Englisch schreiben im und über das Fach –
Wie lehrt und lernt man das in den Technik-
und Ingenieurwissenschaften?
Ines-A. Busch-Lauer (Zwickau, Deutschland)
Abstract
(English)
Globalized business processes increasingly require proper technical documentation in English. But where and how do German non-natives acquire the necessary skills for this purpose? Obviously, there is not enough time during their engineering studies. Writing labs at universities and colleges mainly focus on developing academic writing skills only. The book market focusing on the German technical writer is still deficient regarding L2 English writing. The present article addresses the tasks, benefits and first results of a general studies’ course of lectures on technical communication for engineering students, which is supplemented by a project on developing a writing lab at Zwickau University of Applied Sciences (Germany) to address both general scientific and technical writing in German and English. First, the article provides a short overview of current technical writing style guides, introduces the structure and topics of an introductory series of lectures and presents some typical traps German authors face when writing texts or translating them into English. Such traps will be the subject of a database project briefly introduced in the final part of the article. This database is designed to support students, technical writers and translators in their everyday writing practice.
Globalized business processes increasingly require proper technical documentation in English. But where and how do German non-natives acquire the necessary skills for this purpose? Obviously, there is not enough time during their engineering studies. Writing labs at universities and colleges mainly focus on developing academic writing skills only. The book market focusing on the German technical writer is still deficient regarding L2 English writing. The present article addresses the tasks, benefits and first results of a general studies’ course of lectures on technical communication for engineering students, which is supplemented by a project on developing a writing lab at Zwickau University of Applied Sciences (Germany) to address both general scientific and technical writing in German and English. First, the article provides a short overview of current technical writing style guides, introduces the structure and topics of an introductory series of lectures and presents some typical traps German authors face when writing texts or translating them into English. Such traps will be the subject of a database project briefly introduced in the final part of the article. This database is designed to support students, technical writers and translators in their everyday writing practice.
Keywords: Technical writing, style
guides, L2-Writing, stylistic traps, database
Abstract
(Deutsch)
Für globalisierte Wirtschaftsprozesse werden immer häufiger technische Dokumente in Englisch benötigt. Doch wo und wie eignen sich angehende Fachleute die für deren Erstellung notwendigen Schreibfertigkeiten in der Fremdsprache an? Im Ingenieurstudium bleibt dafür nur wenig Zeit. In Schreibkursen an Hochschulen und Universitäten wird vordergründig nur wissenschaftliches Schreiben trainiert. Der Buchmarkt zu L2-Materialien, die sich an deutsche technische Redakteure richten, ist noch defizitär. Der vorliegende Beitrag stellt Aufgaben, Nutzen und erste Ergebnisse einer im studium generale angesiedelten interdisziplinären Vorlesungsreihe Technikkommunikation, Dokumentation und Fachübersetzung für Studierende der Ingenieurwissenschaften vor, die – gekoppelt mit einer Schreibwerkstatt – an der Westsächsischen Hochschule Zwickau etabliert wird, um den Studierenden die notwendigen Kenntnisse im Bereich Technikkommunikation in Deutsch und Englisch zu vermitteln. Zunächst wird ein Überblick über aktuelle Schreibratgeber in der Technik gegeben, danach werden die Themen der Vorlesung vorgestellt und exemplarisch typische Fallstricke bei der Erstellung englischer technischer Dokumentation durch deutsche Muttersprachler aufgezeigt. Abschließend wird ein Datenbank-Projekt vorgestellt, das in Kooperation mit technischen Redakteuren und Fachübersetzern zur Verbesserung der fremdsprachigen Schreibbefähigung von Absolventen, technischen Redakteuren und auch Fachübersetzern entstehen soll.
