Fachkommunikation in Fremdsprachen:
hinreichend breit, aber auch effizient genutzt?
Jan Engberg (Aarhus, Dänemark)1
Abstract
(English)
The
purpose of the present article is to present some methodological
consequences of recent developments in the field of Languages for
Specific Purposes (LSP) research focusing upon knowledge and
expertise. The basic claim of this article is that it is necessary to
include such new developments in the teaching of LSP in order to
actually take advantage of the full scope of LSP communication in
methodology. Special emphasis is upon the distinction between a
micro, a meso and a macro perspective in studies of LSP communication
and a distinction between courses of a Language-cum-Discipline and a
Discipline-cum-Language type. Following a description of the
theoretical background, three methodological es are presented,
each one representing one of the three different perspectives
and all relevant for Discipline-cum-Language type courses.
Keywords:
Languages for Specific Purposes, LSP communication, teaching of LSP,
Language-cum-Discipline, Discipline-cum-Language
Abstract
(Deutsch)
Ziel
des vorliegenden Beitrages ist es, einige didaktische Konsequenzen
aus neueren Entwicklungen auf dem Gebiet der
Fachkommunikationsforschung mit dem Fokus auf Wissen und Expertise
darzustellen. Die grundlegende These des Beitrages ist, dass es
notwendig ist, solche neuen Entwicklungen in den
Fachkommunikationsunterricht einzuschließen, um die volle
Breite der Fachkommunikation didaktisch zu nutzen. Besonderes
Augenmerk gilt dabei der Unterscheidung zwischen einer Mikro-, einer
Meso- und einer Makro-Perspektive bei Fachkommunikationsstudien und
einer Unterscheidung zwischen Fachkommunikationskursen des Typs
Sprache-mit-Fach und des Typs Fach-mit-Sprache. Nach der Beschreibung
des theoretischen Hintergrundes werden drei didaktische
Herangehensweisen vorgestellt, die jeweils eine der Perspektiven
repräsentieren und die allesamt relevant sind für Kurse des Typs
Fach-mit-Sprache.
Stichwörter:
Fachkommunikation,
Fachkommunikationsforschung,
Fachkommunikationsunterricht,
Sprache-mit-Fach, Fach-mit-Sprache
1 Einleitung
Ein
populäres Grundprinzip der wissenschaftlichen Diskussion im Bereich
der Fachdidaktik und des Fremdsprachenunterrichts ist die
(Meta-)Reflexion, d.h. dass die Studierenden ihre eigene Praxis in
dem zu erlernenden Bereich daraufhin beobachten, diese Praxis
durch Einsicht verbessern zu können. So wird beispielsweise im
Bereich der Übersetzungsdidaktik und der Schreibdidaktik oft davon
ausgegangen, dass der Erwerb von Expertise insbesondere darin
besteht, Einsichten in die jeweilige Tätigkeit und ihre
einzelnen Bestandteile zu erwerben, deren Ausübung die angehenden
Experten lernen müssen. Ein Beispiel aus dem Bereich des
Fremdsprachenunterrichts sind die can-do
statements des Gemeinsamen europäischen
Referenzrahmens (GeR), die in zentralen Bereichen der Anwendung von
Sprache in reflexionsbasierte Einsichten für kommunikative
Ziele münden sollen. Auch wir Dozenten im Bereich des fachlichen
Fremdsprachenunterrichts sollten unsere Unterrichtspraxis
reflektieren und versuchen, den Studierenden und Schülern die
entsprechenden Reflexions-Kompetenzen noch effizienter zu
vermitteln (Wolff 2016). Auch auf unserem Gebiet gilt, dass derzeit
eine kommunikative Didaktik dominiert, die orientiert ist an der
Befähigung zur Erreichung bestimmter praktischer Könnens-Ziele,
dass aber deren Umsetzung nicht immer in vollem Umfang gelingt
und dass zum Teil Initiativen und Ideen aus der erfolgreichen
Unterrichtspraxis einen größeren Einfluss auf die
Theoriebildung in der Fremdsprachendidaktik haben könnten und
sollten.
Ziel
des vorliegenden Beitrags ist es daher, einen Beitrag zur
Unterstützung einer solchen Reflexion über die eigene Sprach-Praxis
angehender Fachleute zu leisten. Mein Hintergrund ist dabei eine
25-jährige Erfahrung in der Ausbildung von Studierenden –
primär zu Textexperten für Organisationen und Unternehmen (zu
Übersetzern und zu Mitarbeitern in der fremdsprachlichen
Unternehmenskommunikation) im BA- und im Master-Studium,
hauptsächlich im Bereich Deutsch und mit der Erforschung fachlicher
Kommunikation. Ich bin praktisch als Sprach- und Text-Ausbilder im
Bereich Deutsch als Fremdsprache tätig und erforsche darüber hinaus
die Grundlagen fachlicher Kommunikation. In meinem Beitrag soll diese
Doppelrolle ausgenutzt werden: Eine aktuelle Entwicklung innerhalb
der Fachkommunikationsforschung
besteht darin, das Augenmerk der Forschung um den Gegenstand des
Wissens zu erweitern. Ich möchte hier zeigen, wie die Einsichten aus
dieser Entwicklung zur Verbesserung der Qualität unseres
Fachkommunikationsunterrichts
beitragen können. Dabei möchte ich Beispiele vorstellen, die ich
entweder selbst schon in die Unterrichtspraxis umgesetzt habe oder
die nach meiner Auffassung in meiner Unterrichtspraxis umsetzbar
wären, und diese in einem theoretischen Rahmen aus der
Fachkommunikationsforschung erörtern. Die Überlegungen nehmen ihren
Ausgangspunkt in grundlagentheoretischen Überlegungen aus der
Fachkommunikationsforschung. Es handelt sich somit um eine
top-down-gerichtete
Überlegung (Wolff 2016).
Der
Beitrag wird mit einer Darlegung der aktuellen Erweiterungen des
Gegenstandes fachkommunikativer Studien eingeleitet. Auf der
Grundlage des neuen Interesses an fachlichem Wissen und Expertise
wird erstens eine Aufteilung von Betrachtungsebenen in eine Mikro-,
eine Meso- und eine Makroebene, und zweitens eine Unterscheidung
zwischen fachlichen Fremdsprachenkursen engerer und breiterer Art und
Ausrichtung vorgeschlagen, die sich danach richten, wie zentral die
zu vermittelnden sprachlichen Kompetenzen für die künftige
berufliche Tätigkeit der Kursteilnehmer sind. Anhand dieses
theoretisch motivierten Gerüsts werden dann drei Beispiele von
didaktischen Herangehensweisen vorgestellt, die die
Unterscheidungen exemplifizieren.
2 Fachkommunikation: Nicht nur Drucktext, Sprache und Fachinhalt, sondern auch Wissen
Die Existenzbegründung für Fachkommunikationsforschung und -unterricht besteht darin, dass sie sich mit der fachlichen Kommunikation auseinandersetzt, wie sie tatsächlich und aktuell vorkommt. Folglich müssen beide auf stattfindende Entwicklungen reagieren. Dadurch können und müssen Forschungs- und Unterrichtsgegenstände miteinbezogen werden, die für die Praxis und für unsere Auffassung dieser Praxis an Bedeutung gewonnen haben. Ines Busch-Lauer hat in diesem Zusammenhang in einem Vortrag zur Zukunft der Fachkommunikationsforschung besonders den Aspekt behandelt, dass sich die Kommunikationsformen verändern und deshalb auch neue Bereiche in Forschung und Lehre einbezogen werden müssen. Die Veränderungen tragen zu so tiefgreifenden Veränderungen bei, dass sie von Fachkommunikation 3.0 spricht. Dieser Begriff umfasst über die traditionellen Textgegenstände hinaus insbesondere die neuen digitalen, multimodalen Kommunikationsplattformen im Internet und die dazugehörigen (neuen) Textsorten und Konventionen (Busch-Lauer 2014, Maier & Engberg 2015, Vaňková and Satzger 2015).
Man
könnte diese notwendige Entwicklung als primär materialbezogen und
quantitativ bezeichnen: Die Fachkommunikationsforschung und der
entsprechende Unterricht müssen sich mit weiteren
Kommunikationsformen befassen, weil diese gegenwärtig in der
praktischen Fachkommunikation eine Rolle spielen. Darüber
hinaus gibt es aber innerhalb der Fachkommunikationsforschung seit
einigen Jahren auch eine eher qualitative Ergänzung der bestehenden
Betrachtungsperspektiven. Es handelt sich dabei um eine Erweiterung
in Richtung Wissen im
weiteren Sinne. Durch diese Horizonterweiterung gelangen Elemente wie
Wissen und Expertise
als eigenständige Betrachtungsgegenstände stärker in das
Visier der Forschung. Im Gegensatz zu der oben beschriebenen
materialbezogenen Erweiterung ist diese Erweiterung der
Betrachtungsweise nicht einer Entwicklung in der praktischen
Fachkommunikation an sich geschuldet. Die Erweiterung kommt nicht
völlig unvermittelt. Schon bei Hoffmann (1985) und Kalverkämper
(1990) spielt die Unterscheidung zwischen fachexterner und
fachinterner Kommunikation eine bedeutende Rolle. Es handelt sich
dabei traditionell aber primär um Wissen
als Teil der kontextuellen Rahmung der eigentlich interessierenden
textuellen Kommunikation, als pragmatischer Einflussfaktor. Im
Gegensatz hierzu befasst man sich innerhalb der neueren Ausrichtung
auf Wissen mit den
konkreten, hinter der fachlichen Kommunikation liegenden
Wissenselementen, ihrer Strukturierung und kommunikativen
Entstehung im Rahmen der textuellen Kommunikation.
In der Forschungsgruppe
Wissenskommunikation an der Universität Aarhus betreiben wir seit
2004 aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven die Erforschung
fachlicher Kommunikation unter den Voraussetzungen dieser
Horizonterweiterung. Dabei gehe ich in meiner Forschungsarbeit
von der folgenden Beschreibung aus:
The study of Knowledge Communication aims at investigating the intentional and decision-based communication of specialised knowledge in professional settings (among experts as well as between experts and nonexperts) with a focus upon the interplay between knowledge and expertise of individuals, on the one hand, and knowledge as a social phenomenon, on the other, as well as the coping with knowledge asymmetries, i.e., the communicative consequences of differences between individual knowledge in depth as well as breadth. (Engberg 2016a: 37; Hervorhebung im Original)
Untersucht wird somit
Wissen in der fachinternen und fachexternen Kommunikation als
Ergebnis interaktiver und sozialer Aushandlungsprozesse. Dieses
Wissen ist bei den individuellen Kommunikationsteilnehmern verortet
und wird von ihnen entwickelt, gehört aber gleichzeitig als soziales
Faktum zum Wissen des entsprechenden Faches bzw. der jeweiligen
Fachgruppe.
