Wissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Thomas Tinnefeld - unter Mitarbeit von Matthias Ballod, Jan Engberg, Katja Lochtman, Günter Schmale, Veronica Smith. Saarbrücken: htw saar 2016. ISBN 978-3-942949-11-8

Englisch schreiben im und über das Fach –

Wie lehrt und lernt man das in den Technik-

und Ingenieurwissenschaften?


Ines-A. Busch-Lauer (Zwickau, Deutschland)


Abstract (English) 
Globalized business processes increasingly require proper technical documentation in English. But where and how do German non-natives acquire the necessary skills for this purpose? Obviously, there is not enough time during their engineering studies. Writing labs at universities and colleges mainly focus on developing academic writing skills only. The book market focusing on the German technical writer is still deficient regarding L2 English writing. The present article addresses the tasks, benefits and first results of a general studies’ course of lectures on technical communication for engi­neering students, which is supplemented by a project on developing a writing lab at Zwickau University of Applied Sciences (Germany) to address both general scientific and technical writing in German and English. First, the article provides a short overview of current technical writing style guides, introduces the structure and topics of an introductory series of lectures and presents some typical traps German authors face when writing texts or translating them into English. Such traps will be the subject of a database project briefly introduced in the final part of the article. This database is designed to support students, technical writers and translators in their everyday writing practice. 
Keywords: Technical writing, style guides, L2-Writing, stylistic traps, database


Abstract (Deutsch) 
Für globalisierte Wirtschaftsprozesse werden immer häufiger technische Dokumente in Englisch benötigt. Doch wo und wie eignen sich angehende Fachleute die für deren Erstellung notwendigen Schreibfertigkeiten in der Fremdsprache an? Im Ingenieur­studium bleibt dafür nur wenig Zeit. In Schreibkursen an Hochschulen und Universi­täten wird vordergründig nur wissenschaftliches Schreiben trainiert. Der Buchmarkt zu L2-Materialien, die sich an deutsche technische Redakteure richten, ist noch defizitär. Der vorliegende Beitrag stellt Aufgaben, Nutzen und erste Ergebnisse einer im studium generale angesiedelten interdisziplinären Vorlesungsreihe Technikkommunikation, Do­kumentation und Fachübersetzung für Studierende der Ingenieurwissenschaften vor, die – gekoppelt mit einer Schreibwerkstatt – an der Westsächsischen Hochschule Zwickau etabliert wird, um den Studierenden die notwendigen Kenntnisse im Bereich Technikkommunikation in Deutsch und Englisch zu vermitteln. Zunächst wird ein Über­blick über aktuelle Schreibratgeber in der Technik gegeben, danach werden die The­men der Vorlesung vorgestellt und exemplarisch typische Fallstricke bei der Erstel­lung englischer technischer Dokumentation durch deutsche Muttersprachler aufgezeigt. Abschließend wird ein Datenbank-Projekt vorgestellt, das in Kooperation mit techni­schen Redakteuren und Fachübersetzern zur Verbesserung der fremdsprachigen Schreibbefähigung von Absolventen, technischen Redakteuren und auch Fachüberset­zern entstehen soll. 
Stichwörter: Schreiben in der Technik, Schreibratgeber, L2-Schreiben, stilistische Fallen,  
                    Datenbank


1 Einleitung

1.1 Motivation für den Beitrag

Die allgegenwärtige Informationsüberflutung in der digitalen Welt und der Kom­munikationsdruck führen nicht nur in der Textrezeption, sondern auch in der Textproduktion, zu Oberflächlichkeit. Mobile Endgeräte und das Internet ver­ändern gravierend die Art, in der wir Texte lesen und schreiben, ganz gleich, ob es sich um Kurznachrichten handelt (z. B. in Tweets, über WhatsApp) oder um den komplexen Informationsaustausch in Wissenschaft und Technik. Wir neigen zunehmend zur Schnelligkeit in der Informationsverarbeitung, was u.a. dazu führt, dass ein Anleitungstext mit Ungeduld durchforstet wird, um anders als sonst ein Problem mit dem Smartphone zu lösen, aber Technik und Text so kompliziert sind, dass dies nicht gelingt. Offenkundig werden Informationspro­bleme in Techniktexten immer erst dann, wenn die Inbetriebnahme oder Nutzung von Geräten scheitert. Nicht nur deutsche Texte, sondern leider oft auch Texte, die von deutschen (technischen) Autoren auf Englisch verfasst wer­den, enthalten zu viele kompliziert formulierte, teilweise fehlerhafte Informa­tionen. Darauf hat David Burkhardt (2014), amerikanischer Muttersprachler, Elektrotechniker und seit vielen Jahren Textlektor für technische Dokumente, ausführlich hingewiesen. 
 