Für globalisierte Wirtschaftsprozesse werden immer häufiger technische Dokumente in Englisch benötigt. Doch wo und wie eignen sich angehende Fachleute die für deren Erstellung notwendigen Schreibfertigkeiten in der Fremdsprache an? Im Ingenieurstudium bleibt dafür nur wenig Zeit. In Schreibkursen an Hochschulen und Universitäten wird vordergründig nur wissenschaftliches Schreiben trainiert. Der Buchmarkt zu L2-Materialien, die sich an deutsche technische Redakteure richten, ist noch defizitär. Der vorliegende Beitrag stellt Aufgaben, Nutzen und erste Ergebnisse einer im studium generale angesiedelten interdisziplinären Vorlesungsreihe Technikkommunikation, Dokumentation und Fachübersetzung für Studierende der Ingenieurwissenschaften vor, die – gekoppelt mit einer Schreibwerkstatt – an der Westsächsischen Hochschule Zwickau etabliert wird, um den Studierenden die notwendigen Kenntnisse im Bereich Technikkommunikation in Deutsch und Englisch zu vermitteln. Zunächst wird ein Überblick über aktuelle Schreibratgeber in der Technik gegeben, danach werden die Themen der Vorlesung vorgestellt und exemplarisch typische Fallstricke bei der Erstellung englischer technischer Dokumentation durch deutsche Muttersprachler aufgezeigt. Abschließend wird ein Datenbank-Projekt vorgestellt, das in Kooperation mit technischen Redakteuren und Fachübersetzern zur Verbesserung der fremdsprachigen Schreibbefähigung von Absolventen, technischen Redakteuren und auch Fachübersetzern entstehen soll.
Stichwörter: Schreiben in der
Technik, Schreibratgeber, L2-Schreiben, stilistische Fallen,
Datenbank
Datenbank
1 Einleitung
1.1
Motivation für den Beitrag
Die allgegenwärtige Informationsüberflutung in der digitalen Welt und der Kommunikationsdruck führen nicht nur in der Textrezeption, sondern auch in der Textproduktion, zu Oberflächlichkeit. Mobile Endgeräte und das Internet verändern gravierend die Art, in der wir Texte lesen und schreiben, ganz gleich, ob es sich um Kurznachrichten handelt (z. B. in Tweets, über WhatsApp) oder um den komplexen Informationsaustausch in Wissenschaft und Technik. Wir neigen zunehmend zur Schnelligkeit in der Informationsverarbeitung, was u.a. dazu führt, dass ein Anleitungstext mit Ungeduld durchforstet wird, um anders als sonst ein Problem mit dem Smartphone zu lösen, aber Technik und Text so kompliziert sind, dass dies nicht gelingt. Offenkundig werden Informationsprobleme in Techniktexten immer erst dann, wenn die Inbetriebnahme oder Nutzung von Geräten scheitert. Nicht nur deutsche Texte, sondern leider oft auch Texte, die von deutschen (technischen) Autoren auf Englisch verfasst werden, enthalten zu viele kompliziert formulierte, teilweise fehlerhafte Informationen. Darauf hat David Burkhardt (2014), amerikanischer Muttersprachler, Elektrotechniker und seit vielen Jahren Textlektor für technische Dokumente, ausführlich hingewiesen.
Im
Gegensatz zum englischsprachigen Raum werden angehende Ingenieure und
Techniker in Deutschland nur selten mit Technikkommunikation vertraut
gemacht. Sie hören zwar etwas über die relevanten DIN-Normen zur
Wahrung der Sicherheit und Gebrauchsfähigkeit technischer Geräte
und Anlagen, aber sie beschäftigen sich im Studium nicht tiefgründig
mit Produktdokumentation oder Online-Hilfen. Als Entwickler oder
Programmierer sind sie mit ihrem Produkt und seiner Verwendung
bestens vertraut. Sie könnten folglich aus fachlicher Sicht die
Anpassung der Produkte und der Begleitdokumentation für andere
Märkte durchführen, aber
oft sind ihre deutschen Ausgangstexte sprachlich unausgereift und
nicht leserfreundlich. Nicht alle (externen) Übersetzer und
Redakteure kennen sich zudem mit den technischen Details und der
Funktionalität eines Produktes aus, und eine unreflektierte
Übertragung von Texten ins Englische verursacht oft
Verständnisprobleme, z. B. durch stark nominalisierte
Sätze, durch die unlogische Anordnung von Prozessen, durch zu
komplexe Satzstrukturen und stark verdichtete Informationen. Wie kann
diese Problematik gelöst werden? Wie sensibilisiert man für
Schreiben in der L2 allgemein? Wie lehrt bzw. lernt man das
Schreiben in und über das Fach in der Fremdsprache Englisch im
Ingenieurstudium?
In
dem vorliegenden Beitrag wird diesen Fragen nachgegangen, und es
werden als Projektskizze Ideen für die Verbesserung der
L2-Schreibkompetenz angehender deutscher Ingenieure an
Hochschulen vorgestellt. Zunächst werden dabei einige
Schreibratgeber in Wissenschaft und Technik betrachtet und ihr Nutzen
für die Entwicklung von L2-Schreibkompetenz bewertet. Danach wird
auf die Gestaltung einer Ringvorlesung Technikkommunikation
zur Sensibilisierung für die beschriebenen Probleme
eingegangen, es werden einige ausgewählte Schreibprobleme
vorgestellt, und schließlich wird ein geplantes Datenbankprojekt
skizziert, das in Kooperation mit technischen Redakteuren und
Übersetzern als Hilfestellung zum Erwerb einer L2-Schreibkompetenz
für Studierende etabliert werden soll.
1.2 Schreibratgeber – eine kurze Bilanz
Betrachtet
man den internationalen Buchmarkt und die im Internet zur Verfügung
gestellten Ressourcen zum Schreiben in Wissenschaft und Technik, so
eröffnet sich ein fast unerschöpfliches Repertoire an
englischsprachigen Titeln, wobei diese vordergründig an
Muttersprachler gerichtet sind. Sie enthalten in der Regel allgemeine
Hinweise zum Schreiben, eine detaillierte Beschreibung der
Formulierungsroutinen in bestimmten Fächern sowie einen normativen
Bezug zu Textsorten- und Layout-Konventionen. Wertvolle
Handreichungen für das wissenschaftliche Schreiben sind zum
Beispiel die Publikationen der Reihe Michigan
Series in English for Academic and Professional Purposes,
u. a. mit Materialien zu Academic Writing
(Swales & Feak 2012), zu Abstracts
(Swales & Feak 2009), zu Literature
Reviews (Feak & Swales 2009).
Nachhaltige
Informationsquellen zur Produktion englischsprachiger Fachtexte sind
darüber hinaus die zahlreichen, an britischen und amerikanischen
Universitäten etablierten Writing Labs.
Ein besonders informatives Beispiel ist das Schreiblabor OWL (Online
Writing Lab der Purdue University,
https://owl.english.purdue.edu/owl/). Hier werden allgemeine,
fachbezogene und auch textsortenbezogene Hinweise zum Schreiben
auf Englisch offeriert. Die praktische Umsetzung dieser Informationen
durch Nichtmuttersprachler des Englischen setzt jedoch für eine
zügige Reflexion und eine Sensibilisierung für kulturell bedingte
Sprachfeinheiten ein relativ hohes fremdsprachiges Niveau voraus. Ob
die vorliegenden Fachinformationen daher tatsächlich Lerneffekte im
Bereich der L2-Schreibkompetenz haben und sich positiv auf die
L2-Schreibqualität auswirken, ist auch in kontrastiv ausgerichteten
Untersuchungen bislang nicht eingehend erforscht worden. Aber
zumindest lässt sich über Verweise auf die Existenz dieser Quellen
eine Sensibilisierung für Problemfelder erreichen.
Betrachtet
man den deutschen Buchmarkt, so zeigt sich auch hier eine fast
unüberschaubare Anzahl von Materialien zum wissenschaftlichen
Schreiben. So hat der Verlag utb
in den vergangenen Jahren eine Vielzahl sehr nützlicher,
fachbezogener Schreibratgeber herausgegeben, die über den Bremer
Schreibcoach
(2011) (http://www.bremer-schreibcoach.uni-bremen.de/cms/) in einer
evaluierenden Studie zur Orientierung zusammengestellt wurden. Für
Informationen zur Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten im
Ingenieurbereich empfehlen sich z. B. Theuerkauf (2012)
und Prevezanos (2013).
Nach
englischsprachigem Vorbild haben sich inzwischen auch an deutschen
Universitäten und Hochschulen sehr gute Schreibwerkstätten
etabliert, die auf ihren Homepages nützliche Ratschläge für
Studierende geben. An dieser Stelle sei z. B. auf die
Schreibwerkstatt
der Universität Bielefeld1
verwiesen. Die Schreibwerkstätten thematisieren jedoch in der Regel
nicht das Schreiben in der Fremdsprache. Es gibt bislang nur wenige
Online-Schreibhilfen für Nichtmuttersprachler, die
Hilfestellung für das Verfassen von fachbezogenen
Fremdsprachentexten auf Englisch geben.
Zum
technischen Schreiben im Deutschen liegen neben den jährlichen
Herausgaben der Gesellschaft für technische
Kommunikation – tekom Deutschland e.V.
einige sehr interessante Publikationen vor, die im Folgenden einer
kurzen Sichtung unterzogen werden.
Das
in dritter Auflage herausgegebene Standardwerk zum Verfassen
deutscher Bedienungsanleitungen ist Juhl (2015), Technische
Dokumentation. Praktische Anleitungen und Beispiele.
Der Autor beschreibt darin, wie Standardstrukturen wie Sicherheit,
Leistung, Gerät, Tätigkeiten, Funktionsweise, technische
Unterlagen
in der technischen Dokumentation einzusetzen sind (http://www.ver
staendliche-anleitungen.de; 10.09.2016). Weissgerber (2011) hingegen
hat mit ihrem Buch Schreiben
in technischen Berufen,
ausgehend von typischen Fehlern, besonders grammatikalische und
stilistische Problemfelder im Blick. Zahlreiche Beispiele werden
zur Anschaulichkeit genutzt. Allerdings geht das Buch nicht über
Formulierungshilfen hinaus und ist eher für Dozenten eines Kurses
zur Weiterbildung geeignet. Kothes (2011), Grundlagen
der Technischen Dokumentation. Anleitungen verständlich
und normgerecht erstellen,
vermittelt Fach- und Prozesswissen zur Erstellung
deutschsprachiger Anleitungen und hat sich als Standardwerk bewährt.
Allgemein, aber konsistent gefasst ist das Buch von Prevezanos
(2013), Technisches
Schreiben: Für Informatiker, Akademiker, Techniker und den
Berufsalltag.
Hier werden neben der Auswahl technischer Schreibwerkzeuge auch
Fragen des Layouts, von Sprache und Stil und die Verwendung von
Bildern und Tabellen sowie Problemfelder im Schreibprozess
thematisiert; das Buch gibt außerdem Hilfestellung beim Formulieren
und kann durch die Übungsaufgaben und das Glossar als Leitfaden für
Studierende und Wissenschaftler für deutsche technische Dokumente
angesehen werden. Allerdings erfordert das Durcharbeiten
dieser Publikation, die einen breiten Adressatenkreis hat, viel
Zeit, so dass das Buch für einen (technischen) Schreibkurs nur
auszugsweise geeignet erscheint und vorwiegend im Selbststudium
genutzt werden kann. Baumert & Verhein-Jarren (2015),
Texten
für die Technik. Leitfaden für Praxis und Studium,
profitieren in ihrem Ansatz zur technischen Kommunikation von der
Verbindung sprachwissenschaftlicher Grundlagen mit
Praxisanforderungen, mit denen sie durch ihre Tätigkeit als
technische Redakteure sehr gut vertraut sind. Über einen
Prozessansatz zur Dokumentation geben sie praktische
Hilfestellung für die Erstellung gut verständlicher Texte und
beinhalten Leitfäden bzw. Gestaltungsrichtlinien zur
Qualitätssicherung. Das Buch richtet sich an Technikredakteure in
der Ausbildung, aber auch an angehende Ingenieure und Praktiker.
Drewer & Ziegler (2014), Technische
Dokumentation: Übersetzungsgerechte Texterstellung und
Content-Management,
setzen sich schließlich detailliert mit der Erstellung, Übersetzung
und Verwaltung umfangreicher Textprodukte auseinander und
betrachten insbesondere die Prozesskette der mehrsprachigen
Textproduktion. Das Buch sollte daher als Standardwerk nicht nur
Pflichtlektüre für angehende technische Redakteure, sondern auch
für Übersetzer und Ingenieure sein.
Dieser
kurze Überblick zeigt, dass zum muttersprachlichen Schreiben in der
Technik bereits zahlreiche Ratgeber vorliegen;
kontrastiv Deutsch-Englisch ausgerichtete Publikationen mit
Didaktisierungsvorschlägen scheinen jedoch noch ein Defizit
darzustellen (für das wissenschaftliche Schreiben wäre hier Skern
(2011) zu nennen). Göpferich (1998) hat mit ihrer wegweisenden
Arbeit zum Intercultural Technical Writing
eine sehr gute Grundlage für die Sensibilisierung zum Thema
Schreiben in der L2
und zur Relevanz von Textsorten und Textsortenmerkmalen in der
Technik aus wissenschaftlicher Perspektive geschaffen.
Komplementär dient Göpferich (2015) zudem als systematische
Schreibprozessdidaktik und empfiehlt sich für die Ausbildung von
Redakteuren und – auszugsweise – auch für fremdsprachige
Schreibkurse.
Aus
übersetzungswissenschaftlicher Sicht können für die Konzipierung
eines Kurssystems zur fremdsprachigen technischen Dokumentation
insbesondere die Arbeiten von Horn-Helf (1999, 2007 und 2010) sowie
Schmitt (1999) herangezogen werden. Hier werden typische
Übersetzungsfehler angesprochen und durch Beispiele veranschaulicht.
Darüber hinaus sind die Arbeiten von praktisch tätigen Übersetzern,
Lektoren und technischen Redakteuren, die ihre Erfahrungen und
Hinweise oft auf ihren Homepages veröffentlichen, in Betracht zu
ziehen (u. a. Achtelig 2012 und Burkhart 2014). Gleichermaßen
können auch Materialien, die von Unternehmen als
Handlungsrichtlinien erstellt worden sind, genutzt werden. Für
Informatik-Studierende sollte zum Beispiel das Microsoft
Manual of Style (Microsoft 2012) als
Regelwerk für Richtlinien zur Lokalisierung und Übersetzung von
technischen Veröffentlichungen in der Informatik als
Standardlektüre empfohlen werden. Insgesamt ist folglich ein
weites Feld zu bearbeiten, um zielführende Lösungen anbieten
zu können.
2 Technikkommunikation im Studium
2.1 Aktuelle Situation
In den technisch-ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) werden Technikkommunikation und das Schreiben in der Fremdsprache in den verpflichtenden fachbezogenen Englischkursen bislang nur wenig thematisiert, da die zur Verfügung stehende Zeit (lediglich ein Semester) für einen solchen qualitativ anspruchsvollen Prozess zu kurz ist. In den studienbegleitenden fachbezogenen Englischkursen werden daher nur grundlegende Schreibaufgaben behandelt.
Im
Basiskurs Fachenglisch
(Sprachniveau B1-B2 des Gemeinsamen europäischen
Referenzrahmens) sind dies das Auswerten von Grafiken und das
Verfassen von Abstracts zum Fachvortrag. Hierzu werden den
Studierenden Textbausteine vermittelt und Mustertexte
vorgestellt. In den fortgeschrittenen Kursen liegt das Augenmerk
auf der Ausbildung von Fertigkeiten im Rahmen der Erstellung
fachbezogener Essays.
Im
Masterkurs Informatik
wird die Formulierung eines
Business Plans, von Anforderungen für Spezifikationen und auch
von Abstracts für die Masterarbeit gefordert. Für die Entwicklung
einer soliden fremdsprachigen Schreibkompetenz bedarf es neben
einer theoretischen Unterweisung zu den Merkmalen relevanter
Textsorten auch praktischer Übungsphasen, die am besten in einem
separaten Schreibkurs oder in einer Schreibwerkstatt entwickelt
werden können.
Angesichts
der Vielfalt an technischen Studiengängen, die an der WHZ etabliert
sind, ist es jedoch schwierig, in den Technik- und
Ingenieurwissenschaften einen einheitlichen Kurs zum Schreiben
einzuführen. Aus diesem Grunde wurde im Wintersemester 2015 / 2016 –
zunächst als Pilotprojekt – im Rahmen
des studium generale
eine Ringvorlesung
eingeführt, die in sechs Veranstaltungen Grundlagen der
Technikkommunikation, der Dokumentation und der Fachübersetzung
behandelt und semesterweise erweitert werden soll.
Darüber
hinaus wurde eine Schreibwerkstatt konzipiert, die Studierende –
aber auch Mitarbeiter – bei der Bewältigung von mutter- und auch
fremdsprachigen Schreibprojekten individuell beratend unterstützen
soll. Diese ergänzt ein schon etabliertes Angebot zum
wissenschaftlichen Schreiben für angehende Ingenieure, in
dem einerseits Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibprozesses und
der Recherche-Kompetenz in Datenbanken vermittelt werden, das
andererseits aber auch
Veranstaltungen zur Arbeit mit Latex
und MS Office
sowie zur Bildbearbeitung beinhaltet. Parallel zur Ringvorlesung ist
geplant, mit den Referenten der Reihe ein Forschungsprojekt zur
Erfassung typischer Fehler bei der
Produktion und Übersetzung
von Texten aus dem Deutschen ins Englische zu starten und die
Ergebnisse in einem Datenbankprojekt nutzbar zu machen.
2.2 Die Ringvorlesung Technikkommunikation, Dokumentation und Fachübersetzung
Die
Ringvorlesung Technikkommunikation,
Dokumentation und Fachübersetzung wurde
für das studium generale
mit einer Semesterwochenstunde (sechs Veranstaltungen plus Workshop)
konzipiert, um allgemeine Informationen zur Technikkommunikation
zu vermitteln und die Teilnehmer für Probleme von
(produktbegleitender) Dokumentation sowie deren Lokalisierung
Deutsch-Englisch zu sensibilisieren.
Die
einführende Vorlesung der Reihe war darauf ausgerichtet, das
Berufsbild Technischer
Redakteur
vorzustellen und die Grundlagen, Merkmale und Herausforderungen
der Technikkommunikation aufzuzeigen. Zudem wurden relevante
Schreibratgeber und Homepages von technischen Redakteuren mit den
dort vorliegenden Informationen vorgestellt. Die zweite Veranstaltung
behandelte das Thema barrierefreie Kommunikation unter dem Titel
Sprache
barrierefrei gestalten – Was heißt das und wie funktioniert
das?
und ging besonders auf das Thema Leichte
Sprache2
mit deren Aufgaben und Merkmalen ein. Der Vortrag stellte auch
ausgewählte Projekte und Teilergebnisse dieses aktuellen
Forschungsgebietes der Angewandten Linguistik vor (Jekat, Jüngst,
Schubert & Villiger 2014). Zudem wurde die Datenbank Barrierefrei
kommunizieren (http://www.barrierefrei-kommunizieren.de/datenbank/)
vorgestellt, um besonders Informatikstudierende für dieses
Thema zu sensibilisieren.
Marc
Achtelig, Geschäftsführer und erfahrener technischer Redakteur der
In-doition GmbH, präsentierte in der dritten Veranstaltung seine
Erfahrungen zu dem Thema Technische
Dokumentation und Software-Dokumentation.
In dem praxisnahen Vortrag wurden neben Grundprinzipien der
Dokumentation und den Formaten moderner technischer Dokumentation
auch Problemfelder und Tools präsentiert. Der Vortrag zeigte u.a.
auf, welche Anforderungen in der Praxis an die technische
Dokumentation bestehen, in welchen Online- und Offline-Formaten
moderne technische Dokumentation heute erstellt wird, wie
Dokumentation (Benutzerhinweise und Hilfen) für die Software
veröffentlicht werden sollte und mit welchen Werkzeugen (Tools). Die
durch Praxisbeispiele veranschaulichte Veranstaltung wurde von den
Studierenden mit besonderem Interesse aufgenommen und der Wunsch
nach Fortsetzung solcher Veranstaltungen geäußert. Auch die in
diesem Rahmen vorgestellte Homepage von Marc Achtelig
(http://www.indoition.com/de/products/index.html;
09.09.2016) und seine Anleitungen zum Schreiben auf Deutsch und
Englisch (u.a. Achtelig 2012) stießen auf das besondere Interesse
der Studierenden.
Stilistische
Fallen in deutschen und englischen technischen Dokumenten
waren Gegenstand eines von David Burkhart geleiteten Vortrags und
Workshops. Als technischer Lektor ist er
sehr häufig mit Textproblemen konfrontiert und hat dazu eine
Sammlung typischer Fehler zusammengestellt und kategorisiert. Diese
sind in Burkhart (2014) anschaulich dargestellt. Allerdings ist seine
momentane Kompilierung nicht sprachwissenschaftlich untermauert
und bedarf daher einer Optimierung. Im Auftrag des Bundesverbandes
der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) ist eine Erweiterung
vorliegender Ergebnisse in Arbeit. Im Workshop waren die Studierenden
aufgefordert, komplexe
deutsche Sätze aus technischen Dokumenten auf ihre Lesbarkeit zu
untersuchen, stilistisch zu verbessern und dann in die englische
Sprache zu übertragen. In Gruppenarbeit konnten die vorgestellten
Prinzipien trainiert werden. Diese Veranstaltung bildete die
Grundlage für den Vortrag Moderne
Fachübersetzung – Übersetzungstools,
der von Hans Schwarz, einem langjährigen Professor für Technische
Übersetzung an
der Hochschule Magdeburg-Stendal, gehalten wurde. Dieser Vortrag
führte nicht nur anschaulich in die Grundlagen der Fachübersetzung
ein, sondern thematisierte auch Terminologiefragen. Der Referent
zeigte anhand von Beispielen, welche Tools und Systeme Fachübersetzer
heute nutzen können, um Effektivität und Konsistenz im
Übersetzungsprozess zu erreichen. Er wies dabei auch auf
die Recherche-Kompetenz in Paralleltexten hin und auf die konsistente
Prüfung und Beibehaltung von Fachbegriffen und Termini. Die
abschließende Veranstaltung der Ringvorlesung war speziell auf das
Terminologiemanagement in der technischen Dokumentation
ausgerichtet. Grundbegriffe der Terminologielehre und
Terminologiearbeit wurden betrachtet und relevante Tools vorgestellt.
Insgesamt
war die Ringvorlesungsreihe im studium
generale sehr gut besucht, und die
Studierenden konnten einen guten Einblick in die Problematik des
technischen Schreibens im Allgemeinen, des Schreibens auf
Englisch als L2 sowie des Übersetzens deutscher technischer Texte in
das Englische erhalten. Damit wurde eine Sensibilisierung für
sprachlich-textuelle Problemfelder in der Informationsvermittlung
innerhalb der Technik geschaffen. In weiteren Folgeveranstaltungen
werden die genannten Themen wieder aufgegriffen und nach den
Studienschwerpunkten der Teilnehmer weiter spezifiziert.
2.3 Problemfelder beim Schreiben in der L2 und beim Übersetzen
Probleme, die beim Schreiben in der L2 bzw. auch beim Übersetzen entstehen, beziehen sich auf alle sprachlich-textuellen Ebenen, auf die Kulturspezifik und besonders auch auf die pragmatische Ebene, wie Horn-Helf (1999), Horn-Helf (2007) und Schmitt (1999) bereits eingehend aus sprachwissenschaftlicher Sicht an Beispielen expliziert haben.
Ein Vergleich mit
Ergebnissen von technischen Redakteuren und Lektoren offenbart
ähnliche Ergebnisse, wobei hier weniger der sprachwissenschaftliche,
sondern der pragmatische Blick erkennbar wird. Nach Burkhart (2014)
empfiehlt es sich grundsätzlich, einen besonders klaren Schreibstil
im Deutschen zu entwickeln. So postuliert er neunzehn
„Characteristics of Excellent Technical
Documentation“ (Burkhart 2014: 12), die für
den sprachwissenschaftlich nicht vorgebildeten Fachmann sicher
einleuchtend sind, z. B. Each sentence
only communicates one thought; The conceptual subject of each
sentence is placed at the beginning of the sentence.
Durch seine langjährige Tätigkeit hat er die Erfahrung gemacht,
dass deutsche Autoren Texte generell abstrakter formulieren,
komplexere Satzgebilde als L1-Englischautoren konstruieren und den
Leser nicht direkt ansprechen. Diese Aspekte führen oft zu
Textunverständlichkeit und gegebenenfalls auch zu
Missverständnissen. Wenn Texte in Englisch als L2 zu verfassen
sind, ist es ratsam, den deutschen Satzbau zu analysieren,
diesen über inhaltlich-logische Zuordnung von Satzgliedern zu
vereinfachen, um darauf aufbauend einen englischen Satz zu
generieren. Eine reine Übernahme der deutschen Satzstruktur führt
leider oft dazu, dass der englische Satz überladen ist und in einer
solchen Form für den Leser nur wenig gut verständlich wird. Mit
anderen Worten, was in der einen Sprache als richtig und verständlich
angesehen wird, kann in der anderen als unverständlich und viel zu
komplex erscheinen. Es gilt, dies bereits Studierenden - aber
auch Redakteuren –
bewusst zu machen. Die von Burkhardt vorgeschlagene Herangehensweise
ist ein möglicher Weg, dient dem Bewußtmachen von Unterschieden
und kann helfen, das L2-Schreiben für linguistisch nicht so
versierte Redakteure zu vereinfachen, denn oft sind für diesen
Personenkreis Paralleltextanalysen aus Zeitgründen nicht
möglich. Beispiel 1 zeigt, wie die Komplexität der Satzstruktur
sehr leicht geändert werden kann.
Beispiel
1:
Vereinfachung
der Satzstruktur
Die
Zugriffsberechtigungen und die Zuordnung eines Nutzers zu einer
dieser Gruppen dürfen auch durch die Systemadministratoren nicht
veränderbar sein.
Vereinfachung:
Die
Systemadministratoren dürfen die Zugriffsberechtigungen und die
Zuordnung eines Nutzers zu einer dieser Gruppen nicht verändern
können.
Übersetzung:
The
system administrators must not be able to change the access
privileges and the assignment of a user to one of these groups.
(Burkhart
2014: 19)
Weitere Quellen für
Textunverständlichkeit sind in den deutschen Texten der häufige
Nominalstil, Mehrfachkomposita und die Verwendung von
Funktionsverbgefügen, die bei der Übertragung ins Englische
durch semantisch einfache Verben ersetzt werden sollten. Beispiel 2
veranschaulicht, wie ein für das Deutsche typischer Satz zu
einem verständlichen englischen Satz umgewandelt werden kann:
Beispiel
2:
Vermeidung
von Substantivierung
Die
Anzahl der Teilnehmer ist auf 25 Personen begrenzt.
Vereinfachung:
Nur
25 Personen können / dürfen teilnehmen.
Übersetzung:
Only
25 persons can / may participate.
(Burkhart
2014: 21)
Leser technischer Texte
werden im Englischen oft direkt angesprochen, wenn sie eine Handlung
ausführen sollen, im deutschen Text wird dafür häufig das Passiv
genutzt, was einer Handlungsausführung für einen deutschen Leser
nicht entgegensteht. Eine direkte Übertragung ins Englische würde
dies jedoch für den englischen Muttersprachler nicht evozieren.
Daher sollte auf diese Direktheit von Handlungsausführungen bei
der Übertragung ins Englische geachtet werden.
Beispiel
3:
Direkte
Ansprache und Vermeidung von Passiv
Eine
Elektrodenüberführung ist erst nach einer Kabelüberprüfung
sinnvoll.
Übersetzungsalternativen:
Check
the cable before checking the electrodes.
Check
the cable. Then check the electrodes.
(i)
Check the cable.
(ii)
Check the electrodes.
(Burkhart
2014: 41)
Verständlichkeit wird
außerdem erreicht, wenn die Satzstruktur nicht zu komplex ist,
Redundanzen vermieden werden und die wichtige Information in
Frontposition des Satzes erscheint (Beispiele 4-6; Burkhard
2014: 17, 38, 35).
Beispiel
4:
Komplexe
Satzstruktur auflösen
Over
the last several decades, increasingly exacting demands have been
placed on the quality and functionality of electronic components in
motor vehicles, and this trend is set to continue.
Vereinfachung:
Over
the last several decades, increasingly exacting demands have been
placed on the quality and functionality of electronic components in
motor vehicles. This trend is set to continue.
(Burkhard
2014: 17)
Beispiel
5:
Redundantes
Wortmaterial weglassen
Install
the parts as demonstrated by the following illustration.
Vereinfachung:
Install
the parts as shown.
(Burkhard
2014: 38)
Beispiel
6:
Frontposition
des Subjekts (first word = conceptual subject)
Das
Herzstück des Systems ist der Hebearm.
Verbesserung:
Der
Hebearm ist das Herzstück des Systems.
(Burkhard
2014: 35)
Diese praktischen
Beispiele veranschaulichen, wie deutsche Autoren für
Sprachunterschiede in Texten sensibilisiert werden können. In dem
von David Burkhart in der Vorlesungsreihe durchgeführten Workshop
wurden Beispiele dieser Art mit den Studierenden über den Ansatz
learning by doing
ausgewertet, und zeigte sich, dass damit sehr gute Lernerfolge
erreicht werden konnten. Ein nächster Schritt könnte sein, dass man
nicht nur losgelöste Sätze betrachtet, sondern die genannten und
weitere Aspekte auch auf Textebene verfolgt und den Studierenden
damit auch eine Handreichung für die Erstellung bzw. die Revision
von Texten gibt. Gerade Textrevisionen werden auch von versierten
Autoren oft nicht systematisch und zielführend in englischen
L2-Texten durchgeführt.
Fischer (2010, 2011) hat
Problemfelder, die es in einem Schreibkurs zum technischen Schreiben
in der L2 zu beachten gilt, u.a. auf Wortebene identifiziert,
z. B.:
- Falsche Freunde und Scheinanglizismen Deutsch-Englisch (z. B. Handy / mobile; Oldtimer / vintage car)
- Varietätenunterschiede (britisches / amerikanisches Englisch, z. B. aluminium vs. aluminum)
- Unterschiede in der Bedeutung von Wörtern (z. B. economic, economical)
- Unterschiede in der mathematischen Notation (z. B. Komma vs. Punkt im Dezimalsystem)
Zudem bietet Marc
Achtelig mit seiner Homepage (vgl. www.indoition.com, 9.09.2016) ein
umfassendes Informationspaket zum technischen Schreiben auf Deutsch
und Englisch, wobei hier insbesondere Verlinkungen zu Materialien
interessant sind, die sich mit Tools, Sprache und Terminologie, Style
Guides und Redaktionshilfen sowie
Wörterbüchern und Grammatiken beschäftigen. In seiner
zweisprachigen Anleitung werden z. B. die folgenden allgemeinen
Schreibprinzipien für Nutzerhandbücher im Software-Bereich genannt,
die ähnlich wie bei Burkhart (2014) durch Beispiele expliziert
werden:
- Keep it simple and stupid
- Always start with the main point
- