Konforme Satzeröffnung statt korrekter Verbstellung – Informationsstruktur und Kohäsion in Texten frankophoner DaF-Lerner
Catherine Felce (Paris, Frankreich)
Abstract
(English)
L2-learners
whose L1 is subject-prominent face difficulties to build verb-second
sentences in German which start with another element than the
subject. For francophone learners, learning German is often
associated with the knowledge of strict grammatical rules, especially
rules that determine the position of the verb in the sentence. The
position of the finite verb form is commonly presented as a golden
rule, while the occupation of the preverbal field does not seem to be
worth mentioning. The way how to start a declarative sentence cannot
be explained by means of syntactic rules. The occupation of the
pre-field can in fact only be described adequately, using notions of
information distribution and textual principles such as coherence or
cohesion. Regarding foreign language teaching, this means to
adopt another concept of grammar, drawing on the discursive and
textual preferences of the target language instead of focusing on
formal rules.
Keywords: Occupation of the
pre-field, information structure, language processing, cohesive
means, conceptualisation, conceptual patterns
Abstract
(Deutsch)
Deklarative
Verbzweitsätze im Deutschen, die mit einer anderen Konstituente als
dem Subjekt beginnen, bereiten solchen Lernern Schwierigkeiten, deren
L1 Subjekt-prominent ist. Frankophone Lerner assoziieren oft den
Deutschunterricht mit dem Erlernen strenger grammatischer Regeln –
und vor allem mit solchen Regeln, die die Position des Verbs im Satz
bestimmen. Die Stellung der finiten Verbform wird im Unterricht oft
als „goldene“ Regel vorgestellt, während die Besetzung des
Vorfeldes – des präverbalen Feldes – selten näher
betrachtet wird. Dabei ist die Wahl der Konstituente am Satzanfang
nicht beliebig und lässt sich nicht durch morphosyntaktische
Positionsregeln erklären. Verlässt man die gängige
verbzentrierte Perspektive, um den Satz aus der Perspektive der
Satzeröffnung zu betrachten, dann müssen organisatorische
Prinzipien auf der Ebene des Diskurses / Textes berücksichtigt
werden: Die Satzeröffnung lässt sich adäquat nur mittels
entsprechender Begriffe der Informationsverteilung und der
Vertextung beschreiben. Für den Fremdsprachenunterricht bedeutet
dies ein anderes Grammatikverständnis, das
sich weniger ausgeprägt an normativen Regeln orientiert, um
diskurs-, text- und situationsbedingte Präferenzen der Zielsprache
in Betracht zu ziehen.
Stichwörter: Vorfeldbesetzung,
Informationsstruktur, Sprachverarbeitung, Kohäsion,
Konzeptualisierungsprozesse, konzeptuelle Muster
1 Lernertexte – grammatisch korrekt und dennoch nicht zielsprachengerecht
1.1 Informationsstrukturelle Abweichungen
Die
Analyse von Lernertexten in der Zweitspracherwerbsforschung und der
Vergleich mit Texten in der L1 zeigt Unterschiede in der Art, wie
Sprecher Sachverhalte konzeptualisieren (Carroll & von
Stutterheim 1997; von Stutterheim 1999; von Stutterheim et al.
2002; von Stutterheim & Carroll 2005). Produktionen
fortgeschrittener Lernender erweisen sich als grammatisch korrekt,
ohne jedoch mit von Muttersprachlern erstellten Texten verwechselt
werden zu können. Aus den erwähnten Arbeiten ist
hervorgegangen, dass sprachspezifische Muster die kognitiven
Prozeduren prägen, die vor der Formulierung einer Äußerung
stattfinden und die Organisation der Informationsinhalte bestimmen.
Es stellt sich heraus, dass in Lernertexten die Informationsstruktur
von den Strukturen der L1 geprägt bleibt.
In
der Untersuchung von Bohnacker & Rosen (2008b) zur
Sprachproduktion schwedischer Studierender ergab die Beurteilung von
Muttersprachlern, dass die Äußerungen der Probanden nicht deutsch
„klangen“, da
Adverbialien am
Satzanfang fehlten oder weil Textverknüpfungen durch Konnektoren auf
lediglich ungenügende Art und Weise hergestellt werden.
Problematisch in den analysierten Lernertexten war nicht die
Verbstellung, die im Schwedischen und im Deutschen vergleichbar ist,1
sondern die Wahl der Konstituente im Vorfeld, die im Deutschen nach
anderen Prinzipien erfolgt als im Schwedischen.2
Beim
Erwerb der L1 werden Formen und diskursive Muster gleichzeitig
erworben. Die Schwierigkeit für L2-Lerner besteht darin, dass
sie schon über ein ausgebautes und produktives System von Prozeduren
verfügen, das sich aber für die Verarbeitung in der L2 als
ungeeignet erweist: Sprachspezifische Präferenzen müssen
zusammen mir den erlernten Formen neu erworben werden.
1.2 Mangelhafte Syntax
In Bezug auf Französisch
sprechende Lernende weist Martine Dalmas (2005: 101) ebenfalls einen
Mangel an diskursiver und textueller Kompetenz auf, der sich auf die
Rezeption der Texte negativ auswirken kann. Die Schwierigkeiten, die
sie in den Produktionen von Studierenden beobachtet, betreffen auch
die Satzeröffnung und kennzeichnen sich durch:
- eine Präferenz für die Besetzung des Vorfelds durch das Subjekt unter Vernachlässigung der Prinzipien der thematischen Progression,
- eine Wahl der nicht motivierten, sondern zufällig erfolgenden ersten Konstituente im Satz,
- eine fehlende Markierung der logischen, argumentativen oder chronologischen Verknüpfung (sprachspezifische Konnektoren werden selten verwendet).
Diese Abweichungen im
Vergleich zur Zielsprache sind einerseits auf die typologischen
Besonderheiten des Französischen als Subjekt-prominente Sprache
zurückzuführen, aber auch darauf, dass den Lernenden nicht
hinreichend erklärt wurde, wie Textualität im Deutschen
zustande kommt und welche Formen die Sprache zur Verfügung
stellt, um eine adäquate Abfolge der Sätze sowie sprachspezifische
Satzverknüpfungen zu gewährleisten.
2 Satzstruktur: Deutsch – Französisch kontrastiv
2.1 Die semantische Struktur der Verbalphrase
Die
Struktur der Verbalphrase im Deutschen ist durch die Position der
nicht-finiten Verbform gekennzeichnet. Die Komplemente werden so
geordnet, dass sie sich vom Verb ausgehend nach links entfalten. Man
spricht im Deutschen von einer regressiven Struktur oder von
Linksdirektionalität (Fabricius-Hansen 2010) im Gegensatz zur
progressiven Struktur, die das Französische charakterisiert:
Diese semantische
Struktur wirkt sich auf die Anordnung der Konstituenten in der
Linearität des Satzes aus:
- Konstituenten, die eine starke Anbindung zum Verb aufweisen, stehen hinten in der linearen Abfolge der Satzkonstituente;
- die Information entfaltet sich nicht auf eine progressive Weise, sondern bildet ein Ganzes, das sich erst erschließt, wenn der gesamte Verbalkomplex formuliert wird;
- im Gedächtnis des Sprechers und des Rezipienten muss daher der gesamte propositionale Inhalt aktiviert bleiben (Blumenthal 1997: 33).
