andere Pro-Formen wie
beispielsweise Pronomen. Diese behandeln sie gesondert unter der
Kategorie Referenzmittel,
da semantische Relationen zwischen Pronomen und Antezedenzien durch
Ko-Referenz entstehen können. Quirk et al. (1985: 75ff, 854ff)
zählen allerdings noch mehr Formen zu den Substituten und erklären,
dass eine Pro-Form entweder durch Ko-Referenz oder Substitution
mit dem Antezedens verbunden ist. Diese Konzepte sind laut Quirk et
al. (1985: 803) prinzipiell sehr verschieden, überlappen sich aber
in der Praxis.
Die
Entscheidung, zur Erzeugung von Kohäsion in einem Text Ellipsen,
Substitution oder lexikalische Kohäsionsmittel zu verwenden,
beeinflusst die Struktur und Dichte lexikalischer Ketten, also
die Abfolge lexikalischer Elemente im Text, die durch semantische
Relationen miteinander verbunden sind (vgl. Morris & Hirst 1991
zu lexical chains).
Die Motivation für solche diskursorganisatorischen
Entscheidungen wird beeinflusst von sprach- und registerspezifischen
Eigenschaften sowie individuellen stilistischen Präferenzen.
Translation
shifts in Übersetzungen, bei denen bestimmte
Kohäsionsmittel aus dem Ausgangstext im Zieltext durch andere Mittel
ersetzt werden bzw. bei denen im zielsprachlichen Text
Kohäsionsmittel hinzugefügt oder weggelassen werden, wurden in der
Vergangenheit speziell im Zusammenhang mit der
Explizierungshypothese (Blum-Kulka 1986) untersucht. Falls
Übersetzungen – bedingt durch den Translationsprozess im
Allgemeinen – tendenziell expliziter werden als Originaltexte, kann
man beispielsweise annehmen, dass Übersetzer systematisch
Konnektoren hinzufügen oder Pro-Formen durch Inhaltswörter
ersetzen. Ellipsen als Kohäsionsmittel und Verschiebungen, die
sich in Übersetzungen beim unterschiedlichen Gebrauch von
Ellipsen, Substitution und lexikalischer Kohäsion ergeben, sind
jedoch bisher weitgehend unberücksichtigt geblieben und sollen daher
im Folgenden anhand der Korpusdaten aus dem GECCo-Korpus analysiert
werden.
4 Ellipsen in einem bilingualen Korpus geschriebener und gesprochener Texte
Das
GECCo-Korpus besteht aus muttersprachlichen englischen und deutschen
Originaltexten aus verschiedenen geschrieben- und
gesprochensprachlichen Registern, wobei für die geschriebenen Texte
auch ihre Übersetzungen in die jeweils andere Sprache vorliegen.6
Es umfasst also sowohl parallele als auch vergleichbare Subkorpora
für Englisch und Deutsch. Für die vorliegende Untersuchung wurden
die englischen und deutschen Ausgangstexte und ihre jeweiligen
satzalignierten Übersetzungen der acht geschriebensprachlichen
Register untersucht:
politische
Aufsätze (ESSAY), Belletristik (FICTION), Bedienungsanleitungen
(INSTR), populärwissenschaftliche Texte (POPSCI), Aktionärsbriefe
(SHARE), vorformulierte politische Reden (SPEECH),
Tourismusprospekte (TOU) und Webseiten von Firmen und
Organisationen (WEB).7
Als gesprochensprachliche
Textsorten wurden akademische
Vorträge (ACADEMIC) und Interviews über Beruf und Alltagsleben
(INTERVIEW) untersucht, außerdem Dialoge aus Internetforen
(FORUM), die sowohl Elemente der Schriftlichkeit als auch solche
der Mündlichkeit enthalten und eine Sonderstellung im Vergleich mit
herkömmlichen Kommunikationsformen einnehmen. Jedes der jeweiligen
Subkorpora – z. B. deutsche Übersetzungen englischer politischer
Reden (GTRANS_SPEECH) – umfasst zumeist je zehn Texte und ca.
30.000 Tokens. Im GECCo-Korpus
wurden für alle Arten von Kohäsionsmitteln Annotationen
vorgenommen. Das
Annotationsschema für Ellipsen und die einzelnen Kategorien sind in
detaillierten projektinternen Richtlinien dokumentiert sowie in
Menzel (im Druck). In
Menzel & Lapshinova-Koltunski (2014) sind weitere Details zum
Korpusaufbau beschrieben.