Diese
Auffassung von Wissen als gleichzeitig individueller und sozialer /
kollektiver Entität eröffnet den Blick darauf,
Fachkommunikation nicht vorwiegend im Hinblick auf die von allen
geteilte Sprache, die geteilten Konventionsauffassungen und die
geteilten Bedeutungen zu untersuchen. Die kombinierte Auffassung von
Wissen führt damit weg von einer Konzentration der Sicht der
Fachkommunikationsforschung auf eine Makro-Ebene – z. B.
die Fachsprache des
Rechts, oder die Textsorte
des Urteils, um hier zwei Bereiche zu nennen, mit denen ich selber in
früheren Beiträgen gearbeitet habe. Stattdessen führt das
Ernstnehmen von Fachwissen – inhaltlichem wie sprachlichem –
als gleichzeitig individueller und sozialer Entität dazu, dass
zusätzlich sowohl die beim Individuum vorhandene Wissensstruktur als
auch die Entwicklungsprozesse, die in der Kommunikation der
Individuen zum Vorschein kommen, als relevante Beschreibungsebenen
ins Visier geraten.
Auf dieser Grundlage habe
ich für die Fachkommunikationsforschung eine Unterscheidung zwischen
drei unterschiedlichen Beschreibungsebenen vorgeschlagen
(Engberg 2015: 17ff):
- Auf der Mikroebene liegt das Augenmerk auf der Art der Strukturierung des Wissens einzelner Fachleute und dessen Anwendung in konkreten kommunikativen Interaktionen;
- Auf der Mesoebene konzentriert man sich darauf, wie Unterschiede und Ähnlichkeiten der Wissensbestände einzelner Fachleute eine Dynamik der Fachbedeutungen und der sprachlichen Konventionen bewirken. Die Tatsache, dass Gruppen von Fachleuten nicht völlig homogen sind, sondern dass sich im Zuge des wissenschaftlichen Arbeitens unterschiedliche Haltungen, Auffassungen und Einsichten etablieren, steht hier im Mittelpunkt;
- Auf der Makroebene – also der Ebene der traditionellen Fachkommunikationsforschung – befasst man sich mit der Erfassung des bei den Fachleuten einer Disziplin Gemeinsamen, sei es im Bereich von inhaltlichen Wissenselementen – z. B. des generellen Wissens von Juristen über bestimmte Begriffe – sei es im Bereich von Grammatik und Lexik – z. B. hinsichtlich der für die Gruppe der Juristen typischen sprachlichen Strukturen und der entsprechenden Wortwahl bei der Erstellung von Fachtexten – oder im Bereich der Textsorten – die typische Art der Erstellung von Gutachten durch deutsche Juristen. Diese Ebene ist auch deshalb traditionell die Ebene der Fachkommunikationsforschung gewesen, weil sie mit den Grundinteressen der traditionellen (System)Linguistik und den Bedürfnissen der praktischen Fachlexikographie übereinstimmt.
Durch die Erweiterung der
Fachkommunikationsforschung auf die beiden weniger
traditionellen Beschreibungsebenen erhalten wir ein differenzierteres
und detaillierteres Bild davon, wie sich Fachkommunikation gestaltet
und wie sie abläuft. Diese Erweiterung ist nach meiner
Auffassung auch didaktisch relevant. Im abschließenden Teil dieses
Kapitels werde ich einige Beispiele von didaktischen Ansätzen
vorstellen, die die Einbeziehung der unterschiedlichen Ebenen
ermöglichen könnten.
Bevor
wir dazu übergehen, würde ich jedoch gern hier eine weitere
Konsequenz aus der Fokussierung von Wissen und Expertise im
Bereich der Fachkommunikation ausführen. Es handelt sich dabei
darum, dass fremdsprachliche Kompetenz im Bereich der
Fachkommunikation nicht immer Selbstzweck ist, sondern in manchen
Fällen hinsichtlich der Expertise lediglich eine Hilfsfunktion
ausübt. Dies sollte sich sinnvollerweise auch in den didaktischen
Zielen des Unterrichts widerspiegeln. Kurz gesagt, möchte ich bei
der Planung fachkommunikativer Kurse für eine bewusste
Wahlentscheidung zwischen einem engeren und einem weiteren Ansatz
plädieren – mit Konsequenzen für die angepeilten Ziele und
für die Inhalte.2
Bei
dem engeren
Ansatz
(Sprache-mit-Fach)
steht die fremdsprachliche Kompetenz im Zentrum der Praxis der
auszubildenden Fachleute. Es handelt sich dabei um die Ausbildung von
Experten, für die die
individuelle fremdsprachliche Kompetenz zentral
ist. Beispiele könnten hier Fachübersetzer,
Fremdsprachenkorrespondenten und Mitarbeiter im interkulturellen
Marketing
sein.