2.2 Die topologische Struktur des Satzes
Die
lineare Struktur des Satzes entspricht einer topologischen Struktur.
Im sogenannten topologischen Stellungsfeldermodell (Wöllstein
2010) wird der Satz in verschiedene Felder unterteilt: Vorfeld,
Mittelfeld und Nachfeld.3
Im Aussagesatz besetzt die finite Verbform die zweite Position,
während die nicht finite Form des Verbalkomplexes in der letzten
Position erscheint.
Die
Verbalkomponente – finite und infinite Form – bilden die
sogenannte Verbalklammer, und die finite Verbform markiert die
Abgrenzung des Vorfelds:
- VorfeldLinke Satz-klammerMittelfeldRechte Satz-klammerNachfeldPräverbalePositionSatzklammerVFV2V END(1) Ichfahremit Peter nach Hamburg(2) Ichbingestern mit Peter nach Hamburggefahren-(3) Gesternbinich nach Hamburggefahren-(4) Mit PeterbinIch nach Hamburggefahren-
Tab. 1: Topologisches Modell des
deklarativen Satzes mit unterschiedlichen
Konstituenten im Vorfeld
Aufgrund dieser festen
Positionierung der finiten Verbform kann das präverbale Feld durch
ein einziges Satzglied besetzt werden, das aber nicht syntaktisch
festgelegt ist. Ist das Französische durch die Reihenfolge
Subjekt-Verb-Objekt (SVO) geprägt, können im Deutschen
unterschiedliche Elemente – das Subjekt, aber auch andere
Supplemente oder Komplemente – die präverbale Position einnehmen.
Verschiedene syntaktische
Kategorien sind vorfeldfähig, und ganze
Nebensätze können sogar auch als Vorfeldkonstituente die erste
Position im Satz besetzen.
Das
Besondere am Vorfeld liegt daran, dass es von einer einzigen
Konstituente – d.h. einer Informationseinheit –
besetzt werden kann,4
und dass dadurch eine Konkurrenz für die Wahl der Konstituente
in der präverbalen Position stattfindet, die es im
Französischen nicht gibt. Können im Französischen verschiedene
Elemente vor dem Verb auftreten, so ist im Deutschen eine Anhäufung
mehrerer heterogener Konstituenten aufgrund der restriktiven
Vorfeldbesetzung nicht möglich:
Im Frz. ist links vom Verb Mehrfachbesetzung durchaus möglich, ja sogar häufig, weil nämlich Adverbiale, das Subjekt, sowie pronominale Objekte dort asyndetisch nebeneinander und nicht, wie im Deutschen, nur statt einander auftreten können, siehe z. B.:(5) Hier soir, à la télé, à plusieurs reprises, ils ONT PASSE le reportage sur les émeutes.Gestern Abend HABEN sie im Fernsehen mehrmals den Bericht über den Aufstand GEZEIGT (oder anders gewichtet:] … WURDE im Fernsehen GEZEIGT.(Marschall 2012: 163; Hervorhebungen im Original).
2.3 Funktionen des Vorfelds bzw. der Satzeröffnung
Die präverbale Position
ist zwar syntaktisch abgegrenzt, sie ist dennoch nicht an eine
festgelegte syntaktische Funktion gebunden. Demzufolge folgt die
Vorfeldbesetzung Prinzipien, die einerseits die Organisation und
Hierarchie der Informationseinheiten im Satz bestimmen
(informationsstrukturelle Prinzipien):
Die Linearstruktur ist im Deutschen zum einen durch grammatische, strukturell bedingte Regeln determiniert, zum anderen durch kommunikative Faktoren und Erfordernisse der Informationsstrukturierung (Pasch et al. 2003: 65).
und andererseits der
Textualität und einer fließenden Abfolge der Äußerungen zugrunde
liegen (textuelle Prinzipien):
Das Vorfeld dient der textuellen Einbettung des Satzes, zu dem es gehört. Ausdrücke, die im Vorfeld platziert werden, weisen typischerweise einen Anschluss zum Vortext (und dem mit ihm aufgebauten Wissen) auf, leisten aber gleichzeitig auch eine (vorausgreifende) Einordnung des folgenden Textabschnittes in den Vortext. (Fandrych 2003: 183)
Nach diesen Prinzipien
spielt das Vorfeld eine wichtige Rolle in der Verteilung und
Gewichtung der Informationseinheiten innerhalb des Satzes und in der
Entfaltung der Information im Laufe eines Textes:
- als bevorzugter Platz für das Thema initiiert es die Dynamik der Proposition durch die Progression vom bekannten bzw. gegebenen zu neuen Wissensinhalten;
- das Vorfeld ist auch als ein bevorzugter Platz für zeitlich oder räumlich ausgerichtete, rahmensetzende Ausdrücke anzusehen, d. h. für solche Elemente, die zur situativen oder kontextuellen Einbettung der Äußerungen beitragen;
- im Vorfeld wird der chronologische oder topologische Rahmen festgelegt, der in erzählenden oder beschreibenden Texten eine zeitliche bzw. räumliche Verschiebung (in Anlehnung an von Stutterheim 1997) einleitet;
- die Konstituente im Vorfeld hat letztendlich eine Anschlussfunktion, die durch die Wiederaufnahme eines propositionalen Gehaltes eine Verknüpfung zum Vortext und zu einem aktivierten Wissen herstellt.
3 Grammatische Beschreibungen in französischen DaF-Lehrwerken
3.1 Verbzentrierte Perspektive und angebliche Freiheit am Satzanfang
Betrachtet
man die Erklärungen und die vorgeschlagenen Übungen zur
Konstruktion des deklarativen Satzes im Deutschen, stellt man
fest, dass sie sich ausschließlich auf eine präskriptive
Positionsregel für das Verb beschränken: Die Verbzweitstellung
wird gleichsam als „goldene“ Regel vorgestellt, und es ist
meistens von der freien Wortstellung die
Rede, da vor dem Verb unterschiedliche Elemente positioniert
werden können. Verschiedene Konstituenten werden genannt, aber eine
bestimmte Wahl gegenüber anderen Möglichkeiten wird nicht
gerechtfertigt.
Die Idee, dass die
Wortstellung und die Besetzung des Vorfelds im Deutschen frei sei,
entspricht aber einer falschen Vorstellung, die nicht über den Satz
hinaus sieht:
Auch wenn die Lehrmethoden heutzutage natürlich ganz andere sind, so hat die Tradition doch Spuren hinterlassen: 1) der Schwerpunkt im Sprachunterricht liegt – neben der Wortmorphologie – nach wie vor beim Satz und die Wohlgeformtheit einer Satzfolge wird kaum berücksichtigt; 2) die SVO-Reihenfolge prägt immer noch den Blick, und zwar nicht nur in der Schule. (Dalmas 2005: 100)
Samson (Samson 2004: 185)
spricht von einem Zusammenspiel am Satzanfang zwischen
syntaktischen Einschränkungen und gewissen Freiheiten, von denen der
Sprecher für bestimmte kommunikative Absichten Gebrauch machen kann.