Während
andere Kohäsionsmittel teilweise automatisch vorannotiert und nur
noch manuell nachkorrigiert werden konnten, war dies bei Ellipsen
nicht möglich, da man hierfür nicht automatisch nach
bestimmten Wörtern oder Oberflächenformen suchen kann, sondern
nur nach potentiellen Ellipsen-Umgebungen, Triggerstrukturen oder
sprachlichen Einheiten, die irgendeine Form der Auslassung
enthalten. Aufgrund
der zahlreichen möglichen Ellipsen-Umgebungen und Fragmentstrukturen
in den unterschiedlichen Kommunikationsszenarien der Korpustexte
erwies sich eine manuelle Annotation der oben beschriebenen Ellipsen-
und Fragmentarten sowie
ihrer
gegebenenfalls vorhandenen Antezedenzien als bedeutend genauer
als jegliche automatische Identifikationsmethoden.8
Auf
der Basis der grammatischen und syntaktischen Strukturen typischer
Umgebungen der annotierten Ellipsen9
sowie auf der Basis von ermittelten Informationen zu
durchschnittlichen Distanzen zwischen
Antezedens und endophorisch verwendeten Ellipsen können allerdings
bessere automatische Annotationsmöglichkeiten für die jeweils
sprach- und registerspezifischen relevantesten Fälle entwickelt
werden. Die
inzwischen im Korpus annotierten Kohäsionsmittel können gezielt
abgefragt werden, und die jeweiligen Beispielkontexte
und Häufigkeitswerte pro untersuchter Kategorie und untersuchtem
Subkorpus
können extrahiert und anschließend statistisch ausgewertet werden.
Die
Korpusanalyse bestätigt die Hypothese, dass Ellipsen mit
unterschiedlichen, registerspezifischen Häufigkeiten als
Kohäsions- und Stilmittel eingesetzt werden. In
Abb. 1 wird die
Verteilung von kohäsiven Ellipsen in englischen und
deutschen Originaltexten gezeigt:
Abb.
1: Gesamtanzahl kohäsiver Ellipsen (nominale + verbale / klausale
Auslassungen) in verschiedenen Registern englischer (EO) und
deutscher Originaltexte (GO), normalisiert pro 10.000 Tokens
Insgesamt
scheinen die
Unterschiede zwischen den beiden Sprachen nicht so groß zu sein wie
die Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Registern und
Textsorten. In beiden Sprachen dienen Ellipsen der Textverknüpfung,
und zwar am häufigsten in der gesprochenen Sprache bzw. in
mündlichkeitsnahen Registern wie FICTION oder FORUM, welche auch
dialogische Passagen enthalten. Bei den politischen Reden
(SPEECH) oder den Aktionärsbriefen (SHARE), die sich direkt an ein
bestimmtes Zielpublikum oder eine gewisse Adressatengruppe
richten, könnte man annehmen, dass sie ebenfalls bewusst
mündlichkeitsnah konzipiert seien. Dies ist aber bei den
vorliegenden Daten nicht der Fall, denn sie ähneln eher politischen
Essays oder populärwissenschaftlichen Texten, zumindest
hinsichtlich ihrer Verteilung von Kohäsionsmitteln.10
Die
registerspezifische Verteilung mit geringen Unterschieden zwischen
dem Englischen und dem Deutschen insgesamt trifft auch für die
einzelnen Subtypen von Ellipsen zu (Abb. 2).
Vergleicht
man die Anzahl der Fälle in den einzelnen Ellipsenkategorien, fällt
auf, dass trotz der vielfältigen theoretischen
Auslassungsmöglichkeiten in Verbalphrasen und clauses
verbale und klausale Ellipsen in der durchgeführten
Korpusanalyse zusammengenommen nur etwa ebenso frequent sind wie die
nominalen Ellipsen für sich genommen. In der geschriebenen Sprache
und in eher schriftsprachlich konzipierten, monologischen Registern
machen nominale Ellipsen dagegen die Mehrheit der kohäsiven Ellipsen
aus.
Obwohl
kohäsiv verwendete Ellipsen in allen Registern und in der Mehrheit
der einzelnen Korpustexte als Strategie zur Textverknüpfung eine
wichtige Rolle spielen, werden zahlreiche Ellipsen und Fragmente
nicht als Kohäsionsmittel, sondern in einer anderen Funktion
verwendet und müssen von den kohäsiven
Abb.
2: Anteil nominaler bzw. verbaler / klausaler Ellipsen unter den als
Kohäsionsmitteln
verwendeten Ellipsen (pro 10.000 Tokens)
Ellipsen
unterschieden werden. In Abb. 3 wird beispielhaft die Verteilung von
kohäsiven Ellipsen, nicht-kohäsiven Ellipsen und anderen Fragmenten
für die englischen Originaltexte verdeutlicht.
Abb.
3:
Kohäsive
Ellipsen, nicht-kohäsive Ellipsen und andere
Fragmente
im Englischen (pro 10.000 Tokens)
Offensichtlich
existiert ein Zusammenhang zwischen der Anzahl kohäsiver und
nicht-kohäsiver Ellipsen sowie anderer Fragmente im Text.