Im Gegensatz zum englischsprachigen Raum werden angehende Ingenieure und Techniker in Deutschland nur selten mit Technikkommunikation vertraut gemacht. Sie hören zwar etwas über die relevanten DIN-Normen zur Wahrung der Sicherheit und Gebrauchsfähigkeit technischer Geräte und Anlagen, aber sie beschäftigen sich im Studium nicht tiefgründig mit Produktdokumentation oder Online-Hilfen. Als Entwickler oder Programmierer sind sie mit ihrem Pro­dukt und seiner Verwendung bestens vertraut. Sie könnten folglich aus fach­licher Sicht die Anpassung der Produkte und der Begleitdokumentation für andere Märkte durchführen, aber oft sind ihre deutschen Ausgangstexte sprachlich unausgereift und nicht leserfreundlich. Nicht alle (externen) Über­setzer und Redakteure kennen sich zudem mit den technischen Details und der Funktionalität eines Produktes aus, und eine unreflektierte Übertragung von Texten ins Englische verursacht oft Verständnisprobleme, z. B. durch stark no­minalisierte Sätze, durch die unlogische Anordnung von Prozessen, durch zu komplexe Satzstrukturen und stark verdichtete Informationen. Wie kann diese Problematik gelöst werden? Wie sensibilisiert man für Schreiben in der L2 allge­mein? Wie lehrt bzw. lernt man das Schreiben in und über das Fach in der Fremdsprache Englisch im Ingenieurstudium? 
 
In dem vorliegenden Beitrag wird diesen Fragen nachgegangen, und es werden als Projektskizze Ideen für die Verbesserung der L2-Schreibkompetenz ange­hender deutscher Ingenieure an Hochschulen vorgestellt. Zunächst werden da­bei einige Schreibratgeber in Wissenschaft und Technik betrachtet und ihr Nutzen für die Entwicklung von L2-Schreibkompetenz bewertet. Danach wird auf die Gestaltung einer Ringvorlesung Technikkommunikation zur Sensibilisi­erung für die beschriebenen Probleme eingegangen, es werden einige ausge­wählte Schreibprobleme vorgestellt, und schließlich wird ein geplantes Daten­bankprojekt skizziert, das in Kooperation mit technischen Redakteuren und Übersetzern als Hilfestellung zum Erwerb einer L2-Schreibkompetenz für Stu­dierende etabliert werden soll. 

1.2 Schreibratgeber – eine kurze Bilanz

Betrachtet man den internationalen Buchmarkt und die im Internet zur Verfü­gung gestellten Ressourcen zum Schreiben in Wissenschaft und Technik, so eröffnet sich ein fast unerschöpfliches Repertoire an englischsprachigen Titeln, wobei diese vordergründig an Muttersprachler gerichtet sind. Sie enthalten in der Regel allgemeine Hinweise zum Schreiben, eine detaillierte Be­schreibung der Formulierungsroutinen in bestimmten Fächern sowie einen normativen Bezug zu Textsorten- und Layout-Konventionen. Wertvolle Handrei­chungen für das wissenschaftliche Schreiben sind zum Beispiel die Publikationen der Reihe Michigan Series in English for Academic and Profes­sional Purposes, u. a. mit Materialien zu Academic Writing (Swales & Feak 2012), zu Abstracts (Swales & Feak 2009), zu Literature Reviews (Feak & Swales 2009). 
 
Nachhaltige Informationsquellen zur Produktion englischsprachiger Fachtexte sind darüber hinaus die zahlreichen, an britischen und amerikanischen Univer­sitäten etablierten Writing Labs. Ein besonders informatives Beispiel ist das Schreiblabor OWL (Online Writing Lab der Purdue University, https://owl.eng­lish.purdue.edu/owl/). Hier werden allgemeine, fachbezogene und auch texts­ortenbezogene Hinweise zum Schreiben auf Englisch offeriert. Die praktische Umsetzung dieser Informationen durch Nichtmuttersprachler des Englischen setzt jedoch für eine zügige Reflexion und eine Sensibilisierung für kulturell bedingte Sprachfeinheiten ein relativ hohes fremdsprachiges Niveau voraus. Ob die vorliegenden Fachinformationen daher tatsächlich Lerneffekte im Bereich der L2-Schreibkompetenz haben und sich positiv auf die L2-Schreibqualität auswirken, ist auch in kontrastiv ausgerichteten Untersu­chungen bislang nicht eingehend erforscht worden. Aber zumindest lässt sich über Verweise auf die Existenz dieser Quellen eine Sensibilisierung für Pro­blemfelder erreichen.

Betrachtet man den deutschen Buchmarkt, so zeigt sich auch hier eine fast un­überschaubare Anzahl von Materialien zum wissenschaftlichen Schreiben. So hat der Verlag utb in den vergangenen Jahren eine Vielzahl sehr nützlicher, fachbezogener Schreibratgeber herausgegeben, die über den Bremer Schreib­coach (2011) (http://www.bremer-schreibcoach.uni-bremen.de/cms/) in einer evaluierenden Studie zur Orientierung zusammengestellt wurden. Für Informa­tionen zur Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten im Ingenieurbereich empfeh­len sich z. B. Theuerkauf (2012) und Prevezanos (2013).