Wir setzen diesen engeren Ansatz in der Ausbildung um, in der ich an
der Universität Aarhus tätig bin (Bachelor Internationale
Wirtschaftskommunikation
mit mindestens einer Fremdsprache). Wir bilden hier Experten im
produktiven Umgang mit fremdsprachlichen Texten aus. Folglich streben
wir im Rahmen des Bachelorstudiums eine Steigerung besonders der
individuellen Schreibkompetenz der Studierenden von B1 hin zu B2 des
GeR an, ohne jedoch die weiteren drei Kompetenzbereiche (Hören,
Lesen, Sprechen) völlig zu vernachlässigen. Die Studierenden sollen
lernen, produktiv mit unternehmensrelevanten Textsorten
umzugehen. Im Rahmen des Studiums erwerben sie darüber hinaus auch
unternehmensrelevantes Hintergrundwissen, hierunter Wissen über
Wirtschaft und Recht in Deutschland. Dieses Wissen fungiert als
Hintergrund für die Ausübung ihrer sprachlichen Expertise. Ich
spreche hier von einem engen Ansatz des fachlichen
Fremdsprachenunterrichts, weil sich die (schrift)sprachlichen
und textuellen Kompetenzen bei unserer Ausbildung im Mittelpunkt
befinden. Sprache stellt in dem anvisierten Berufsbild eine zentrale
Qualifikation dar, und die Studierenden erhalten daher auch eine auf
angewandte Linguistik und Kommunikationswissenschaft ausgerichtete
Ausbildung.
Bei
dem weiteren Ansatz
(Fach-mit-Sprache)
stehen dagegen nicht die Sprachkompetenz, sondern die
Kompetenzen im Mittelpunkt, die generell zur Lösung der zentralen
fachlichen Aufgaben und Probleme gehören. Man spricht hier auch von
berufsbezogenen Fremdsprachenkursen
– aus dem Grund, dass hier nicht für den Beruf des Sprachexperten,
sondern für andere Berufe ausgebildet wird. Die Fremdsprache hat
hier eher eine Hilfsfunktion, und die Kompetenz zur Bewältigung
fachlicher, nicht-sprachlicher Aufgaben ist im entsprechenden
Berufsbild zentraler als die sprachliche Kompetenz:
Berufsbezogene Fremdsprachenkurse im
Ausland müssen daher den Erwerb der Fremdsprache im Bereich der
mündlichen und schriftlichen Kommunikation […] unterstützen, zum
Teil bereits auf konkrete Situationen aus dem Berufsalltag
vorbereiten und die Reflexion über kulturell bedingte
Perspektiven und Betrachtungsweisen evozieren. (Costa and
Katelhön 2013: 12; Hervorhebungen J.E.)
Es ist nach meiner
Auffassung kein Zufall, dass in dem Zitat die Reihenfolge so ist, wie
sie ist: Die konkrete Situation und ihre Aufgaben aus dem
Berufsalltag stehen vor der Reflexion über eher fachkommunikative
Aspekte wie „kulturell bedingte Perspektiven und
Betrachtungsweisen“.
Wenn
wir uns den Unternehmensalltag zumindest in Skandinavien anschauen,
ist die Tendenz zu beobachten, dass von Seiten der Arbeitgeber zwar
anhaltend Wünsche nach Mitarbeitern mit besseren
Sprachkompetenzen geäußert werden. Es handelt sich aber regelmäßig
darum, dass man gern Mitarbeiter mit Fremdsprachenkompetenz neben
anderen Qualifikationen anstellen würde (Lindemann 2015: 97, 108f).
Dagegen ist die Nachfrage nach eigentlichen fremdsprachlichen
Textexperten – jedenfalls bei der Anwerbung eigener Angestellter
– eher beschränkt (Verstraete-Hansen 2008: 25f). Folglich ist es
unwahrscheinlich, dass der Fachkommunikationsunterricht gemäß
dem Ansatz Fach-mit-Sprache
in Zukunft an Bedeutung verlieren wird.
Der
Unterschied in den angestrebten Zielen zwischen dem engeren und dem
weiteren Ansatz ist oft so erheblich, dass akzeptiert werden muss,
dass in Kursen des breiteren Ansatzes z. B. nur eine rezeptive
Kompetenz oder eine produktive Kompetenz auf A2-Niveau des GeR ein
ausreichendes und relevantes Kompetenzziel sein kann, und nicht
ein defizitäres Ergebnis sein muss, wie dies bei fremdsprachlichen
Fachkommunikationsstudien des Typs Sprache-mit-Fach
der Fall ist. Dabei ist natürlich auf der anderen Seite wesentlich,
dass die fehlende Ausrichtung auf die Ausbildung eigentlicher Sprach-
und Textexperten in den Bezeichnungen dieser Ausbildungsgänge
und in den Beschreibungen der dort definierten Kursziele
deutlich gemacht werden, damit vermieden wird, dass Studierende
unter einer falschen Etikettierung in die Berufswelt geschickt
werden, denn die Änderung eines Kompetenzziels und die Ausrichtung
des Unterrichts auf den Erwerb stärker fachpragmatischer und weniger
sprachproduktiver Kompetenzen haben natürlich Konsequenzen für das
erworbene sprachliche Niveau (Andersen 2014: 83f). Die
Fremdsprache nimmt im Ansatz Fach-mit-Sprache
die Rolle einer Mittlerinstanz ein, d.h. die
Rolle einer Brücke insbesondere zur rezeptiven Verständigung im
fachlichen Kontext. Auch Kompetenz zur Interaktion im Rahmen
rezeptiver Mehrsprachigkeit – also mit produktiver Kompetenz z. B.
im Englischen, aber mit rezeptiver Verstehenskompetenz anderer
Fremdsprachen –
ist hier eine mögliche Alternative. Die Fremdsprache kann für die
Analyse von Texten und z. B. den Internetauftritt von
Unternehmen verwendet werden, um die angestrebte Identität
ausländischer Unternehmen zu definieren oder die besondere
Rechtskultur eines Landes zu ermitteln. Folglich sehen wir hier eine
Ausrichtung eher auf das fachliche Wissen und seine Erarbeitung als
auf die (produktive) Sprachkompetenz im Sinne eines
Selbstzwecks.
3 Beispiele didaktischer Ansätze
Aus der Erweiterung der
Fachkommunikationsforschung auf Aspekte von Wissen und Expertise habe
ich also eine Einteilung in drei Beschreibungsperspektiven
übernommen. Und aus den Anforderungen und Berufsprofilen in
Verbindung mit fachlicher Fremdsprachenkompetenz habe ich eine
didaktisch relevante Unterscheidung zwischen fachlichen
Fremdsprachenkursen engeren (Sprache-mit-Fach) und breiteren
(Fach-mit-Sprache) Typs erarbeitet. Als nächster und letzter Schritt
in diesem Beitrag möchte ich mich insbesondere mit der Umsetzung der
Idee der drei Beschreibungsperspektiven im Rahmen eines
Fach-mit-Sprache-Ansatzes beschäftigen. Dabei möchte ich einige
Beispiele dafür zeigen, wie man in einem solchen Ansatz auf den
einzelnen Ebenen arbeiten kann:
- Persönlich bezogene Interaktions-Aufgaben bei der Sprachmittlung (Mikroebene)
- Rhetorische Analyse der angestrebten Identität eines Unternehmens (Mesoebene)
- Interkulturelle Analyse von Rechtskulturen (Makroebene)
3.1 Beispiel 1: Sprachmittlung als didaktisches Mittel im Rechtsbereich
Bei
dem ersten Beispiel handelt es sich um ein didaktisches Mittel, das –
mit Relevanz für das Berufsbild Jura –
direkt die individuelle Kompetenz des Einzelnen mit dem Ausgangspunkt
einer angestrebten Kompetenz zum Ziel hat. Das Beispiel stammt aus
dem Deutschunterricht von Jura-Studierenden in Italien. Die
Herangehensweise läuft darauf hinaus, die Studierenden Operationen
der Sprachmittlung – d.h. der Vermittlung von Fachwissen über
Sprachgrenzen hinweg – als didaktisches Mittel durchführen zu
lassen. Wichtig ist, dass es sich dabei um authentische und
handlungsorientierte Aufgaben handelt. Dabei kann der
Ausgangspunkt entweder in der Studienwelt der Teilnehmer oder
auch in dem kommenden Berufsalltag der Studierenden gewählt werden.
Bei
Fach-mit-Sprache-Ansätzen
zum fachlichen Fremdsprachenunterricht ist besonders häufig der
Fall anzutreffen, dass das fremdsprachliche Kompetenzniveau in
den Studiengruppen recht heterogen ist. Diese Grundbedingung kann im
Rahmen von Vermittlungsaufgaben aus der Studienwelt dafür genutzt
werden, Studierende mit höherer Sprachkompetenz damit zu
beauftragen, Mitstudierenden mit geringeren Deutschkenntnissen
Fachdefinitionen zu erklären oder mit diesen Mitstudierenden
zusammen Äquivalente für eine gegebene Übersetzung oder für das
Verständnis des fremden Rechtssystems zu suchen (Katelhön 2013:
142f).
Als
eine weitere Möglichkeit kann der Ausgangspunkt dieser Übung im
imaginären Berufsalltag ausgebildeter italienischer Juristen in
Form von Simulationen verortet werden. Dies kann z. B. in der
Weise geschehen, dass für eine Freundin Informationen über das
Jurastudium an einer deutschen Universität zusammengetragen und
ihr diese vermittelt werden sollen (Katelhön 2013: 142). Ein anderes
Beispiel könnte darin bestehen, einem italienischen Klienten die
deutsche Rechtslage beim Immobilienkauf zu erklären.
In
beiden Kontexten (Bezug auf Studienwelt wie auf die (imaginäre)
Berufswelt) kann damit gearbeitet werden, dass im Rahmen einer
rezeptiven Mehrsprachigkeit zwar deutsche Texte gelesen werden,
über die deutschen Rechtsbegriffe jedoch auf Italienisch
diskutiert wird: Bei der Sprachmittlung stehen nicht notwendigerweise
die produktiven Kompetenzen in der Fremdsprache im Mittelpunkt,
sondern vielmehr die Fähigkeit, mit dem fremdsprachlich vermittelten
Wissen (hier: Jura) im eigenen Alltag arbeiten zu können.