Schriftsprachliche Texte mit einer sehr geringen Zahl kohäsiver
Ellipsen weisen in manchen Fällen eine etwas höhere Anzahl
nicht-kohäsiver Ellipsen (ESSAY,POPSCI,SPEECH) auf, da Auslassungen
in diesen Registern eher als Gapping-Fälle
in koordinierten Sätzen oder satzintern in komplexen
Nominalphrasen verwendet werden. Vergleicht man die Häufigkeiten der
satzübergreifend zur Stiftung von Textkohäsion verwendeten
Ellipsen mit denen anderer Fragmente, stellt man fest, dass fast alle
Register durch eine höhere Verwendung von Satzfragmenten
gekennzeichnet sind (besonders FORUM, INSTR, TOU, WEB). Die
akademischen Vorträge (ACADEMIC) bilden hierbei die einzige
Ausnahme. Einige Register, die aus relativ heterogenen
Einzeltexten bestehen wie FICTION oder FORUM, in denen längere
narrative, deskriptive oder argumentative Passagen mit
alltagssprachlichen Passagen mit häufigem Sprecherwechsel
alternieren, enthalten überdurchschnittlich viele Fälle aller
untersuchten Kategorien, da sich den Autoren vielfältige und
abwechslungsreiche Möglichkeiten der Textorganisation
boten.
Große
Unterschiede im Gebrauch der untersuchten Strukturen stellten sich im
Vergleich von Originalen und Übersetzungen heraus. Wie in Abb. 4 am
Beispiel von nominalen Ellipsen gezeigt, sind die Übersetzungen in
den meisten Registern und in beiden Sprachen von einer
geringeren Anzahl nominaler kohäsiver Ellipsen geprägt als die
jeweiligen Ausgangstexte, wie dies auch bereits in Menzel (2014)
anhand einer Fallstudie zu Ellipsen in politischen Reden und ihren
Übersetzungen demonstriert wurde.
Abb. 4: Kohäsiv
verwendete nominale Ellipsen in Originalen und Übersetzungen beider
Sprachen (pro 10.000 Tokens)
Dieser
Trend ließ sich registerübergreifend in Bezug auf alle Ellipsen-
und Fragmentarten beobachten, denn in den übersetzten englischen und
deutschen Texten wurden weitaus weniger solcher stilistisch
markierten Strukturen verwendet als in den dazugehörigen Texten
der Ausgangssprache. In den deutschen Übersetzungen (GTRANS)
aus dem Register FICTION sowie in den Übersetzungen im Register WEB
kommen interessanterweise mehr kohäsive nominale Ellipsen vor als in
den Originalen. Bei diesen Registern handelt es sich allerdings um
Ausnahmen und relativ heterogene Textsorten, die in unseren Daten
individuell sehr verschieden sind. Übersetzer von Webtexten
verwendeten möglicherweise auch mehr nominale Ellipsen, da die
Übersetzungen aus anderen Gründen bereits länger wurden als
die Ausgangstexte es waren und das Layout der Webseite wohl möglichst
beibehalten werden sollte. Bei dem Vergleich beider Sprachen lässt
sich beobachten, dass in zahlreichen deutschen Originaltexten weniger
nominale kohäsive Ellipsen vorkommen als in englischen
Originaltexten. Dies ist bemerkenswert, da nominale Ellipsen im
Englischen wegen der geringeren morphologischen Spezifizierung von
möglichen Modifikatoren in Nominalphrasen bisweilen nicht in
Frage kommen, wo sie im Deutschen jedoch passend wären. Eine große
Anzahl der nominalen Ellipsen in den Daten folgt jedoch auf
Zahladjektive oder gesteigerte Adjektive, was in beiden Sprachen von
deren System her möglich ist. Auffällig ist auch, dass die
verschiedenen Register der englischen Originale beim Vergleich mit
den deutschen Originalen und den jeweiligen Übersetzungssubkorpora
oft die höchste oder zumindest die zweithöchste Anzahl kohäsiver
nominaler Ellipsen enthalten. In den meisten Registern der englischen
Übersetzungen lassen sich jedoch häufig die niedrigsten Werte für
diese Ellipsenkategorie feststellen. Daraus lässt sich folgern, dass
besonders in den englischen POPSCI-Übersetzungen, aber auch in
einigen anderen Registern die Übersetzer offenbar nicht
berücksichtigt haben, dass in vergleichbaren englischen
Originaltexten dieser Textsorte nominale Ellipsen ein relativ häufig
gebrauchtes Kohäsionsmittel sind. Es zeigt sich also hinsichtlich
des Gebrauchs von Textverknüpfungsstrategien eine deutliche
Diskrepanz zwischen den englischen Originalen und den englischen
Übersetzungen, wohingegen die deutschen Originale und die deutschen
Übersetzungen in Bezug auf diesen Aspekt weitaus näher
beieinanderliegen. Allein aus diesen Erkenntnissen lässt sich die
Explizierungshypothese, nach welcher Übersetzer unabhängig von
Sprachenpaar und Übersetzungsrichtung dazu tendieren, Übersetzungen
expliziter zu formulieren, indem sie beispielsweise Ellipsen
durch vollständige Strukturen ersetzen, nicht bestätigen.
Explizierungen lassen sich besonders bei Übersetzungen aus dem
Deutschen ins Englische feststellen, wo Übersetzer elliptische
Strukturen des Ausgangstextes im Zieltext anders formulieren und auch
an anderen Textstellen kaum Ellipsen verwenden, obwohl dies möglich
wäre.