Aber so frei, wie bisweilen angenommen, ist die Wahl der Konstituente
am Satzanfang nicht. Wie Dalmas (2005) es betont, handelt es sich
hierbei um eine Freiheit, die von textuellen Prinzipien bedingt ist
und deshalb nur begrenzt sein kann:
Diese angebliche „Freiheit“ ist aber eine heimtückische, denn in einem bestimmten Kontext (d.h. Text!) ist sie immer sehr begrenzt – warum dem so ist und welche Folgen es hat, ist gerade das, was den französischen Deutschlernern zu wenig klar gemacht wird. (Dalmas 2005: 101)
3.2 Unzutreffende Interpretation der Topikalisierung
Wenn
in Lehrwerken Erklärungen zur Vorfeldbesetzung gegeben werden, heißt
es oft, dass die Positionierung bestimmter Konstituenten ins Vorfeld
(Topikalisierung) dazu diene, diese Elemente
besonders hervorzuheben. Die angeführten Beispielsätze (1) bis
(4) aus dem Lehrwerk Spontan
(Faure-Paschal et al. 2013) setzen
diese Behauptung jedoch außer Kraft, anstatt sie zu belegen.
Beispiele:
(1) Gemüse mag ich auch.
(2) Das finde ich gut.
(3) Auf dem Markt bekommt man frisches Gemüse.
Beispiele:
(1) Gemüse mag ich auch.
(2) Das finde ich gut.
(3) Auf dem Markt bekommt man frisches Gemüse.
In (1) verweist die
Nominalphrase Gemüse
sehr wahrscheinlich auf ein Element, das im Vortext bereits
erwähnt worden ist und welches erneut aufgenommen wird. Die
Positionierung ins Vorfeld dient hier nicht zur Hervorhebung der NP,
sondern eher der Partikel auch
oder des Prädikats.
In
(2) steht das Element ‚das‘
auch ebenfalls eindeutig für eine Wiederaufnahme des Gesagten
und dient der Betonung des Urteils darüber (etw.
gut finden).
In
(3) gibt die Präpositionalphrase auf dem
Markt den situativen Kontext vor – sie
setzt einen Rahmen für den propositionalen Inhalt, und solche
rahmensetzenden Ausdrücke gehören zu denjenigen Konstituenten,
die bevorzugt im Vorfeld erscheinen.
Diese falsche
Interpretation der Vorfeldbesetzung hat Konsequenzen für die
Interpretation der Äußerung, kann aber auch die Produktion
spezifischer Realisierungen des Vorfelds beeinträchtigen:
Steht ein thematisches Element, das syntaktisch Komplement ist, im Vorfeld, dann wird seine Topikalisierung bei der Textrezeption fälschlicherweise oft als Hervorhebung interpretiert. Bei der Textproduktion werden infolgedessen Komplemente selten, ja zu selten topikalisiert, was sich schließlich auf die Textualität (d.h. Kontinuität des Inhalts) negativ auswirkt. (Dalmas 2005: 102)
Im folgenden Beispiel
(Faure-Paschal et al. 2013: 45) wird diese Fehlinterpretation
noch deutlicher illustriert, da in diesem Fall der Kontext genannt
wird.
Beispiel:
(4) Ich mag gern Hühnchen. Und du? – Hühnchen mag ich nicht! Aber ich mag…
Beispiel:
(4) Ich mag gern Hühnchen. Und du? – Hühnchen mag ich nicht! Aber ich mag…
An diesem Beispiel lässt
sich eine der Funktionen erkennen, die die Positionierung eines
Komplements am Satzanfang erfüllen kann:
- durch die Wiederaufnahme der Nominalphrase Hühnchen wird die Kontinuität des Gesagten gewährleistet;
- es handelt sich um eine Strategie der Fokussierung, die die Aufmerksamkeit des Rezipienten auf das wichtigste Element am Ende der Äußerung lenkt.
Dalmas
(2013) betont in diesem Zusammenhang, dass die Topikalisierung eines
Konstituenten nicht unbedingt mit ihrer Fokussierung einhergeht,
sondern eher der Fokussierung einer später erscheinenden Einheit
dient, so dass die Topikalisierung meist auf den Vortext zurückgreift
und mit dem fokussierten Element einen Bogen bildet, der zur
Spannkraft des Satzes beiträgt.
4 Analyse von Lernertexten und didaktische Vorschläge
4.1 Das Korpus
Das
hier zugrunde gelegte Korpus besteht aus Texten französischer
Schüler, aus einem collège
in einem Pariser Vorort. Die erhobenen Sprachproduktionen entstammen
Klassenarbeiten, die am Ende einer Unterrichtssequenz geschrieben
wurden. Sie gehören zu den Aktivitäten, die im Rahmen des
Deutschunterrichts in der 5. und 6. Klasse (6ème
und 5ème
im französischen System) durchgeführt wurden und zeugen für
die ersten Etappen des Fremdsprachenerwerbs im schulischen
Kontext. Es handelt sich um mündliche Interaktionen oder um
schriftliche Texte (Porträts oder Beschreibungen), die Ergebnisse
von kommunikativen Aufgaben (tâches5)
darstellen, wie die institutionellen Vorgaben sie in Anlehnung
an den Gemeinsamen Referenzrahmen für Sprachen (GeR)
definieren.6
Die
Datenerhebung erfolgte über zwei Jahre mit derselben Klasse, in der
die Schüler bereits ab der 5. Klasse zwei Sprachen – Englisch und
Deutsch lernen konnten. 22 Schüler hatten während der
Grundschulzeit Englischunterricht erhalten, 5 von diesen hatten
die Gelegenheit, im letzten Grundschuljahr auch an Einführungskursen
in Deutsch teilzunehmen, und nur einem Schüler wurde während der
Grundschule Deutschunterricht angeboten. In der Gruppe hatten nur
zwei Schüler außerhalb der Schule Kontakt zur deutschen Sprache
(CLAI und SIM7):
- TeilnehmerDaten-erhebungErstes Jahr: 5. Klasse(classe de 6ème)Zweites Jahr: 6. Klasse(classe de 6ème)Schüler: 25Alter: 10 - 12 JahreGeschlecht: 8 Jungen17 MädchenSchüler: 24Alter: 11 - 13 JahreGeschlecht: 7 Jungen17 Mädchen
Die
erhobenen Texte wurden zuerst transkribiert und dann mit Hilfe des
Partitur-Editors von EXMARaLDA (Schmidt & Wörner 2009)
segmentiert, um das Vorfeld auf mehreren Ebenen zu annotieren. Die
Annotationen wurden so konzipiert, dass sie nicht nur eine
syntaktische Beschreibung der Konstituente im Vorfeld liefern,
sondern auch die informationsstrukturellen und textuellen
Eigenschaften der Ausdrücke aufzeigen.
In
Bezug auf die Vorfeldbesetzung lieferte die Analyse quantitative
Daten. Zudem wurden individuell bemerkenswerte Realisierungen
des Vorfelds näher beschrieben. Beobachtet wurde vor allem, ob die
Satzeröffnungen innerhalb einer Satzabfolge als informationell und
textuell konform betrachtet werden konnten.
4.2 Vermittlung übergreifender grammatischer Kenntnisse
Die
Analyse der Satzeröffnung in den Lernertexten liefert Einblicke,
inwieweit die Lerner vermittelte Kenntnisse in ihrer Sprachproduktion
einsetzen, und welche sich dagegen von ursprünglich erworbenen
Verarbeitungsprozessen und Produktionsmustern entfernen.
Diese
Ergebnisse können für die Erarbeitung solcher didaktischen
Vorschläge herangezogen werden, die einer lernerzentrierten
Progression und nicht nur einem Lehrplan gerecht werden.
4.3 Informationsverteilung und Satzbau
Typische
Aufgaben im Anfängerunterricht betreffen die unmittelbare
persönliche Umgebung der Lernenden (u. a. Freizeitaktivitäten,
Schule, Familie, Freunde).
In einer
der Aufgaben (Wochenplan)
geht es darum, Informationen über Aktivitäten unter der Woche
auszutauschen: Die Lernenden arbeiten dabei zu zweit, stellen sich
gegenseitig Fragen und sollen jeweils eine Tabelle ausfüllen, die
die Aktivitäten des Partners zusammenfasst. Sie verwenden dabei
interaktive Muster, und jeder Gesprächsbeitrag (Turn)
besteht aus einer Frage und der Antwort darauf. Die möglichen Fragen
lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Welche
AGs
besuchst du? Welche
sind deine Aktivitäten in der Woche? Was hast du am Montag? oder
aber: Wann
hast du Tennis? Wann ist Orchester? Um wie viel Uhr spielst du
Fußball?
Je nach Gruppe fordert die Frage eine andere Linearisierungsoption.
Entweder bildet die Aktivität die fehlende Information, die als
Antwort auf die Frage (Was?
Welche Aktivität?)
neu hinzugefügt wird und nach dem Prinzip der
Informationsverteilung am Ende stehen soll, oder es wird nach der
Zeitangabe gefragt (Wann?)
und diese Information soll demselben Prinzip entsprechend fokussiert
werden:8
Beispiel:
(JUL_GIU_wochenplan)
104. JUL: Hallo Julia, wie geht's dir?
105. GIU: Hallo Jule! Mir geht's gut und du [dir]?
Beispiel:
(JUL_GIU_wochenplan)
104. JUL: Hallo Julia, wie geht's dir?
105. GIU: Hallo Jule! Mir geht's gut und du [dir]?
106. JUL: Mir
geht's auch gut Was machst du am Mittwoch?
107.
GIU: Am Mittwoch um 2 Uhr habe ich Theater und um 3 Uhr ist
Computerkurs. Und du, wann ist Tennis?
108.
JUL: Ich habe Tennis um / am Freitag um 2 Uhr. Und wann
spielst du Fußball?
109.
GIU: Fußball ist am Freitag um 3 Uhr.
110.
JUL: OK.
In der Antwort wird ein
Element der Frage wiederaufgenommen (und manchmal ergänzt) und
dadurch erscheint die für den Hörer wichtige Information am Ende
des Satzes. Es ist besonders interessant zu beobachten, dass die
produzierten Äußerungen dazu mehrheitlich korrekt sind (89,1 %)
und nicht unbedingt mit dem Subjekt anfangen (XV2).
Beispiele:
(TEO_MARC_wochenplan)
209. TEO: Was machst du am Mittwoch?
Beispiele:
(TEO_MARC_wochenplan)
209. TEO: Was machst du am Mittwoch?
210.
MARC: Am Mittwoch um 3 Uhr habe ich Tanz und um 5 spiele ich Fuβball.
Und du am Mittwoch?
211.
TEO: Am Mittwoch um 2 Uhr habe ich Computerkurs und 4 Uhr spiele ich
Handball
(NEI_PIE_wochenplan)
180.
NEI: Was machst du am Donnerstag?
181.
PIE: Am Donnerstag um eins Uhr lerne ich Englisch und um drei Uhr
lerne ich Französisch und um fünf Uhr spiele ich Federball.
(IFI_MAU_wochenplan)
89. IFI:
Und du was machst du am Freitag?
90. MAU:
Am Freitag um 2 Uhr habe ich Musiktheorie, am Freitag um 3 Uhr
spiele ich Theater und um 4 Uhr nein / und um 5 Uhr spiele ich
Fußball und um 6 Uhr habe ich Naturprojekt
Abb. 2: Verteilung der
Vorfeldbesetzungen für die Aufgabe Wochenplan
Eine solche Aufgabe trägt
dazu bei, Satzeröffnungen mit einem anderen Element als dem Subjekt
zu banalisieren (d.h. als ein normales, häufig auftretendes
Phänomen zu betrachten und zu verwenden) und diese Assoziationen zu
wiederholen. Interessanter noch ist die Tatsache, dass die
Wiederholung zu sprachspezifischen Konstruktionen führen kann, wie
z. B. der Topikalisierung eines Komplements, die nach Dalmas
(2005: 102) in Lernertexten sehr selten vorkommt.
Beispiel:
(MARI_MEL_wochenplan)
136: (…) Was machst du am Donnerstag / Freitag?
Beispiel:
(MARI_MEL_wochenplan)
136: (…) Was machst du am Donnerstag / Freitag?
137.
MAR: Am Freitag um 2 Uhr habe ich Fossilienclub und am Freitag um 4
spiele / habe ich Naturprojekt mit du. Wann gehst du schwimmen?
138.
MEL: Ich gehe schwimmen am Donnerstag um 2 Uhr. Was machst du am
Dienstag.
139.
MAR: Am Dienstag um 3 Uhr habe ich / spiele ich Flöte und am 5 habe
ich Schulorchester. Wann ist Florettfechten?
140.
MEL: Florettfechten spiele ich am Mittwoch um 4 Uhr. Wann ist
Klavier?
141.
MAR: Ich / Klavier ist am Donnerstag um 3 Uhr.
142.
MEL: OK
Florettfechten steht als
Akkusativkomplement am Satzanfang. Diese Konstruktion würde im
Französischen durch eine Positionierung des Komplements
außerhalb des Satzbauplans (Thematisierung der Nominalphrase und
deren Wiederaufnahme durch eine Proform: Le
fleuret, j’en
fait le mercredi à 4 heures) realisiert. Der
Satz im Deutschen ist nicht nur informationsstrukturell konform,
syntaktisch gesehen haben wir es hier auch mit einer
sprachspezifischen Topikalisierung zu tun, ohne dass
grammatische Erklärungen gegeben werden müssen. Die Hierarchie der
Konstituenten erklärt sich von selbst: Damit die entsprechende
Tabelle erfolgreich ausgefüllt werden kann, muss das Prinzip
Bekannte Information kommt vor neuer
Information eingehalten werden:
Arbeitsgemeinschaften
(AGs)
Computerkurs Naturprojekt
Schulorchester
Flöte Fußball Tennis
Theater Fossilienclub
Schülerzeitung
Volleyball Handball Schwimmen
|
|||||
Montag
|
Dienstag
|
Mittwoch
|
Donnerstag
|
Freitag
|
|
14 Uhr
|
|||||
15 Uhr
|
|||||
16 Uhr
|
|||||
17 Uhr
|
Abb. 3: Arbeitsblatt zur Durchführung
der Aufgabe Wochenplan
Die
Leitfrage ist dabei: Welche sind deine
Aktivitäten in der Woche? Um die Tabelle
ausfüllen zu können, muss der Hörer zuerst wissen, in welches
Kästchen er die erhaltene Information eintragen soll. Er kann
sich diese Information umso leichter merken, dass sie am Ende der
Äußerung formuliert wird. Dann kann er nachprüfen, ob er die
Information richtig eingetragen hat: Die entsprechende Frage
lautet: Wann ist Fußball?
und die Zeitangabe stellt in diesem Fall die erfragte Information
dar.
Bei
dieser Übung werden Konstruktionen nach dem Schema Verb-Subjekt
eingeübt, wiederholt und im Gedächtnis verfestigt. Dadurch
können sie auch in den ersten Phasen des Erwerbs als memorierte
Einheiten wieder aufgerufen werden, ohne die kognitiven Ressourcen in
Anspruch zu nehmen, die bei der Abrufung und bewussten Anwendung
einer grammatischen Regel notwendig wären.
Informationsstrukturelle
Erklärungen können sich hier als effektiver erweisen als
grammatische Beschreibungen. Die Wiederaufnahme einer Komponente der
Frage (bzw. Zeitangabe oder Aktivität) ermöglicht eine adäquate
Progression. Der Fokus – also die für den Rezipienten wichtigste
Information – steht am Ende.
Außerdem
kann die Wiederaufnahme die Produktion von sprachspezifischen
Konstruktionen fördern (z. B. mit einem Komplement am
Satzanfang) und trägt gleichzeitig zur Kohäsion zwischen den
Äußerungen bei. Sie kann auch durch andere Mittel als die schlichte
Wiederholung realisiert werden. In den folgenden Beispielen verwenden
die Schüler eine Assoziation Verb-Subjekt mit einem leeren Vorfeld.
Das Anadeiktikum da könnte hier als Ersatz für die wiederholte
temporale Einheit eingeführt werden9
und zugleich eine korrekte Positionierung der verbalen Komponente als
auch eine adäquate Sinnkontinuität zwischen aufeinanderfolgenden
Sätzen bewirken.
Beispiele:
(EMA_TAM_kino)
79. EMA: OK. Hast du Zeit am Donnerstag um 4?
80. TAM: Unmöglich [da]10 habe ich Fußball. (OK) Hast du Zeit am Freitag?
Beispiele:
(EMA_TAM_kino)
79. EMA: OK. Hast du Zeit am Donnerstag um 4?
80. TAM: Unmöglich [da]10 habe ich Fußball. (OK) Hast du Zeit am Freitag?
81.
EMA: Nein, [da] habe ich schon so viel! Ich habe um 2 Musik
und um 4 habe ich Hausaufgaben.
(MAU_CLAR_kino)
162.
MAU: (…) Was machst du am Mittwoch?
163.
CLAR: Um wie viel Uhr?
164.
MAU: Um 5 Uhr / um 15 Uhr.
165.
CLAR: Ja,*enfin* Entschuldigung, [da kann ich] ich kann
aber um 16 Uhr habe ich Schach-AG.
4.4 Konzeptuelle Muster und Textgestaltung
Vor der Formulierung
einer Äußerung finden Planungsprozesse statt, die von Stutterheim
(1997) ausführlich beschrieben hat. Sich auf Levelts Modell der
Sprachproduktion und -rezeption (1989) stützend, erklärt sie, wie
vor der lexikalischen und grammatischen Enkodierung eine
Diskursrepräsentation geformt wird, in der die Informationsinhalte
aus den verschiedenen konzeptuellen Domänen (Entitäten, Raum,
Zeit, Modalität, Handlungen, Vorgänge, Ereignisse) selegiert und
hierarchisiert werden. Die Quaestio,
das heißt die Frage, auf welche der Text antwortet, bestimmt die
Perspektivierung des Geschehens, Topikvorgabe und Hauptstruktur des
entstehenden Textes.
Die Information innerhalb
eines Textes entfaltet sich auf eine bestimmte Art und Weise, die
sprachspezifisch ist. Diese referentielle Bewegung erfolgt in
Beschreibungen, die Zeitangaben oder räumliche Spezifizierungen
anführen, nach dem Prinzip der Verschiebung:
Von Verschiebung sprechen wir dann, wenn ein neuer Referent durch explizite Anbindung an einen bereits genannten eingeführt wird. Dieser Fall ist besonders typisch für die konzeptuellen Domänen Raum und Zeit, etwa bei Ausdrücken wie „danach, davor“ oder „darauf, dahinter“. Dabei wird also gleichzeitig ein Referent beibehalten (durch das anaphorische Element „da(r)-“). (von Stutterheim 1997: 63f.)
Zeitliche Ausdrücke
bilden eine Chronologie für aufeinander folgende Tätigkeiten
oder Ereignisse, und topologische Ausdrücke zeichnen eine
Progression im Raum. Wenn sie im Vorfeld platziert werden, markieren
diese Ausdrücke einen Übergang zu einer neuen Zeitspanne oder zu
einem neuen Orientierungspunkt.
5
Informationsentfaltung
5.1 Verschiebung in
der Zeit
Die temporale und
räumliche Entfaltung der Information gehört auch zu den typischen
Aufgaben im Anfängerunterricht. In verschiedenen Aufgaben sollen die
Schüler einen chronologischen Ablauf beschreiben können
(Tagesablauf, Aktivitäten am Wochenende, Ferienbericht).
Durch authentische
Beispieltexte können die Schüler mit verschiedenen Ausdrücken
vertraut gemacht werden und eine Vielfalt von Möglichkeiten
entdecken, zeitliche Abläufe zu markieren.
Die Aufgabe Tagesablauf
besteht darin, den Tagesablauf von Schülern im Ausland zu
beschreiben. Uhrzeiten und Aktivitäten werden gegeben mit der
Anweisung, daraus einen informativen Text zu schreiben.
Aus
den gegebenen Informationen (Liste von einfachen Uhrzeiten und
Aktivitäten) werden dann Texte geschrieben, in denen andere –
teilweise viel komplexere – Mittel als die gegebenen Uhrzeiten
eingesetzt werden, um die Zeitverschiebung zu verdeutlichen:
- Präpositionalphrasenum halb achtvon siebzehn Uhr bis etwa achtzehn Uhrnach dem Frühstück nach dem Essennach den Hausaufgabennach der [dem]Unterrichtnach der [dem] SchulschlussAdverbialphrasenzuerst, dann, morgensKomplexeNominalphraseneine Stunde nach dem Essenetwa 45 Minuten späterungefähr eine halbe Stunde später[Eine] Viertelstunde späterNebensätzewenn die Schule aus ist,before [bevor] sie ins Bett gehtKomplexe Gebildedann, um sechs Uhrnach dem Abendessen, wenn sie ihre Freundin an nicht ruft [nicht anruft]erst dann
- IdiosynkratischeAusdrückenach ihre Freunde treffenvor dem Freunde treffendrei Stunden früher [vor dem] schlafen gehennach [danach]eine Stunde nach [danach]nach dem Basketball spielennach [dem] Klavier üben
Tab.3:
Ausdrücke aus den Lernertexten11
zur Markierung der zeitlichen
Verschiebung
Das folgende Beispiel
zeigt, wie eine optimale Entfaltung der Information zustande
kommt, indem jede neue Informationseinheit sich auf einen
eingeführten Referenzpunkt bezieht und eine zeitliche
Kontinuität hergestellt wird.
Beispiel:
(IFI_tagesablauf)
56. Hallo! Heute beschreibe ich Lauras Tagesablauf.
Also, Laura steht um 6:20 auf und zwanzig Minuten danach frühstückt sie. Um halb acht fangt [fängt] die Schule an und um eins isst sie zu Mittag. Eine Stunde danach macht sie Hausaufgaben und spielt Klavier bis um fünf, da trefft [trifft] sie Freunde aber um sechs soll sie zu Hause sein. Da isst sie nämlich zu Abend, dann ruft sie Freundin[nen] an und sieht sie fern vor schlafen gehen um halb zehn.
Beispiel:
(IFI_tagesablauf)
56. Hallo! Heute beschreibe ich Lauras Tagesablauf.
Also, Laura steht um 6:20 auf und zwanzig Minuten danach frühstückt sie. Um halb acht fangt [fängt] die Schule an und um eins isst sie zu Mittag. Eine Stunde danach macht sie Hausaufgaben und spielt Klavier bis um fünf, da trefft [trifft] sie Freunde aber um sechs soll sie zu Hause sein. Da isst sie nämlich zu Abend, dann ruft sie Freundin[nen] an und sieht sie fern vor schlafen gehen um halb zehn.
Abb. 4: Zeitliche Verschiebung in
der Aufgabe Tagesablauf
Andere Beispiele
illustrieren die Vielfalt der verwendeten Ausdrücke, sowie den
Rückgriff auf idiosynkratrische Konstruktionen, die imitativ
gebildet werden –s. den Ausdruck vor
dem Freunde treffe, der offensichtlich solche
Vorbilder wie nach dem Essen, nach dem
Frühstück nachahmt und eine Vorstufe für
den Erwerb temporaler Nebensätze bilden könnte.
Beispiele:
(CLAI_tagesablauf)
Beispiele:
(CLAI_tagesablauf)
13.
Jeden Morgen steht sie um 6:20 auf. Dann
frühstück[t] sie um 6:45. Etwa 45 Minuten später geht sie zur
Schule. Nach der Schule geht sie nach Hause. Da isst Laura zu Mittag
(CLAR_tagesablauf)
Sie
frühstückt um Viertel vor sieben. Dann geht sie in
die Schule. Wenn die Schule zu Ende ist, geht sie nach Hause
und ein [e] Viertelstunde später isst sie zu Mittag. Vor
dem Freunde treffe, macht sie ihr[e] Hausaufgaben und ihre üben
[Übungen] für das Klavier [Klavierübungen]. Erst dann
trifft sie sich [mit] ihr [en] Freunden.
Was hier außerdem
festgestellt werden kann, ist die korrekte Realisierung der
Verbstellung (86,9 %), obwohl einige komplexere
Vorfeldkonstituenten beobachtet werden können.
Beispiele:
(CLAR_tagesablauf)
Beispiele:
(CLAR_tagesablauf)
22.
Wenn die Schule zu Ende ist,
geht
sie nach Hause und ein [e] Viertelstunde später isst sie zu Mittag.
(EMA_tagesablauf)
37.
(…) um sechs Uhr nach dem zu Abend essen [Abendessen] ruft sie
seine [ihre] Freundin [an].
(NEI_tagesabalauf)
121.
(…) nach dem Abendessen wenn sie ihre Freundin an nicht ruft [nicht
anruft], sieht sie fern.
5.2 Verschiebung im Raum
Neben
Zeitangaben gehören Raumausdrücke zu den Grundeigenschaften, die
die sprachliche Rekonstruktion von Ereignissen ermöglichen (Watorek
2005). Nachdem die Schüler mit sprachlichen Mitteln zur Markierung
der chronologischen Abfolge und zur Herstellung der
Sinnkontinuität (u.a. mit Hilfe von Ausdrücken wie da,
dann, danach und davor)
vertraut gemacht wurden, wurde eine Aufgabe durchgeführt, die eine
räumliche Verschiebung erforderte. Die Aufgabe bestand darin, das
Klassenfoto zu beschreiben. Einige Mitschüler wurden zuerst durch
ihren Platz auf dem Foto identifiziert
(in der Mitte, ganz links in der Ecke)
und bildeten Orientierungspunkte für die Lokalisierung und
Identifizierung anderer Schüler. Es handelt sich aber bei der
statischen Lokalisierung um eine komplexe Angelegenheit, da der
Raum entsprechend konstruiert werden soll, und zwar:
- nach einer gewissen Perspektive, die intern oder extern sein kann, und
- nach gewissen Orientierungspunkten: Dabei kann die Orientierung entweder „projektiv“ erfolgen, d.h. nach einem Koordinatensystem und mit solchen Ausdrücken wie oben / unten / hinten / vorne / ganz links, oder „topologisch“,12 d.h. die Entitäten werden durch die Position anderer Entitäten lokalisiert: neben X steht Y.13
An dieser Aufgabe ist
interessant, dass die Schüler die Ausdrücke für die
Raumbeschreibung lernen und anwenden können, ohne auf die
Kasusmarkierung achten zu müssen, da hauptsächlich Vornamen
benutzt werden. Bevor sie mit der Nominalmorphologie zu ringen haben
und Aufmerksamkeitsressourcen dafür einsetzen, lernen sie
zuerst, wie der referenziellen Rahmen konstruiert wird und wie
sich ein neuer Orientierungspunkt auf eine unmittelbar davor
lokalisierte Person beziehen soll.
Beispiele:
(MARI_meine_klasse)
126. Die [Das] Foto ist meine Klasse die 7AB. Ganz vorne in der Mitte ist einen [ein] Junge, der Arthur heißt, links neben Arthur ist Iphigenie und rechts neben Arthur ist Theo. Hinter Theo ist Louise und hinter Louise ist einen [ein] Mädchen die [das] Melanie heißt. Ich bin links neben Louise.
(CLAR_meine_klasse)
32. Mit das [der] Mail gibt es eine [ein] Foto, Also, hinten in der Ecke rechts sitzt Eva. Links neben Eva steht Eléa. Ich bin links neben Eléa. Vorne in der mitten [Mitte] sitzt ein Junge, der Arthur heißt. Links neben Arthur sitzt ein Mädchen, die [das] Iphigénie heißt. Rechts neben Arthur sitzt Theo.
Beispiele:
(MARI_meine_klasse)
126. Die [Das] Foto ist meine Klasse die 7AB. Ganz vorne in der Mitte ist einen [ein] Junge, der Arthur heißt, links neben Arthur ist Iphigenie und rechts neben Arthur ist Theo. Hinter Theo ist Louise und hinter Louise ist einen [ein] Mädchen die [das] Melanie heißt. Ich bin links neben Louise.
(CLAR_meine_klasse)
32. Mit das [der] Mail gibt es eine [ein] Foto, Also, hinten in der Ecke rechts sitzt Eva. Links neben Eva steht Eléa. Ich bin links neben Eléa. Vorne in der mitten [Mitte] sitzt ein Junge, der Arthur heißt. Links neben Arthur sitzt ein Mädchen, die [das] Iphigénie heißt. Rechts neben Arthur sitzt Theo.
Bemerkenswert ist hier
auch die Tatsache, dass die Lerner bei der Vorfeldbe-setzung relativ
erfolgreich sind – trotz der Komplexität der räumlichen
Orientierung und der Vielfalt der Verbformen (sein,
stehen, sitzen, liegen, hängen), für die im
Französischen keine entsprechenden Verbformen existieren:
Abb. 5: Vorfeldbesetzung in der
Textsequenz Raumbeschreibung
(Aufgabe
meine_klasse)
Die Beispiele zeigen,
dass nur wenige Schüler von den Präferenzen ihrer L1 abweichen
können und Konstruktionen bevorzugen, die mit dem Subjekt anfangen
(SIM) oder die wortwörtlich aus dem Französischen übertragen
werden (TEO) – ohne Rückgriff auf sprachspezifische Mittel (hier
die Verben sitzen oder
stehen).
Beispiele:
Konstruktion Subjekt-Verb (SubjV2):
(ROM_meine_klasse)
Das ist meine Klasse, ich bin hinten rechts zwischen Maelle und Claire. Maelle hat kurze Haare und Claire hat blonde Haare. Meine Freundin Clara steht rechts neben Claire. Pierre sitzt links das Foto [auf dem Foto]
(SIM_meine_klasse)
Arthur steht vorne zwischen Iphigénie und Théo.
Marine sitzt zwischen Giulia und Juliette.
Johan steht hinten zwischen Siméon und Maud.
Claire steht hinten zwischen Romane und Clara.
Marco steht in der Mitte zwischen Neige und Marie.
Ich stehe hinten zwischen Antoine und Yohan. […]
Konstruktion X-Subjekt-Verb (XSubj):
(TEO_meine_klasse)
In meine [meiner] Klasse es gibt in der Ecke rechts ist Pierre, vor Pierre das ist mich [bin ich], links [neben] mich [mir] ist Melanie, hinter Melanie es gibt Eva, rechts [neben] Eva das ist Elea und rechts [neben] Elea ist Clara.
Konstruktion X-Verb-Subjekt (XV2)
(MARI_meine_klasse)
126. Die [Das] Foto ist meine Klasse die 7.AB. Ganz vorne in der Mitte ist einen [ein] Junge, der Arthur heißt, links neben Arthur ist Iphigenie und rechts neben Arthur ist Theo. Hinter Theo ist Louise und hinter Louise ist einen [ein] Mädchen die [das] Melanie heißt. Ich bin links neben Louise.
(JUL_meine_klasse)
(…) auf der [dem] Foto vorne in der Ecke links steht Pierre, neben Pierre steht Giulia und links [neben] Giulia ist [sind] Marine und Emma und hinten [hinter] Marine da bin ich
(ART_meine_klasse)
Auf dem Foto sitzt Theo vorne rechts. Hinten in der Mitte sitzt Eva und links neben Eva steht Elea, Elea ist meine Klassensprecherin. Hinten in der Mitte steht Johann und das Mädchen ist Iphigénie vorne in der Mitte. Zwischen Théo und Iphigénie sitze ich.
Beispiele:
Konstruktion Subjekt-Verb (SubjV2):
(ROM_meine_klasse)
Das ist meine Klasse, ich bin hinten rechts zwischen Maelle und Claire. Maelle hat kurze Haare und Claire hat blonde Haare. Meine Freundin Clara steht rechts neben Claire. Pierre sitzt links das Foto [auf dem Foto]
(SIM_meine_klasse)
Arthur steht vorne zwischen Iphigénie und Théo.
Marine sitzt zwischen Giulia und Juliette.
Johan steht hinten zwischen Siméon und Maud.
Claire steht hinten zwischen Romane und Clara.
Marco steht in der Mitte zwischen Neige und Marie.
Ich stehe hinten zwischen Antoine und Yohan. […]
Konstruktion X-Subjekt-Verb (XSubj):
(TEO_meine_klasse)
In meine [meiner] Klasse es gibt in der Ecke rechts ist Pierre, vor Pierre das ist mich [bin ich], links [neben] mich [mir] ist Melanie, hinter Melanie es gibt Eva, rechts [neben] Eva das ist Elea und rechts [neben] Elea ist Clara.
Konstruktion X-Verb-Subjekt (XV2)
(MARI_meine_klasse)
126. Die [Das] Foto ist meine Klasse die 7.AB. Ganz vorne in der Mitte ist einen [ein] Junge, der Arthur heißt, links neben Arthur ist Iphigenie und rechts neben Arthur ist Theo. Hinter Theo ist Louise und hinter Louise ist einen [ein] Mädchen die [das] Melanie heißt. Ich bin links neben Louise.
(JUL_meine_klasse)
(…) auf der [dem] Foto vorne in der Ecke links steht Pierre, neben Pierre steht Giulia und links [neben] Giulia ist [sind] Marine und Emma und hinten [hinter] Marine da bin ich
(ART_meine_klasse)
Auf dem Foto sitzt Theo vorne rechts. Hinten in der Mitte sitzt Eva und links neben Eva steht Elea, Elea ist meine Klassensprecherin. Hinten in der Mitte steht Johann und das Mädchen ist Iphigénie vorne in der Mitte. Zwischen Théo und Iphigénie sitze ich.
Wie lassen sich nun die
korrekte Vorfeldbesetzung und der relativ hohe Anteil an
Konstruktionen X-V2-Subjekt erklären? Eine mögliche Erklärung mag
darin liegen, dass die konzeptuelle Struktur der Relation in L1 und
L2 vergleichbar ist. Im Französischen wie im Deutschen wird ein
Relatum mit einer Entität in Verbindung gesetzt und ein
verbaler Ausdruck materialisiert die Verbindung:
Relatum (neben Pierre) + Verbindungselement (Verbform) + Entität (Person / Objekt), die zu lokalisieren ist
⇓
L1 (Französisch): PP oder ADVP + Existenzverb (il y a, se trouve, c’est) + NP
A côté d’Arthur il y a / se trouve / c’est Iphigenie
⇓
L2 (Deutsch): PP oder ADVP + Existenzverb (ist) / Verben (stehen, sitzen, liegen) + NP
Neben Arthur ist / sitzt Iphigenie
Abb. 6: Vergleichbare
Muster der statischen Lokalisierung
im
Französischen und Deutschen
In
beiden Sprachen hat dann die sprachliche Form eine ähnliche
Struktur. Im Französischen ähnelt sie sogar dem Schema
Verb-Subjekt, was die Produktion einer ähnlichen Struktur im
Deutschen offenbar erleichtert. Anstatt die statische Lokalisierung
im Zusammenhang mit grammatischen Erklärungen (Verbstellung und
komplexer Nominalmorphologie) zu präsentieren, ist es möglich, mit
der konzeptuellen Struktur anzufangen, damit die Schüler sich zuerst
sprachspezifische Muster aneignen, die in der Zielsprache und in
der Eingangssprache ähnlich sind, so dass deren Verarbeitung
erleichtert wird. Diese Etappe kann als Vorbereitung bzw. als
Vorstufe zu der Einführung der Kasusmarkierung angesehen
werden, die erst, nachdem eine spezifische Satzstruktur produktiv
gemacht wurde, erworben werden könnte. Ressourcen könnten nach
dieser Etappe ausschließlich zur Verarbeitung der Nominalmorphologie
eingesetzt und nicht gleichzeitig den Prozessen der
Informationsorganisation und der grammatischen Enkodierung
zugewiesen werden.
In
Bezug auf eine Lernprogression können spezifische anaphorische
Ausdrücke zur Raumbeschreibung vermittelt werden (z. B. darauf,
darunter, daneben…), die die Schüler in
Anlehnung an die bereits eingeführten Formen (danach
und davor) verwenden können.
5.3 Die Rolle
kohäsiver Mittel: Sinnkontinuität und Textverflechtung
Bei
allen Aufgaben – aber deutlicher noch in den Texten, die durch eine
Zeit- oder Raumverschiebung strukturiert werden – fällt auf, wie
wichtig im Deutschen die Rolle der Satzverknüpfung und des
Rückbezugs auf das Gesagte ist – sei es durch die schlichte
Wiederholung einer Einheit oder durch die Wiederaufnahme eines
bereits erwähnten Inhalts mithilfe einer Proform.
Es
scheint in dieser Hinsicht sehr wichtig zu sein, dass die Lernenden
die strategische Stelle, die das Vorfeld darstellt, sehr früh
in ihrer Lernbiographie entdecken und seine Anschluss- und
Einbettungsfunktion wahrnehmen. Diese Funktion garantiert die
Sinnkontinuität im Text, welche auf den Einsatz von Konnektoren
beruht, die Marschall als „janusköpfig“ beschreibt, indem sie
einen Bezug zum Vortext herstellen und gleichzeitig als einleitendes
Element für den Folgetext fungieren (Marschall 2012: 172).
Diese
sprachspezifischen Konnektoren können progressiv entdeckt werden: In
einfachen Interaktionen kann beispielsweise da
eine temporale Angabe ersetzen, dann,
danach und davor
markieren die zeitlichen Übergänge in einer chronologischen
Abfolge, und nach der Einführung der lokalen Präpositionen sind die
Lernenden in der Lage, Proformen wie beispielsweise darauf,
darunter, daneben,
dahinter zu bilden. Die spezifische Funktion,
die da in diesen
Formen erfüllt, kann ihnen später zu einem besseren Verständnis
und zum effektiven Gebrauch der argumentativen Konnektoren (z. B.
deshalb, darum, deswegen, außerdem,
demzufolge) verhelfen.
6 Abschließende
Bemerkungen
Für den Fremdsprachenunterricht können didaktische Anregungen formuliert werden, die einen Mittelweg anvisieren zwischen dem Anspruch auf grammatische Korrektheit und der Wirklichkeit des Sprachgebrauchs.
Es
ist bekannt, dass die Kenntnis grammatischer Regeln sich nicht
automatisch in der Produktion korrekter Sätze niederschlägt und
dass die reine Beherrschung sprachlicher Regeln nicht
hinreichend ist, um zu einem adäquaten Sprachgebrauch zu führen.14
Im Unterricht sollten demzufolge nicht nur korrekte
Satzkonstruktionen angestrebt werden, sondern vielmehr sollte die
Einbettung der entsprechenden Äußerungen in einen diskursiven
Kontext und deren Anbindung zum Vortext berücksichtigt und
erklärt werden. Anstelle normativer Regeln könnte sich die
Sprachvermittlung auf interaktive und konzeptuelle Muster stützen,
die innerhalb einschlägiger kommunikativer Aufgaben dazu beitragen
können, sprachspezifische Konstruktionen zu verfestigen und
produktiv zu machen.
Die
Satzeröffnung spielt dabei eine strategische Rolle, die im
schulischen Deutschunterricht bislang zu wenig berücksichtigt
wird und die von Anfang an zusammen mit bestimmten sprachlichen
Formen vermittelt werden sollte. Ziel ist, dass die Lernenden früh
genug in die Lage versetzt, Informationseinheiten in einem Satz
adäquat anzuordnen, sprachspezifisch einen Rahmen für die
Informationsentfaltung innerhalb eines Textes herzustellen und
einzuhalten und die nötige Kohäsion zwischen konsekutiven
Propositionen durch anaphorische Mittel explizit zu realisieren.
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___________________
1 Beide Sprachen sind
typologisch verwandt und gelten als Verbzweitsprachen
(Bohnacker & Rosén 2008a: 30-31).
2 Im Deutschen können
z. B. rhematische Elemente (d.h. Elemente mit einem größeren
informationellen Gewicht) im Vorfeld stehen, während im Schwedischen
ausschließlich
Einheiten, die einen niedrigeren informativen Wert
haben, am Satzanfang erscheinen
(Bohnacker & Rosén
2008a: 32).
3 Auf eine detaillierte
Beschreibung, die die Außenfelder in Betracht zieht, wird hier nicht
4 Besonderheiten der
mehrfachen Vorfeldbesetzung werden hier nicht berücksichtigt.
Näheres dazu in Müller (2005).
5 Vgl. die für den
Sprachunterricht erarbeitete Definition der tâche in Goullier
(2006: 21ff).
6 Vgl. hierzu die
entsprechenden Rahmenrichtlinien (Direction de l’enseignement
scolaire
2006).
7 Diese Kodierungen
wurden für die Annotationen der Interaktionen in EXMARaLDA
verwendet
und bezeichnen für jede Aufgabe die Texte der verschiedenen Schüler.
8 Die unterstrichenen
Ausdrücke in den zitierten Beispielen verweisen auf ein bekanntes
bzw. in der Frage gegebenes Element, das fett markiert ist.
9 Die hinzugefügten Ausdrücke stehen in Klammern in den folgenden
Beispielen. Sie
könnten in der Klasse kommentiert und ihre
Anschlussfunktion erklärt werden.
10 Memorierte
Konstruktionen nach dem Schema Verb-Subjekt erweisen sich dann als
korrekt, wenn ein zeitliches Element im Vorfeld die erwartete
Kohäsion wiederherstellt.
11 Die Ausdrücke werden
hier so reproduziert, wie sie von den Schülern formuliert wurden.
12 Die Begriffe
„projektiv“ und „topologisch“ (relations projectives et
topologiques) werden
hier in Anlehnung an Watorek (2005: 171)
verwendet.
13 Der
Ausdruck neben X bildet das sogenannte Relatum, während Y das Thema
darstellt
(Klein 1991).
14 Vgl.
hier den Unterschied zwischen deklarativem und prozeduralen Wissen
und die
Frage ihres Verhältnisses (Interface) in Dörnyei 2009 oder
Ellis 2011.