Ich
sehe diese Herangehensweisen für den Einsatz von
Vermittlungsaufgaben als Beispiel eines didaktischen Ansatzes,
innerhalb dessen die Mikro-Ebene ernst genommen wird. Die Begründung
für diese Zuschreibung liegt darin, dass mit Blick auf die einzelnen
angehenden Juristen und Juristinnen ihre aktuelle oder imaginäre
Lebenswelt als Ausgangspunkt gewählt wird. Die Aufgaben sind dabei
so konzipiert, dass die Lernenden – in Abhängigkeit von ihrem
individuellen Kompetenzniveau – eine tatsächliche
Vermittlungsarbeit leisten, deren handlungsbezogene Bedingungen ihnen
mental zugänglich sind. Damit werden Möglichkeiten der
individuellen Reflexion über Zusammenhänge zwischen sprachlichen
Mitteln und kontextuellen Bedingungen – und somit Begründungen für
konkrete Auswahlentscheidungen – unterstützt.
3.2 Beispiel 2: Rhetorische Analyse von öffentlicher Präsenz – Aufbau von Expertenidentität
Als zweites Beispiel möchte ich eine Art der Analyse von Unternehmenskommunikation vorstellen, bei der untersucht wird, wie ein Unternehmen durch unterschiedliche textuelle Mittel seine Expertenidentität aufbaut. Aus didaktischer Sicht handelt es sich um einen Vorschlag dazu, wie man die Analyse in einem Fach-mit-Sprache-Ansatz einsetzen kann, um Studierende auf ihren fremdsprachlichen Alltag in einem internationalen Unternehmen vorzubereiten.
Bei
dieser Analyse befinden wir uns auf dem Gebiet der Public
Relations.
Aktivitäten in diesem Bereich laufen für Unternehmen darauf hinaus,
eine vertrauenswürdige Identität aufzubauen. Die Art, in der
u.a. im Internet kommuniziert wird, spielt bei diesem Prozess
eine wesentliche Rolle. Der Aufbau der Identität des Unternehmens
als Experte kann in unterschiedlicher Weise analysiert werden.
Ich möchte hier das so genannte Ethos-Modell von Jørgensen &
Isaksson 2008, 2010; Isaksson & Jørgensen 2010 vorstellen. In
dieser Analyse konzentriert man sich wegen ihrer rhetorischen
Ausrichtung darauf, mit welchen Mitteln und mit Bezug auf welche
Quellen ein Unternehmen sich selbst argumentativ als vertrauenswürdig
darstellt. Es handelt sich hierbei darum, eine inhaltliche
Klassifikation der Äußerungen des Unternehmens in seinen
Selbstdarstellungstexten vorzunehmen.3
Um
den Rahmen des vorliegenden Beitrages nicht zu sprengen, möchte ich
die Analyse nicht in allen Details ausführen, sondern lediglich
deren Eckpunkte festhalten. Grundlage sind die aristotelischen
Kategorien Logos,
Ethos und Pathos.
Daraus werden auf der Ebene der sprachlichen Realisierung
Indikatoren abgeleitet (credibility
appeals), die als Grundlage für die Analyse
u.a. des Expertiseaufbaus dienen können:
Abb. 1: Ethos-Modell (Jørgensen &
Isaksson 2008: 370)
Das Modell ist so zu
lesen, dass das Unternehmen durch unterschiedliche credibility
appeals argumentativ auf seine Expertise
(Logos-Argument)
verweisen kann. Es kann übergeordnet entweder angeben, was es
erreicht hat (achievements),
oder welche Kompetenzen es hat (competencies).
Das Erreichte wird sprachlich durch die Auflistung erreichter Ziele
und Auszeichnungen angezeigt (entitlements…);
die sprachlich-argumentative Realisierung von Expertise-Kompetenz
wird nach ihrer Quelle kategorisiert. Dabei wird unterschieden
dazwischen, ob es sich bei der Quelle für die Expertise um das
generelle Weltwissen (world knowledge),
den Besitz von bestimmten Ressourcen (presence…),
von
bestimmten Wissensbeständen (knowledge…)
oder von bestimmten Fähigkeiten
(abilities…)
handelt.
Anhand
dieser Analyse kann man konkrete Texte danach untersuchen, welche
Arten von Argumenten im Auftritt des Unternehmens verwendet werden.
Durch die Untersuchung von z. B. mehreren
Selbstpräsentationstexten kann man als Analysator ein Wissen über
die gewünschte Identität aufbauen – dadurch, dass Häufigkeiten
sowie der Grad der Konsistenz oder der Variation in der
Selbstdarstellung über die Texte hinweg ermittelt werden.
Ich
klassifiziere dieses Beispiel als Beitrag zur Betrachtung der
Fachkommunikation aus der Meso-Ebene, weil man bei der Anwendung
des Ansatzes unterschiedliche Texte untersuchen kann, ohne
daraus jedoch durch Abstraktion lediglich ein übergeordnetes und
homogenes Bild von der Unternehmensidentität zu erhalten.
Stattdessen kann festgehalten werden, welche Argumente und
Argumenttypen in welchen Teilen der öffentlichen Präsenz des
Unternehmens – also bei welchen Gesprächspartnern – gewählt
werden. Daraus wird der konstruktive, aber auch der potentiell
heterogene Charakter der kommunikativen Bemühungen um den
Aufbau einer Unternehmensidentität deutlich. Der Fokus liegt also
nicht bei der idealisierten Homogenität, sondern bei der
tatsächlichen Heterogenität solcher Bemühungen.