Abgesehen davon lässt
sich feststellen, dass in den Übersetzungen aus dem GECCo-Korpus
Antezedenzien bzw. die ersten Elemente lexikalischer Ketten in
Übersetzungen in der Regel unverändert bleiben. Es wird z. B.
in kaum einer Übersetzung ein kataphorischer Verweis durch eine
Pro-Form oder eine elliptische Phrase eingefügt, wodurch ein
Antezedens ersetzt und an eine spätere Textstelle verschoben werden
könnte. Übersetzer nutzen bei anaphorischen elliptischen Strukturen
jedoch zahlreiche translation shifts:
Beispiel:
Beispiel:
(6a) There was not one way but many [
]. He followed first one [ ] and then the other [ ].
(EO_FICTION_002)
(6b) Nicht ein Weg, sondern eine
Vielzahl von Wegen lag vor ihm. Er folgte bald dem einen
Pfad, bald dem anderen [ ]. (GTRANS_FICTION_002)
Beispiel (6a) enthält
drei anaphorische nominale Ellipsen im englischen Ausgangstext, die
sich auf way beziehen.
In der deutschen Übersetzung (6b) steht am Anfang der Kette das
Lexem Weg, das
daraufhin wiederholt und im folgenden Satz durch ein etwas
spezifischeres, bedeutungsähnliches Wort (Pfad)
ersetzt wird. Anschließend wird eine anaphorische nominale Ellipse
verwendet, die sich dann aber auf den in der Übersetzung
hinzugefügten Begriff und nicht mehr satzübergreifend auf das
gleiche Wort wie im Ausgangstext bezieht. Hier entstehen also in der
Übersetzung anders strukturierte lexikalische Ketten, und
satzübergreifende Ellipsen werden vermieden.
Steiner (2015: 356ff)
nimmt an, dass general nouns
in englischen Texten im Allgemeinen
–
aber besonders auch in englischen
gesprochensprachlichen Texten sowie in englischen Übersetzungen aus
dem Deutschen - ein oftmals gewähltes Kohäsionsmittel sind. Mit der
vorliegenden Untersuchung kann bestätigt werden, dass im
Englischen häufig allgemeine Nomen vorkommen, die in deutschen
Übersetzungen bisweilen getilgt werden. Im Deutschen kann dann
beispielsweise eine nominale Ellipse oder ein spezifischeres Nomen
stehen, in einigen Fällen ist es im Deutschen auch möglich,
Modifikatoren zu nominalisieren, z. B. wird unemployed
people zu Arbeitslose
in der Übersetzung (EO/GTRANS_ESSAY_012), oder Adjektive vor dem
unspezifischen Wort things
werden nominalisiert.
Beispiel:
Beispiel:
(7a) Good things satiate and
bad things escalate. (EO_POPSCI_005)
(7b) Gutes sättigt und
Schlechtes eskaliert. (GTRANS_POPSCI_005)
Übersetzer scheinen im
Deutschen den nominalisierten Gebrauch von Adjektiven (8b) einem
elliptisch-attributiven vorzuziehen, bei dem das Bezugswort sowohl
semantisch als auch syntaktisch noch implizit vorhanden ist (8c).
Beispiel:
Beispiel:
(8a) And out of this dark, towards
him, stepped three most beautiful ladies. […]
And one day we will write it otherwise, that he chose the sparkling ones.
(EO_FICTION_002)
(8b) Und aus dieser Dunkelheit kamen
dem Jüngling drei wunderschöne Damen entgegen […] Und eines Tages
werden wir die Geschichte anders schreiben;
wir werden schreiben, dass er die beiden Prächtigeren wählte.
(GTRANS_FICTION_002)
(8c) Und aus dieser Dunkelheit kamen
dem Jüngling drei wunderschöne Damen entgegen […] Und eines Tages
werden wir die Geschichte anders schreiben; wir werden schreiben,
dass er die beiden prächtigeren [ ] wählte.
(Alternative Übersetzungsmöglichkeit mit nicht-nominalisiertem
Gebrauch des Adjektivs)
In Bezug auf bestimmte
deutsche general nouns
lässt sich allerdings beobachten, dass bei Übersetzungen ins
Englische selten ein allgemeiner Begriff oder eine nominale Ellipse
gewählt wird, sondern eher ein spezifischeres Nomen (neue
Leute
new staff, GO/ETRANS_ESSAY_007). Umgekehrt
werden auch manche spezifische Nomen aus dem englischen
Originaltext in der deutschen Übersetzung in einen allgemeineren
Begriff umgewandelt (some locals
einige Leute, vgl. auch Bsp. (9).
5 Didaktische Implikationen für den Fremdsprachenunterricht und die Ausbildung von Übersetzern
Einige
strukturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem
Englischen und dem Deutschen wurden in der Literatur bereits
umfassend behandelt und als Grundlage für den
Fremdsprachenunterricht und für die Ausbildung von Übersetzern
diskutiert. Königs (2011) beispielsweise behandelt u.a.