Nach englischsprachigem Vorbild haben sich inzwischen auch an deutschen Universitäten und Hochschulen sehr gute Schreibwerkstätten etabliert, die auf ihren Homepages nützliche Ratschläge für Studierende geben. An dieser Stelle sei z. B. auf die Schreibwerkstatt der Universität Bielefeld1 verwiesen. Die Schreibwerkstätten thematisieren jedoch in der Regel nicht das Schreiben in der Fremdsprache. Es gibt bislang nur wenige Online-Schreibhilfen für Nicht­muttersprachler, die Hilfestellung für das Verfassen von fachbezogenen Fremd­sprachentexten auf Englisch geben.
Zum technischen Schreiben im Deutschen liegen neben den jährlichen Herausgaben der Gesellschaft für technische Kommunikation – tekom Deutsch­land e.V. einige sehr interessante Publikationen vor, die im Folgenden einer kurzen Sichtung unterzogen werden. 
 
Das in dritter Auflage herausgegebene Standardwerk zum Verfassen deutscher Bedienungsanleitungen ist Juhl (2015), Technische Dokumentation. Praktische Anleitungen und Beispiele. Der Autor beschreibt darin, wie Standardstrukturen wie Sicherheit, Leistung, Gerät, Tätigkeiten, Funktionsweise, technische Unter­lagen in der technischen Dokumentation einzusetzen sind (http://www.ver staendliche-anleitungen.de; 10.09.2016). Weissgerber (2011) hingegen hat mit ihrem Buch Schreiben in technischen Berufen, ausgehend von typischen Feh­lern, besonders grammatikalische und stilistische Problemfelder im Blick. Zahl­reiche Beispiele werden zur Anschaulichkeit genutzt. Allerdings geht das Buch nicht über Formulierungshilfen hinaus und ist eher für Dozenten eines Kurses zur Weiterbildung geeignet. Kothes (2011), Grundlagen der Techni­schen Doku­mentation. Anleitungen verständlich und normgerecht erstellen, ver­mittelt Fach- und Prozesswissen zur Erstellung deutschsprachiger Anleitungen und hat sich als Standardwerk bewährt. Allgemein, aber konsistent gefasst ist das Buch von Prevezanos (2013), Technisches Schreiben: Für Informatiker, Akademiker, Techniker und den Berufsalltag. Hier werden neben der Auswahl technischer Schreibwerkzeuge auch Fragen des Layouts, von Sprache und Stil und die Ver­wendung von Bildern und Tabellen sowie Problemfelder im Schreib­prozess thematisiert; das Buch gibt außerdem Hilfestellung beim Formulieren und kann durch die Übungsaufgaben und das Glossar als Leitfaden für Studierende und Wissenschaftler für deutsche technische Dokumente ange­sehen werden. Aller­dings erfordert das Durcharbeiten dieser Publikation, die einen breiten Adress­atenkreis hat, viel Zeit, so dass das Buch für einen (technischen) Schreibkurs nur auszugsweise geeignet erscheint und vorwie­gend im Selbststudium genutzt werden kann. Baumert & Verhein-Jarren (2015), Texten für die Technik. Leit­faden für Praxis und Studium, profitieren in ihrem Ansatz zur technischen Kommunikation von der Verbindung sprachwissen­schaftlicher Grundlagen mit Praxisanforderungen, mit denen sie durch ihre Tätigkeit als technische Redak­teure sehr gut vertraut sind. Über einen Prozess­ansatz zur Dokumentation geben sie praktische Hilfestellung für die Erstellung gut verständlicher Texte und beinhalten Leitfäden bzw. Gestaltungsrichtlinien zur Qualitätssicherung. Das Buch richtet sich an Technikredakteure in der Aus­bildung, aber auch an angehende Ingenieure und Praktiker. Drewer & Ziegler (2014), Technische Do­kumentation: Übersetzungs­gerechte Texterstellung und Content-Management, setzen sich schließlich detailliert mit der Erstellung, Übersetzung und Verwal­tung umfangreicher Textprodukte auseinander und betrachten insbesondere die Prozesskette der mehrsprachigen Textproduktion. Das Buch sollte daher als Standardwerk nicht nur Pflichtlektüre für angehende technische Redakteure, sondern auch für Übersetzer und Ingenieure sein.

Dieser kurze Überblick zeigt, dass zum muttersprachlichen Schreiben in der Technik bereits zahlreiche Ratgeber vorliegen; kontrastiv Deutsch-Englisch ausgerichtete Publikationen mit Didaktisierungsvorschlägen scheinen jedoch noch ein Defizit darzustellen (für das wissenschaftliche Schreiben wäre hier Skern (2011) zu nennen). Göpferich (1998) hat mit ihrer wegweisenden Arbeit zum Intercultural Technical Writing eine sehr gute Grundlage für die Sensibi­lisierung zum Thema Schreiben in der L2 und zur Relevanz von Textsorten und Textsortenmerkmalen in der Technik aus wissenschaftlicher Perspektive ge­schaffen. Komplementär dient Göpferich (2015) zudem als systematische Schreibprozessdidaktik und empfiehlt sich für die Ausbildung von Redakteuren und – auszugsweise – auch für fremdsprachige Schreibkurse. 
 
Aus übersetzungswissenschaftlicher Sicht können für die Konzipierung eines Kurssystems zur fremdsprachigen technischen Dokumentation insbesondere die Arbeiten von Horn-Helf (1999, 2007 und 2010) sowie Schmitt (1999) her­angezogen werden. Hier werden typische Übersetzungsfehler angesprochen und durch Beispiele veranschaulicht. Darüber hinaus sind die Arbeiten von praktisch tätigen Übersetzern, Lektoren und technischen Redakteuren, die ihre Erfahrungen und Hinweise oft auf ihren Homepages veröffentlichen, in Betracht zu ziehen (u. a. Achtelig 2012 und Burkhart 2014). Gleichermaßen können auch Materialien, die von Unternehmen als Handlungsrichtlinien erstellt worden sind, genutzt werden. Für Informatik-Studierende sollte zum Beispiel das Microsoft Manual of Style (Microsoft 2012) als Regelwerk für Richtlinien zur Lokalisierung und Übersetzung von technischen Veröffentlichungen in der Informatik als Stan­dardlektüre empfohlen werden. Insgesamt ist folglich ein weites Feld zu bear­beiten, um zielführende Lösungen anbieten zu können.

2 Technikkommunikation im Studium

2.1 Aktuelle Situation

In den technisch-ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen an der Westsäch­sischen Hochschule Zwickau (WHZ) werden Technikkommunikation und das Schreiben in der Fremdsprache in den verpflichtenden fachbezogenen Eng­lischkursen bislang nur wenig thematisiert, da die zur Verfügung stehende Zeit (lediglich ein Semester) für einen solchen qualitativ anspruchsvollen Pro­zess zu kurz ist. In den studienbegleitenden fachbezogenen Englischkursen werden da­her nur grundlegende Schreibaufgaben behandelt. 


Im Basiskurs Fachenglisch (Sprachniveau B1-B2 des Gemeinsamen europäi­schen Referenzrahmens) sind dies das Auswerten von Grafiken und das Ver­fassen von Abstracts zum Fachvortrag. Hierzu werden den Studieren­den Textbausteine vermittelt und Mustertexte vorgestellt. In den fortgeschrit­tenen Kursen liegt das Augenmerk auf der Ausbildung von Fertigkeiten im Rahmen der Erstellung fachbezogener Essays


Im Masterkurs Informatik wird die Formulierung eines Business Plans, von An­forderungen für Spezifikationen und auch von Abstracts für die Masterarbeit gefordert. Für die Entwicklung einer soliden fremdsprachigen Schreibkompe­tenz bedarf es neben einer theoretischen Unterweisung zu den Merkmalen relevanter Textsorten auch praktischer Übungsphasen, die am besten in einem separaten Schreibkurs oder in einer Schreibwerkstatt entwickelt werden kön­nen. 


Angesichts der Vielfalt an technischen Studiengängen, die an der WHZ etabliert sind, ist es jedoch schwierig, in den Technik- und Ingenieurwissenschaften einen einheitlichen Kurs zum Schreiben einzuführen. Aus diesem Grunde wurde im Wintersemester 2015 / 2016 – zunächst als Pilotprojekt – im Rahmen des studium generale eine Ringvorlesung eingeführt, die in sechs Veranstal­tungen Grundlagen der Technikkommunikation, der Dokumentation und der Fachübersetzung behandelt und semesterweise erweitert werden soll. 


Darüber hinaus wurde eine Schreibwerkstatt konzipiert, die Studierende – aber auch Mitarbeiter – bei der Bewältigung von mutter- und auch fremdsprachigen Schreibprojekten individuell beratend unterstützen soll. Diese ergänzt ein schon etabliertes Angebot zum wissenschaftlichen Schreiben für angehende Inge­nieure, in dem einerseits Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibprozesses und der Recherche-Kompetenz in Datenbanken vermittelt werden, das anderer­seits aber auch Veranstaltungen zur Arbeit mit Latex und MS Office sowie zur Bildbearbeitung beinhaltet. Parallel zur Ringvorlesung ist geplant, mit den Refe­renten der Reihe ein Forschungsprojekt zur Erfassung typischer Fehler bei der Produktion und Übersetzung von Texten aus dem Deutschen ins Englische zu starten und die Ergebnisse in einem Datenbankprojekt nutzbar zu machen.


2.2 Die Ringvorlesung Technikkommunikation, Dokumentation und Fachübersetzung


Die Ringvorlesung Technikkommunikation, Dokumentation und Fachüber­set­zung wurde für das studium generale mit einer Semesterwochenstunde (sechs Veranstaltungen plus Workshop) konzipiert, um allgemeine Informa­tionen zur Technikkommunikation zu vermitteln und die Teilnehmer für Probleme von (pro­duktbegleitender) Dokumentation sowie deren Lokalisierung Deutsch-Englisch zu sensibilisieren. 


Die einführende Vorlesung der Reihe war darauf ausgerichtet, das Berufsbild Technischer Redakteur vorzustellen und die Grundlagen, Merkmale und Her­ausforderungen der Technikkommunikation aufzuzeigen. Zudem wurden rele­vante Schreibratgeber und Homepages von technischen Redakteuren mit den dort vorliegenden Informationen vorgestellt. Die zweite Veranstaltung behan­delte das Thema barrierefreie Kommunikation unter dem Titel Sprache bar­rierefrei gestalten – Was heißt das und wie funktioniert das? und ging besonders auf das Thema Leichte Sprache2 mit deren Aufgaben und Merk­malen ein. Der Vortrag stellte auch ausgewählte Projekte und Teilergebnisse dieses aktuellen Forschungsgebietes der Angewandten Linguistik vor (Jekat, Jüngst, Schubert & Villiger 2014). Zudem wurde die Datenbank Barrierefrei kommunizieren (http://www.barrierefrei-kommuni­zieren.de/datenbank/) vorge­stellt, um besonders Informatikstudierende für die­ses Thema zu sensibilisieren.


Marc Achtelig, Geschäftsführer und erfahrener technischer Redakteur der In-doition GmbH, präsentierte in der dritten Veranstaltung seine Erfahrungen zu dem Thema Technische Dokumentation und Software-Dokumentation. In dem praxisnahen Vortrag wurden neben Grundprinzipien der Dokumentation und den Formaten moderner technischer Dokumentation auch Problemfelder und Tools präsentiert. Der Vortrag zeigte u.a. auf, welche Anforderungen in der Praxis an die technische Dokumentation bestehen, in welchen Online- und Offline-Formaten moderne technische Dokumentation heute erstellt wird, wie Dokumentation (Benutzerhinweise und Hilfen) für die Software veröffentlicht werden sollte und mit welchen Werkzeugen (Tools). Die durch Praxisbeispiele veranschaulichte Veranstaltung wurde von den Studierenden mit besonderem Interesse aufgenommen und der Wunsch nach Fortsetzung solcher Veran­staltungen geäußert. Auch die in diesem Rahmen vorgestellte Homepage von Marc Achtelig (http://www.indoition.com/de/products/index.html; 09.09.2016) und seine Anleitungen zum Schreiben auf Deutsch und Englisch (u.a. Achtelig 2012) stießen auf das besondere Interesse der Studierenden. 


Stilistische Fallen in deutschen und englischen technischen Dokumenten waren Gegenstand eines von David Burkhart geleiteten Vortrags und Workshops. Als technischer Lektor ist er sehr häufig mit Textproblemen konfrontiert und hat dazu eine Sammlung typischer Fehler zusammengestellt und kategorisiert. Diese sind in Burkhart (2014) anschaulich dargestellt. Allerdings ist seine mo­mentane Kompilierung nicht sprachwissenschaftlich untermauert und bedarf daher einer Optimierung. Im Auftrag des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) ist eine Erweiterung vorliegender Ergebnisse in Arbeit. Im Workshop waren die Studierenden aufgefordert, komplexe deutsche Sätze aus technischen Dokumenten auf ihre Lesbarkeit zu untersuchen, stilistisch zu verbessern und dann in die englische Sprache zu übertragen. In Gruppenarbeit konnten die vorgestellten Prinzipien trainiert werden. Diese Veranstaltung bildete die Grundlage für den Vortrag Moderne Fachübersetzung – Überset­zungstools, der von Hans Schwarz, einem langjährigen Professor für Tech­ni­sche Übersetzung an der Hochschule Magdeburg-Stendal, gehalten wurde. Dieser Vortrag führte nicht nur anschaulich in die Grundlagen der Fachüberset­zung ein, sondern thematisierte auch Terminologiefragen. Der Referent zeigte anhand von Beispielen, welche Tools und Systeme Fachübersetzer heute nutzen können, um Effektivität und Konsistenz im Über­setzungsprozess zu er­reichen. Er wies dabei auch auf die Recherche-Kompetenz in Paralleltexten hin und auf die konsistente Prüfung und Beibehal­tung von Fachbegriffen und Termini. Die abschließende Veranstaltung der Ringvorlesung war speziell auf das Terminologiemanagement in der techni­schen Dokumentation ausgerichtet. Grundbegriffe der Terminologielehre und Terminologiearbeit wurden betrachtet und relevante Tools vorgestellt.


Insgesamt war die Ringvorlesungsreihe im studium generale sehr gut besucht, und die Studierenden konnten einen guten Einblick in die Problematik des tech­nischen Schreibens im Allgemeinen, des Schreibens auf Englisch als L2 sowie des Übersetzens deutscher technischer Texte in das Englische erhalten. Damit wurde eine Sensibilisierung für sprachlich-textuelle Problemfelder in der Infor­mationsvermittlung innerhalb der Technik geschaffen. In weiteren Folgeveran­staltungen werden die genannten Themen wieder aufgegriffen und nach den Studienschwerpunkten der Teilnehmer weiter spezifiziert.

2.3 Problemfelder beim Schreiben in der L2 und beim Übersetzen

Probleme, die beim Schreiben in der L2 bzw. auch beim Übersetzen entstehen, beziehen sich auf alle sprachlich-textuellen Ebenen, auf die Kulturspezifik und besonders auch auf die pragmatische Ebene, wie Horn-Helf (1999), Horn-Helf (2007) und Schmitt (1999) bereits eingehend aus sprachwissenschaftlicher Sicht an Beispielen expliziert haben. 


Ein Vergleich mit Ergebnissen von technischen Redakteuren und Lektoren offenbart ähnliche Ergebnisse, wobei hier weniger der sprachwissenschaftliche, sondern der pragmatische Blick erkennbar wird. Nach Burkhart (2014) empfiehlt es sich grundsätzlich, einen besonders klaren Schreibstil im Deutschen zu entwickeln. So postuliert er neunzehn „Characteristics of Excellent Technical Documentation“ (Burkhart 2014: 12), die für den sprachwissenschaftlich nicht vorgebildeten Fachmann sicher einleuchtend sind, z. B. Each sentence only communicates one thought; The conceptual subject of each sentence is placed at the beginning of the sentence. Durch seine langjährige Tätigkeit hat er die Erfahrung gemacht, dass deutsche Autoren Texte generell abstrakter formu­lieren, komplexere Satzgebilde als L1-Englischautoren konstruieren und den Leser nicht direkt ansprechen. Diese Aspekte führen oft zu Textunverständ­lichkeit und gegebenenfalls auch zu Missverständnissen. Wenn Texte in Eng­lisch als L2 zu verfassen sind, ist es ratsam, den deutschen Satzbau zu ana­lysieren, diesen über inhaltlich-logische Zuordnung von Satzgliedern zu verein­fachen, um darauf aufbauend einen englischen Satz zu generieren. Eine reine Übernahme der deutschen Satzstruktur führt leider oft dazu, dass der englische Satz überladen ist und in einer solchen Form für den Leser nur wenig gut verständlich wird. Mit anderen Worten, was in der einen Sprache als richtig und verständlich angesehen wird, kann in der anderen als unverständlich und viel zu komplex erscheinen. Es gilt, dies bereits Stu­dierenden - aber auch Redak­teuren bewusst zu machen. Die von Burkhardt vorgeschlagene Herange­hensweise ist ein möglicher Weg, dient dem Bewußtmachen von Unter­schieden und kann helfen, das L2-Schreiben für linguistisch nicht so versierte Redakteure zu vereinfachen, denn oft sind für diesen Personenkreis Parallel­textanalysen aus Zeitgründen nicht möglich. Beispiel 1 zeigt, wie die Komplexität der Satz­struktur sehr leicht geändert werden kann.
Beispiel 1:
Vereinfachung der Satzstruktur
Die Zugriffsberechtigungen und die Zuordnung eines Nutzers zu einer dieser Gruppen dürfen auch durch die Systemadministratoren nicht veränderbar sein.
Vereinfachung:
Die Systemadministratoren dürfen die Zugriffsberechtigungen und die Zuordnung eines Nutzers zu einer dieser Gruppen nicht verändern können.
Übersetzung:
The system administrators must not be able to change the access privileges and the assignment of a user to one of these groups.
(Burkhart 2014: 19)
Weitere Quellen für Textunverständlichkeit sind in den deutschen Texten der häufige Nominalstil, Mehrfachkomposita und die Verwendung von Funktions­verbgefügen, die bei der Übertragung ins Englische durch semantisch einfache Verben ersetzt werden sollten. Beispiel 2 veranschaulicht, wie ein für das Deut­sche typischer Satz zu einem verständlichen englischen Satz umgewandelt werden kann:
Beispiel 2:

Vermeidung von Substantivierung

Die Anzahl der Teilnehmer ist auf 25 Personen begrenzt.

Vereinfachung:

Nur 25 Personen können / dürfen teilnehmen.

Übersetzung:

Only 25 persons can / may participate.

(Burkhart 2014: 21)
Leser technischer Texte werden im Englischen oft direkt angesprochen, wenn sie eine Handlung ausführen sollen, im deutschen Text wird dafür häufig das Passiv genutzt, was einer Handlungsausführung für einen deutschen Leser nicht entgegensteht. Eine direkte Übertragung ins Englische würde dies jedoch für den englischen Muttersprachler nicht evozieren. Daher sollte auf diese Di­rektheit von Handlungsausführungen bei der Übertragung ins Englische geach­tet werden.
Beispiel 3:
Direkte Ansprache und Vermeidung von Passiv
Eine Elektrodenüberführung ist erst nach einer Kabelüberprüfung sinnvoll.
Übersetzungsalternativen:
Check the cable before checking the electrodes.
Check the cable. Then check the electrodes.
(i) Check the cable.
(ii) Check the electrodes.
(Burkhart 2014: 41)
Verständlichkeit wird außerdem erreicht, wenn die Satzstruktur nicht zu kom­plex ist, Redundanzen vermieden werden und die wichtige Information in Front­position des Satzes erscheint (Beispiele 4-6; Burkhard 2014: 17, 38, 35).
Beispiel 4:
Komplexe Satzstruktur auflösen
Over the last several decades, increasingly exacting demands have been placed on the quality and functionality of electronic components in motor vehicles, and this trend is set to continue.
Vereinfachung:
Over the last several decades, increasingly exacting demands have been placed on the quality and functionality of electronic components in motor vehicles. This trend is set to continue.
(Burkhard 2014: 17)
Beispiel 5:
Redundantes Wortmaterial weglassen
Install the parts as demonstrated by the following illustration.
Vereinfachung:
Install the parts as shown.
(Burkhard 2014: 38)

Beispiel 6:
Frontposition des Subjekts (first word = conceptual subject)
Das Herzstück des Systems ist der Hebearm.
Verbesserung:
Der Hebearm ist das Herzstück des Systems.
(Burkhard 2014: 35)
Diese praktischen Beispiele veranschaulichen, wie deutsche Autoren für Sprachunterschiede in Texten sensibilisiert werden können. In dem von David Burkhart in der Vorlesungsreihe durchgeführten Workshop wurden Beispiele dieser Art mit den Studierenden über den Ansatz learning by doing aus­gewertet, und zeigte sich, dass damit sehr gute Lernerfolge erreicht werden konnten. Ein nächster Schritt könnte sein, dass man nicht nur losgelöste Sätze betrachtet, sondern die genannten und weitere Aspekte auch auf Textebene verfolgt und den Studierenden damit auch eine Handreichung für die Erstellung bzw. die Revision von Texten gibt. Gerade Textrevisionen werden auch von versierten Autoren oft nicht systematisch und zielführend in englischen L2-Texten durchgeführt.

Fischer (2010, 2011) hat Problemfelder, die es in einem Schreibkurs zum technischen Schreiben in der L2 zu beachten gilt, u.a. auf Wortebene iden­tifiziert, z. B.:
  • Falsche Freunde und Scheinanglizismen Deutsch-Englisch (z. B. Handy / mobile; Oldtimer / vintage car)
  • Varietätenunterschiede (britisches / amerikanisches Englisch, z. B. alu­mi­nium vs. aluminum)
  • Unterschiede in der Bedeutung von Wörtern (z. B. economic, econo­mical)
  • Unterschiede in der mathematischen Notation (z. B. Komma vs. Punkt im Dezimalsystem)
Zudem bietet Marc Achtelig mit seiner Homepage (vgl. www.indoition.com, 9.09.2016) ein umfassendes Informationspaket zum technischen Schreiben auf Deutsch und Englisch, wobei hier insbesondere Verlinkungen zu Materialien interessant sind, die sich mit Tools, Sprache und Terminologie, Style Guides und Redaktionshilfen sowie Wörterbüchern und Grammatiken beschäftigen. In seiner zweisprachigen Anleitung werden z. B. die folgenden allgemeinen Schreibprinzipien für Nutzerhandbücher im Software-Bereich genannt, die ähnlich wie bei Burkhart (2014) durch Beispiele expliziert werden:
  • Keep it simple and stupid
  • Always start with the main point
  • Talk to the reader
  • Be specific
  • Be concise
  • Be consistent
  • Be parallel
  • Use the present tense
  • Use the active voice
  • Don’t say „please“

(Achtelig 2012: 97)
Der Leser erhält somit eine gute, über Beispiele untermauerte Instruktion zur Formulierung englischer Texte. Ebenso werden inakzeptable Beispielsätze und korrigierte Versionen aufgeführt:
Beispiel 7:

Talk to the Reader

No: The button must be pressed.

No: The button must be pressed by the user.

No: Users must press the button.

No: One must press the button.

Yes: Press the button.

(Achtelig 2012: 74)
Dieser kurze Blick auf Problemfelder beim Schreiben in der L2 und beim Über­setzen zeigt, dass es notwendig erscheint, aus den schon vorhandenen Daten­quellen eine möglichst homogene, benutzerfreundliche Zusammenschau von potentiellen Fehlerquellen zu erstellen, die angesichts der zunehmenden Arbeit mit mobilen Endgeräten eine wirkungsvolle Unterstützung bei der Erstellung von Texten bietet. Die bislang doch eher isoliert stehenden Informationsquellen erfordern einen relativ großen Rechercheaufwand auf Seiten der (angehenden) Redakteure, die teilweise noch nicht ausreichend für die Problemfelder sensi­bilisiert sind. Der bestehende Publikationsdruck lässt ihnen zudem kaum Spielraum, die beschriebenen Problemfelder genauer zu betrachten. Zudem unterliegen Sprachen einer dynamischen Weiterentwicklung, die es sinnvoll zu dokumentieren gilt. Aus diesem Grund wurde ein Datenbankprojekt angedacht, das den Bedürfnissen Studierender und gegebenenfalls auch professioneller technischer Autoren und Übersetzer gerecht werden kann, um eine effiziente und schnelle Beratung bereitzustellen. Diese Projektidee wird als interdiszi­plinäre Kooperation von Sprachwissenschaftlern, Übersetzern und technischen Redakteuren umzusetzen sein und im folgenden Kapitel kurz skizziert.

2.4 Datenbankprojekt zu Fallstricken beim Schreiben in der L2 und beim Übersetzen


Zunächst gilt es, eine valide Datengrundlage für die Analyse von Texten aus verschiedenen technischen Fachgebieten zu kompilieren. Die aufzunehmenden Beispiele sollten authentisch – also nicht konstruiert sein und typische Sach­verhalte abbilden. Zudem sind Ganztexte als Mustertexte abzubilden. 
 

In einem nächsten Schritt sind bereits vorhandene Quellen, u.a. auch Glossare und Übersichten mit stilistischen Nutzungshinweisen – z. B. Baumgart­ner & Kraus 2014, die ein zweisprachiges Wörterbuch und auch eine CD-ROM (mit Suchfunktion) zu General Vocabulary in Technical and Scientific Texts erstellt haben – zu analysieren. Die Datenbasis wird satzweise nach Fehlertypen, nach Sprache und Fachgebiet sowie nach Textsorte kategorisiert. Wie bei Swan (1995) in Practical English Usage praktiziert, wird danach eine Suchfunktion auf Stichwortbasis problemfeldorientiert entwickelt und ständig erweitert. Die Daten­struktur kann im Anfangsstadium in einem Excel-Format angelegt werden und wird auf ihre Praktikabilität geprüft. Sukzessive sind der Übergang zu einem Content-Management-System und eine Darstellung in einer Online-Oberfläche geplant. Denkbar wäre final auch eine Online- bzw. Cloud-basierte Lösung, die wie eine Terminologiedatenbank funktioniert und die über die Da­teneinträge Auskunft über bestimmte Problemfelder gibt – z. B. Direktheit / Indirektheit; Satzstruktur; Wortgebrauch und Kollokationen. Die technische Umsetzung wird Teil eines Projektes von Informatikstudierenden sein, die an­hand einer solchen praktischen Aufgabe ihre theoretisch erworbenen Kenntnisse im Bereich Computerlinguistik umsetzen können. Die im Rahmen der Einführungsveran­staltung zur Computerlinguistik gelegten Grundlagen zu Translation Memory-Systemen und Terminologiedatenbanken bieten dazu eine gute Ausgangsbasis.

3 Zusammenfassung und Ausblick


Der vorliegende Beitrag hat Projektideen für die Entwicklung einer L2-Schreib­kompetenz von Ingenieurstudierenden an der Westsächsischen Hochschule Zwickau aufgezeigt. Eine Bestandsaufnahme zu vorliegenden Schreibratgebern hat gezeigt, dass für die jeweiligen muttersprachlichen Adressaten eine infor­mative Auswahl existiert, aber für das fremdsprachige Texten bislang nur wenig didaktisiertes Material vorliegt und auch die fachbezogene Fremdsprachen­ausbildung, die häufig nur für ein Semester aus­gelegt ist, dem qualitativen An­spruch eines solchen Kurses nicht gerecht werden kann. Für die Sensibilisie­rung und Verbesserung der fremdsprachigen Schreibkompetenz sind daher andere Wege zu beschreiten. 
 

Die vorgestellte Ringvorlesung zu Technikkommunikation, Dokumentation und Fachübersetzung hat sich als Pilotprojekt gut geeignet, um die Studierenden an die bestehenden Schreibprobleme heranzuführen. Sie ergänzt die bestehenden Angebote zur Entwicklung wissenschaftlicher Schreibkompetenz. Über den Ausbau des studentischen Beratungsangebotes im Rahmen der Schreibwerk­statt, die gegebenenfalls mit einem e-Portfolio zum Schreiben gekoppelt werden kann, wird ein Weg zur Sensibilisierung der Studierenden für Problemfelder im Schreiben in ihrer Muttersprache und in der Fremdsprache Englisch angestrebt. Sofern es die zeitlichen Ressourcen der Studierenden im Ingenieurbereich zu­lassen, ist über einen Ausbau der Ringvorlesung und der Angebote zum Schreiben nachzudenken. Darüber hinaus sind perspektivisch autonome e-Learning-Prozesse (peer review, e-Portfolio, flipped classroom) zu betrachten, das heißt, es ist zu prüfen, welche Progression durch peer review-Lernen oder Schreib-Portfolios erreicht werden kann. Über diese Maßnahmen lassen sich bei vorhandener Schreibmotivation der Studierenden auch die Stundenplan­restriktionen im Bachelorstudium überbrücken und die Verbesserung der Schreibqualität an der (Fach)Hochschule erreichen. Unterstützend können in diesem Kontext auch Software-Programme eingesetzt werden. Das Unterneh­men EditorSoftware, zum Beispiel, bietet das Produkt StyleWriter (vgl. http://www.editorsoftware.com) an, mit dem auch ein komplexer Text nach Satzanzahl, Satzlänge,Satzkomplexität (z. B. Aktiv-Passivsatz-Verhältnis), Kon­sistenz der Begriffe, Rechtschreibung und über eine Wörterbuchunter­stützung auch hinsichtlich Begriffsinkonsistenzen analysiert werden kann. Das im Rah­men von lehrbezogener Forschung angesiedelte Datenbankprojekt wird zudem dazu beitragen, dass geplante Schreibkurse durch individuelle Hilfestellung ergänzt werden.


Bibliographie


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Schreibwerkstatt der Universität Bielefeld. (http://www.unibielefeld.de/Universitaet/ Einrichtungen/SLK/schreiblabor/studierende/schreibwerkstaetten.html; 09.09.2016).


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1 http://www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/SLK/schreiblabor/studierende/ schreibwerkstaetten.html; 09.09.2016.

2 Der Begriff leichte Sprache bezeichnet einen Teil des barrierefreien Zugangs zu Texten,   
   d.h. auf Webseiten findet man vereinfachte Texte, z. B. bei allen Bundes­behörden, damit 
   auch Menschen mit eingeschränkter Lesekompetenz einen Zugang haben. Oft werden 
   Texte auch vorgelesen, z. B. für Personen mit Lese-Recht­schreib-Schwäche.