Das
Schlüsselwort für die aus dieser Analyse zu entwickelnde
didaktische Herangehensweise ist, dass die Sprache als Ressource für
Wirtschaftsaktivität (hier: PR-Maßnahmen) vorgestellt und
ausgenutzt wird. Didaktisch kann man hiermit erreichen, dass die
Studierenden Wissen über die Rolle unterschiedlicher Elemente
in der Unternehmenskommunikation erwerben und in diesem Zusammenhang
auch die generelle Rolle von Sprache erkennen. In einem
Fach-mit-Sprache-Ansatz
kann diese analytische Herangehensweise auch für Aufgaben eingesetzt
werden, in denen keine eigene produktive Sprachkompetenz
angestrebt wird. Man benötigt für die Analysen lediglich eine
entsprechende rezeptive Kompetenz. Auch im Berufsalltag gibt es
analytische Aufgabenbereiche, in denen man solche Untersuchungen
durchführen können muss, in denen man aber eigentlich keinen
produktiven Kontakt mit Sprechern der jeweiligen Fremdsprache haben
muss. Der Aufgabentyp entspricht somit solchen Aufgaben, die zum
angestrebten Berufsprofil gehören, und unterstützt damit – wie
Beispiel 1 oben – die mentale Koppelung zwischen beruflichen
Aufgaben und fremdsprachlicher Kompetenz und damit eine stringente
Didaktisierung professioneller Anforderungen.
3.3 Beispiel 3: Interkulturelle Analysen im Rechtsbereich
Als
Letztes wollen wir uns ein zweites Beispiel aus dem Bereich des
Fremdsprachenunterrichts auf dem Gebiet der
Rechtskommunikation ansehen. Ich sehe die hier vorgestellte
didaktische Herangehensweise als relevant an für die Arbeit mit
Fachkommunikation auf der Makroebene mit besonderer Beachtung
der Grundideen einer wissensorientierten Perspektive.
Die Herangehensweise ist
im Rahmen von Deutschkursen für finnische Jura-Studierende
entwickelt worden. Der Fokus liegt auf dem Vergleich
rechtskultureller Merkmale der deutschen und finnischen Kultur.
Dabei wird auf der Grundlage eines wissens- und performanzbezogenen
Kulturkonzeptes gearbeitet. Kultur
wird als ein soziales Faktum gesehen, das durch das permanente Lesen
und Sprechen über solche Phänomene entsteht, die uns in unserem
Leben umgeben. Kultur – auch die fachliche Rechtskultur – wird
somit als Ergebnis einer kontinuierlichen Konstruktion von
Bedeutungsnetzwerken gesehen. Normalerweise wird aber in
Fachtexten nicht explizit über rechtskulturelle Aspekte als
solche gesprochen, zumal diese Aspekte Teil des generellen fachlichen
Hintergrundwissens und somit eher implizit sind. Aus
wissensbezogener Sicht werden sie aber mit Hilfe textueller
Kommunikation konstruiert und sind somit durch entsprechende
Analyseverfahren über textbasierte Analysen erfassbar (Meyer 2012:
37f).
Die
didaktische Herangehensweise verfolgt die folgenden Ziele:
- Interkulturelles Wissen ermitteln
- Entsprechendes Leseverstehen entwickeln
- Einen Anlass zum systematischen Sprachenlernen schaffen
Die Grundlage dieser
Herangehensweise stellt ein performanzbezogenes Modell von Kultur
dar, das die Analysebasis bietet. Vergleichsrelevante
rechtskulturelle Elemente werden durch ein Analyseverfahren
ermittelt, das aus den folgenden vier Schritten besteht (Meyer 2012:
38-43):
- Anfängliches, unvoreingenommenes Lesen mit Blick auf Elemente, die Aufmerksamkeit erregen (Was fällt auf und muss aus der Sicht des Lesers erklärt werden?)
- Untersuchung der Art der Performation des kulturellen Elements
- Abgleich mit Auffassungen der kulturtragenden Gemeinschaften, die das kulturelle Element praktizieren
- Abgleich mit generelleren Traditionen und Konventionen, zu denen das kulturelle Element gehört
Dabei ist der Aspekt des
individuellen analytischen Erfassens von Auffälligkeiten und
des ‚Verhandelns‘ der Beobachtungen mit anderen Studierenden
zentral für den erwünschten Wissens- und Kompetenzaufbau. Das
individuelle Verständnis wird in systematischer Arbeit ausgebaut und
dadurch eine individuell durchgeführte – aber mit dem
jeweiligen Kollektiv abgeglichene – Analyse realisiert.
Meyer
setzt den Ansatz in einer Reihe von Übungstypen um, von individuell
verankerten Wissensabgleichsübungen in Paaren bis hin zu
systematischen Literaturstudien (Meyer 2012: 47ff). Sie bezieht auch
eine eigentliche Sprachlerneinheit in ihr Übungsarsenal ein.
Auch für diese didaktische Herangehensweise gilt aber, dass man
sich darauf beschränken kann, rezeptive Fähigkeiten aufzubauen,
wenn die Herangehensweise in einem Fach-mit-Sprache-Ansatz
verwendet wird. In der Betonung von Kultur als andauernde
Konstruktion aus der Interaktion zwischen Individuen und in
Auseinandersetzung mit bestehendem (kollektivem) Wissen – was
auch die Grundlage für das didaktische Arbeiten im
Unterrichtskontext ausmacht – sehen wir die Anschließbarkeit an
die wissensorientierte Perspektive der Fachkommunikationsforschung.
4 Ausblick
Im
Beispielteil dieses Beitrags habe ich didaktische Herangehensweisen
vorgestellt, die nach meiner Auffassung in relevanter Weise auf
die Konsequenzen aus der Erweiterung der
Fachkommunikationsforschung auf Wissen
als zentrale Größe antworten. Ein wesentliches Merkmal aus der
Wissensorientierung ist, dass die individuellen Wissenden
stärker in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken – als
Träger und Konstrukteure (und potentielle Veränderer) kollektiven
Wissens. In der Konsequenz werden didaktische Ansätze relevant, die
sich nicht nur auf der Makro-Ebene auf Regelmäßigkeiten und
Gegenstände konzentrieren, sondern auch die Mikroebene der
einzelnen Fachleute und die Mesoebene der Interaktion zwischen
Fachleuten bzw. der individuellen Beiträge dieser Fachleute zur
Konstruktion von (kollektivem) Fachwissen einbeziehen. Insbesondere
eröffnet diese erweiterte Sicht den Zugang zum Ausgangspunkt im
Individuum (Fremdsprachenlerner, Fachmann, Unternehmen) und zur
Erkenntnis der Dynamik von Wissen, Bedeutung und sprachlicher
Konvention. Sie eröffnet – wegen der Ausrichtung auf Wissen, nicht
auf Sprache – je nach Priorität in dem Berufsprofil weiterhin
den Zugang zur didaktischen Fokussierung auf fremdsprachliche
Kompetenzen, auf die der Kurs vorbereitet.
Durch
diese Ausrichtung auf Wissen erfolgt auf dem Gebiet der
anzuwendenden linguistischen Methoden eine Umschichtung der
Prioritäten. Wo der traditionelle, system- und
makro-orientierte Zugang tendenziell zu einer Top-Priorität
syntaktischer und morphologischer Elemente als Merkmale spezifischer
Subsprachen führte, stehen unter der Idee der
Wissensausrichtung inhalts- und bedeutungsorientierte Aspekte im
Mittelpunkt. Wenn man sich die Beispiele anschaut, sieht man, dass
hier die Ausdrucksebene an sich keine zentrale Bedeutung erhält,
sondern nur als Ausdruck der eigentlich interessierenden,
fachlichen Mitteilung wesentlich ist. In Kursen, die zum
Sprache-mit-Fach-Ansatz
gehören – und auch in Kursen des anderen Ansatzes, die Wert auf
produktive Kompetenzen, insbesondere im schriftlichen Bereich legen –
spielt die Ausdrucksebene natürlich eine zentrale Rolle. Aber auch
hier ist sie dem Primat der adäquaten Vermittlung fachlichen Wissens
untergeordnet.
Die Fokussierung
auf Wissen im Sinne der Fachkommunikationsforschung schlägt sich
auch in dem generellen didaktischen Zugang nieder. Die
Wissensorientierung bedeutet, dass der Konstruktionscharakter
der zu erwerbenden Kompetenz in den Mittelpunkt rückt. Für alle
drei hier vorgestellten Herangehensweisen gilt, dass sie
insbesondere die Befähigung der Studierenden zum eher autonomen
Lernen im Visier haben. Dadurch werden die Studierenden auch zum
weitergehenden eigenständigen Lernen befähigt. Diese Befähigung
fußt insbesondere auf reflexionsbasierten Einsichten in die
Wirkungszusammenhänge der Aufgaben aus dem studentischen
wie auch aus dem beruflichen Kontext, deren Bewältigung
angestrebt wird:
- In Beispiel 1 werden auf der Grundlage fremdsprachlich vorliegenden Wissens Einsichten in das Funktionieren von Vermittlungsaufgaben geschaffen.
- In Beispiel 2 erarbeiten die Studierenden Einsichten in die Rolle von Argumenten für den Aufbau einer Unternehmensidentität.
- Und in Beispiel 3 lernen die Studierenden eine Herangehensweise, die ihnen einen Zugang zu implizitem (Rechts)Kulturwissen verschafft.
Somit tragen alle
Herangehensweisen zur Schaffung der Grundlage bei, die für die
eingangs erwähnte (Meta-)Reflexion notwendig ist. Auch aus dieser
Sicht handelt es sich bei den drei vorgestellten Beispielen um
didaktische Herangehensweisen, die sowohl mit der modernen
Fachkommunikationsforschung als auch mit der modernen
Fremdsprachendidaktik konform sind.
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_______________________
1 Ich danke Almut Meyer (Turku, Finnland) für Kommentare zu einer
vorherigen Version dieses Beitrags. Für alle verbliebenen
Unklar- und Unstimmigkeiten bin ich natürlich selbst
verantwortlich.
2 Vgl.
ähnlich auch Lindemann 2015: 111ff, jedoch mit Blick auf die
Einbeziehung von Fach-Fremdsprachen in den traditionellen
Germanistik-Unterricht.
3 Für
ein stärker auf das vermittelte Wissen und damit konzeptuell
ausgerichtetes Analyseverfahren, vgl. Engberg 2016b. Auch in diesem
Verfahren werden Äußerungen inhaltlich klassifiziert, jedoch
in Bezug darauf, welche Aspekte zentraler Fachbegriffe
ausgeführt werden, um die Expertise des Senders darzulegen. Dieses
Verfahren ließe sich ebenfalls gut auf Fach-mit-Sprache-Ansätze
anwenden.