Partizipialkonstruktionen und Cleft-Sentences
aus dem Blickwinkel der Übersetzungsdidaktik. Grammatische und
lexikalische Mittel, mit denen Satzfolgen zu kohäsiven und
kohärenten Texten verknüpft werden können, werden in Königs
(2011) jedoch nur ansatzweise anhand einiger Beispiele zum Gebrauch
von Konnektoren behandelt. Auf registerspezifische Besonderheiten
wird dabei nicht eingegangen.
Generelle
Implikationen eines kontrastiven Vergleichs von Kohäsionsmitteln für
die Übersetzungswissenschaft und das Sprachenpaar Englisch-Deutsch
wurden von Steiner (2015: 358ff) angesprochen, der aufzeigt,
dass im Deutschen bei anaphorischen referenzidentischen Ausdrücken
weniger lokale Ambiguitäten toleriert werden als im Englischen,
und dass hierbei in deutschen Übersetzungen eher spezifischere
Demonstrativpronomen passend wären – Fälle, bei denen im
Englischen in ähnlichen Kontexten ein unspezifischeres it
steht. Logisch-semantische Beziehungen zwischen Propositionen sollten
bei Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche teilweise
expliziter ausgedrückt werden – z. B. durch die Hinzufügung von
Konnektoren –, da solche Zusammenhänge im Englischen in
Textsorten wie dem politischen Essay
oder in populärwissenschaftlichen Texten tendenziell etwas
impliziter ausgedrückt werden können.
Dem
Zusammenhang zwischen lexikalischer Kohäsion, Substitution und
Ellipsen als Kohäsionsmitteln ist bisher in monolingualen und
kontrastiven Studien kaum Beachtung geschenkt worden. Hierfür lässt
sich nach wie vor ein konzeptioneller sowie empirischer
Forschungsbedarf konstatieren. In der didaktischen Vermittlung
fremdsprachlicher und übersetzerischer Fähigkeiten sollte den
Studierenden dieser Zusammenhang verdeutlicht werden, um ihre
Textkompetenz sowohl in ihrer Muttersprache als auch in der
Fremdsprache zu fördern. Fremdsprachenlerner wie auch angehende
Übersetzer sollten systematisch üben, Kohäsionsmittel in
geschrieben- und gesprochensprachlichen Registern angemessen
einzusetzen und sich die jeweiligen Funktionen verschiedener
Kohäsionsmittel, eventueller Alternativen und textsortenspezifischer
Gebrauchshäufigkeiten bewusstmachen. Nicht nur in der
Übersetzerausbildung, sondern generell auch in der
Fremdsprachendidaktik sind Übersetzungsübungen oder
Übersetzungsanalysen ein nützliches Mittel, um die kommunikative
Kompetenz und Fähigkeiten der Studierenden hinsichtlich der
Textrezeption und der Textproduktion zu entwickeln.
Durch
die Verwendung von Texten aus Vergleichs- und Parallelkorpora im
Unterricht werden Lernende darin geschult, informierte Entscheidungen
zwischen verschiedenen Möglichkeiten der Textkohäsion nicht
allein auf der Basis ihrer Intuition zu treffen.
Die Funktionen der einzelnen Kohäsionsmittel sollten in der
Übersetzungsausbildung und im Fremdsprachenunterricht anhand
authentischer Beispiele aus verschiedenen Textsorten diskutiert
werden. Mit Hilfe solcher Daten können ausgewählte Kohäsionsmittel
in unterschiedlichen Kommunikationsszenarien gezielt untersucht
und mit äquivalenten Strukturen in der Fremdsprache verglichen
werden. In Übungen zu Textverknüpfungsmitteln haben Lernende
zudem die Möglichkeit, lexikogrammatische Kategorien nicht am
Beispiel von Einzelsätzen, sondern in zusammenhängenden
Textpassagen zu analysieren und ihr Bewusstsein für die textuelle
Organisation sprachlicher Informationen zu schärfen.
Neben
dem Online-Interface, das von Studierenden für Korpusabfragen
genutzt werden kann,11
wurden im Rahmen des Projektes auch Übungen und Arbeitsblätter
zum Gebrauch von Ellipsen, lexikalischer Kohäsion und Substitution
entwickelt, welche in der Übersetzerausbildung eingesetzt werden und
auch in der praktischen Fremdsprachenausbildung Verwendung finden
können. Anhand kommentierter Listen zahlreicher Beispiele von
Ellipsen in Original und Übersetzung werden die jeweiligen
Funktionen der einzelnen Kohäsionsmittel in verschiedenen Textsorten
verdeutlicht und mit denen fremdsprachlicher Äquivalente und
anderen Formulierungsmöglichkeiten verglichen. Die folgenden
Beispiele aus solchen didaktischen Materialien für
Fremdsprachenlerner und angehende Übersetzer illustrieren den
Gebrauch kohäsiver Ellipsen im Englischen und im Deutschen. In
Kommentaren zu den jeweiligen Beispielen kann dann auf die
spezifischen Lernbedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe eingegangen
werden.
Beispiel:
Beispiel:
(9a) Some locals pointed left; others
indicated right. (EO_FICTION_010)
(9b) Einige Leute zeigten nach links, andere [ ] nach rechts.
(GTRANS_FICTION_010)
In Beispiel (9) wird in
der deutschen Übersetzung eine verbale Ellipse in einer
Gapping-Struktur
verwendet. Im englischen Ausgangstext hingegen wird an dieser Stelle
ein Synonym des erstgenannten Verbs verwendet, wodurch eine parallele
Struktur entsteht. Die englische Sprache ist aufgrund ihrer
Geschichte und zahlreichen Entlehnungen besonders reich an Synonymen.
Im Deutschen kann an entsprechender Stelle eine Ellipse eine gute
Ausdrucksmöglichkeit darstellen, falls kein gleichermaßen
passendes Synonym zur Verfügung steht oder eine unübliche
Kollokation oder Wortwiederholung vermieden werden soll. Da Synonyme
meist nie exakt bedeutungsgleich sind, lassen sich vermeintlich
bedeutungsgleiche Ausdrücke aus dem Ausgangstext auch nur bedingt
durch vergleichbare Lexeme in der Zielsprache wiedergeben, ohne
leichte Bedeutungsverschiebungen, andere Konnotationen oder
stilistische Veränderungen zu generieren.
In gewissen Fällen sind
in grundlegend verschiedenen Textsorten wie fiktionalen
Texten (10) und Aktionärsbriefen (11) Ellipsen im Englischen
und Deutschen möglich und akzeptabel. Nominale Ellipsen in beiden
Sprachen werden besonders häufig nach Zahlwörtern oder
superlativischen Adjektiven innerhalb eines Satzes oder auch
satzübergreifend verwendet.
Beispiele:
Beispiele:
(10a) At the far end of the tent four
men were handing over their stakes to a fifth [ ].
(EO_FICTION_010)
(10b) Am anderen Ende des Zeltes waren
vier Männer gerade dabei, einem fünften [ ] ihren Einsatz in
die Hand zu drücken. (GTRANS_FICTION_010)
(11a) We have a great and unique
company. It is one of the most successful [ ] in the world.
(EO_SHARE_011)
(11b) Wir haben ein großartiges und
einzigartiges Unternehmen. Es ist eines der erfolgreichsten [ ]
auf der Welt. (GTRANS_SHARE_011)
In manchen Fällen ist
eine Paraphrasierung möglich, ohne dass der Text in der Zielsprache
dadurch länger oder expliziter wird, obwohl eine elliptische
Struktur nicht übernommen wird. In Beispiel (12) lässt sich die
klausale Ellipse im englischen Satz – ein Beispiel für
Sluicing – durch
eine Nominalphrase ersetzen, mit der implizit auf einen vorherigen
Satz Bezug genommen wird, ohne dass eine elliptische Struktur
entsteht.
Beispiel:
(12a) Group II introns are found only occasionally in bacteria, and it is easy to see why [ ]. (EO_POPSCI_004)
(12b) Auch bei Bakterien kommen Gruppe-II-Introns vor, jedoch nur äußerst selten. Der Grund ist leicht einzusehen. (GTRANS_POPSCI_004)
Beispiel:
(12a) Group II introns are found only occasionally in bacteria, and it is easy to see why [ ]. (EO_POPSCI_004)
(12b) Auch bei Bakterien kommen Gruppe-II-Introns vor, jedoch nur äußerst selten. Der Grund ist leicht einzusehen. (GTRANS_POPSCI_004)
Ellipsen können in der
Übersetzung verwendet werden, um Wiederholungen zu vermeiden, die
keine spezielle stilistische Funktion erfüllen, sondern im
Ausgangstext aus grammatischen Gründen notwendig waren. Da
Adjektive im Englischen nicht flektiert werden, muss dort
teilweise ein Substitut oder ein lexikalisches Element stehen,
wo im Deutschen eine Ellipse möglich ist (13).
Beispiel:
Beispiel:
(13a) The density of
water is higher than that of ice, whereas for all other
compounds the solid phase is denser than the liquid phase.
(EO_POPSCI_009)
(13b) Wasser hat eine größere
Dichte als Eis, während die Dichte aller anderen
Verbindungen im festen Zustand größer ist als im flüssigen [ ].
(GTRANS_POPSCI_009)
Umgekehrt ist es beim
Übersetzen vom Deutschen ins Englische bisweilen grammatikalisch
notwendig, bei nominalen Ellipsen nach Adjektiven auf andere Mittel
auszuweichen. In einem fiktionalen Text wurde entsprechend ein
Substitut (14b) und in der Übersetzung einer politischen Rede
(15b) eine Wortwiederholung gewählt, welche sich gut in den
Text der Rede einfügt, da diese Textsorte generell von
zahlreichen parallelen Strukturen und Wiederholungsfiguren geprägt
ist.
Beispiele:
Beispiele:
(14a) Gerd drückte die Zigarette aus und zündete sich eine neue [ ] an.
(GO_FICTION_002)
(14b) Gerd crushed out the cigarette
and lit a new one.
(ETRANS_FICTION_002)
(15a) Ich möchte als Bundespräsident
dazu beitragen, das Gefühl der
europäischen Identität zu stärken. Sie verdrängt die nationale [ ] ja nicht.
(GO_SPEECH_005)
(15b) As Federal President, I would
like to help strengthen our European identity.
It will supplement, not replace, our national identity.
(ETRANS_SPEECH_005)
Potentielle
Schwierigkeiten ergeben sich dann, wenn eine Ellipse prinzipiell
mehrdeutig ist. In (16a) bezieht sich all [
] anaphorisch speziell auf das Nomen projects
und wird daher in der Funktion eines
Indefinitbegleiters – gefolgt von einer nominalen Ellipse –
verwendet. In der deutschen Übersetzung verschiebt sich die
bevorzugte Lesart zu einer exophorischen Interpretation, so dass
‚all‘ eher
allgemein als Indefinitpronomen mit Bezug auf eine Gruppe von
Menschen verstanden wird, da es im Deutschen seltener ein
nicht-belebtes Agens in Subjektposition und keine Kollokation gibt
wie im Englischen (projects engage in… / ?
Projekte engagieren sich für…).
Beispiel:
Beispiel:
(16a) We support
such projects as the American People Ambassador Program. […] All
[ ]
engage in the personal exchange of information with leading public
and private sector citizens of foreign countries. (EO_ESSAY_023)
(16b) Wir
fördern Projekte wie das American People Ambassador Program […]
Alle [ ]
engagieren sich für den persönlichen Austausch von
Informationen mit führenden Vertretern des öffentlichen und
Privatsektors anderer Länder. (GTRANS_ESSAY_023)
Die Ersetzung
elliptischer Strukturen durch vollständige Sätze in persuasiven
Texten beeinflusst die Struktur und den Stil des Zieltextes und kann
dialogische Elemente wie Kurzantworten oder kurze Fragen abschwächen
(17).
Beispiel:
Beispiel:
(17a) There is a way
to engage students and make education relevant once again. How?
(EO_WEB_005)
(17b) Es gibt eine Möglichkeit,
Schüler zu motivieren und Bildung wieder stärker in den Mittelpunkt
zu rücken. Sie möchten gerne wissen, wie das
funktioniert? (GTRANS_WEB_005)
Solche Textausschnitte
aus den Korpusdaten, welche sich auch in den im Rahmen des
Projektes entwickelten Arbeitsblättern und Übersetzungsübungen
wiederfinden, sollen beispielhaft dazu anregen, dass
Fremdsprachenlerner und angehende Übersetzer ein Problembewusstsein
für sprach- und textsortenspezifische Verwendungsmöglichkeiten
von Kohäsionsmitteln entwickeln.
6 Zusammenfassung und Ausblick
Unsere
Korpusanalyse hat ergeben, dass syntaktische Mittel wie Fragmente und
Ellipsen in den untersuchten Textsorten gezielt eingesetzt und ebenso
gezielt vermieden werden. Insgesamt scheinen im Hinblick auf
Ellipsen und Fragmente weniger sprachsystembedingte Unterschiede
zwischen dem Englischen und dem Deutschen zu existieren als
zwischen den einzelnen Registern innerhalb der Sprachen, da beide
Sprachen ähnliche elliptische Strukturen ermöglichen, die je
nach Register und Ellipsen-Subtyp vergleichbare Funktionen
übernehmen. Ellipsen können dabei als Kohäsionsmittel, als
Stilfigur, zur Vermeidung von Wiederholungen und zur
Fokussierung bestimmter Konstituenten dienen. Erhebliche Unterschiede
im Gebrauch der untersuchten Strukturen stellten sich
tendenziell im Vergleich der Originale und ihrer Übersetzungen
heraus: In den übersetzten englischen und deutschen Texten wurden
ungleich weniger Ellipsen und Fragmente verwendet als in den
dazugehörigen Texten der Ausgangssprache und in vergleichbaren
Originaltexten der Zielsprache.
Fremdsprachenlerner,
Übersetzer und Autoren fremdsprachlicher Texte sollten sich
sprachübergreifend über typische syntaktische Muster und
Kohäsionsmittel in unterschiedlichen Kommunikationsszenarien bewusst
sein bzw. werden. Wenn stilistisch markierte Konstruktionen wie
Ellipsen oder Fragmente vermieden, falsch oder mit untypischen
Häufigkeiten verwendet werden, kann der erstellte Text auf
auffällige oder auch subtilere Weise Merkmale übersetzter oder
fremdsprachlich produzierter Texte enthalten, stellenweise sogar
redundant, zu explizit oder syntaktisch vereinfacht wirken.
Durch translation shifts
in Bezug auf die Art der verwendeten Kohäsionsmittel können sich im
Zieltext Verschiebungen semantischer Zusammenhänge oder ungünstige
Distanzen zwischen anaphorischen Ausdrücken und Antezedenzien
ergeben.
Im
Rahmen der vorliegenden Studie wurde für
verschiedene Textsorten eine
umfangreiche Sammlung authentischer Belege anaphorischer Ellipsen und
Satzfragmente angelegt, welche in Form von Übungsblättern mit
Übersetzungs- und Analyseaufgaben im Englischunterricht und ebenso
im DaF-Unterricht wie auch in der Ausbildung von Sprachmittlern und
Autoren multilingualer Texte Verwendung finden kann. Studierende und
Sprachlerner können das GECCo-Korpus für Abfragen von annotierten
Strukturen oder bestimmten grammatischen oder lexikalischen
Mitteln nutzen und ebenfalls von den kommentierten Beispielen mit
verschiedenen Übersetzungsvorschlägen und anschaulichen Sammlungen
von relevanten Textbelegen profitieren, um sich wichtige Aspekte
textueller Kohäsions- und Kohärenzstrukturen bewusst zu machen.
In
diesem Sinne leistet unsere korpusbasierte Studie – und auch das
GECCo-Forschungsprojekt insgesamt – in dem seit mehreren Jahren zu
Kohäsionsmitteln im Englischen und Deutschen geforscht wird,
einen Beitrag zur kontrastiven Linguistik und Diskurslinguistik –
mit wichtigen Implikationen und Schnittstellen zu
Übersetzungswissenschaft und Fremdsprachendidaktik.
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_____________________
1 Im Englischen werden diese als nominal / verbal / clausal ellipsis bezeichnet.
1 Im Englischen werden diese als nominal / verbal / clausal ellipsis bezeichnet.
2 Ellipsen
werden in diesem Beitrag durch eckige Klammern gekennzeichnet. Bei
Korpusbeispielen aus dem GECCo-Korpus wird hier die Text-ID, d. h.
der korpusinterne Code für den entsprechenden Korpustext
angegeben, bestehend aus dem Kürzel für die Korpussektion und der
Nummer der jeweiligen Datei (Abkürzungen: EO = englisches
Original, GTRANS = deutsche Übersetzung des englischen
Originals, GO = deutsches Original, ETRANS =
englische Übersetzung des deutschen Originals, s. auch Kapitel 3
zum Korpusaufbau)
3 Subjektlücken
in Koordinationsstrukturen werden ausführlich in Bonitz (2014)
behandelt.
4 Vgl.
Biber et al. 1999: 224ff zu non-clausal units und Quirk et al. 1985:
838ff zu irregular sentences, nonsentences und block language.
5 In
den Korpuszitaten wurde zur besseren Lesbarkeit eine eigene
Kursivierung zur Hervorhebung bestimmter Wörter vorgenommen.
6 Es
wurden nur solche Übersetzungen in das Korpus integriert, bei denen
anzunehmen ist, dass sie von professionellen Übersetzern
angefertigt wurden, welche in ihre Muttersprache übersetzten.
7 Das
GECCo-Korpus ist eine deutlich erweiterte Version des früheren
CroCo-Korpus (Hansen-Schirra et al. 2012). Die Texte der
geschriebensprachlichen Register wurden allerdings aus dem
CroCo-Corpus in das GECCo-Korpus integriert.
8 Querys
mit der Abfragesprache CQP (Evert 2005), mit denen potentielle
Ellipsenkontexte abgefragt werden, können lediglich dazu
dienen, einige spezielle Ellipsenarten (z. B. Auslassungen
von lexikalischen Verben nach Modalverben am Satzende) zu
finden, und führen in der Regel zu einer Vielzahl an irrelevanten
Treffern, die dann manuell wieder aussortiert werden müssen.
Falsche part-of-speech-tags
sind im Korpus selten, kommen jedoch – aufgrund der Abweichung
dieser von typischen syntaktischen Mustern – gehäuft in
Ellipsen-Umgebungen vor. Dies bedeutet, dass mehrere relevante
Beispiele allein durch automatisches Abfragen nicht gefunden werden
können. Zudem muss jeweils genau geprüft werden, ob es sich um
eine kohäsiv oder nicht-kohäsiv gebrauchte Ellipse oder eine
andere Art von Fragment handelt und ob es ein Antezedens im Text
gibt.
9 Mit
der Annotation von Ellipsen ist hier gemeint, dass nicht die
Auslassungslücken an sich annotiert wurden durch das Einfügen
eines leeren Elements oder der Rekonstruktion und Markierung
des ausgelassenen Elements, sondern dass die verbleibenden
Ellipsen-Remnants in den Annotationen markiert wurden.
10 Die
niedrigere Anzahl der Ellipsen im Deutschen in SHARE im Vergleich
zum Englischen ergibt sich vermutlich aus der Tatsache, dass
die untersuchten deutschen Aktionärsbriefe im Vergleich zu den
englischen Texten in der Regel sehr kurz und insgesamt von einem
geringen Anteil an Kohäsionsmitteln gekennzeichnet sind.
11 GECCo
hat eine webbasierte Version, die im Rahmen der CLARIN-D-Maßnahme
erstellt wurde und nun der wissenschaftlichen Öffentlichkeit auf
Anfrage zur Verfügung
steht. Das annotierte Korpus kann
systematisch mit der CQP-Abfragesprache
durchsucht werden. Die
Suchergebnisse lassen sich nach verschiedenen Kriterien
filtern, grafisch darstellen und exportieren (https://fedora.clarin-d.uni-saarland.de
/cqpweb/; 17.09.2016).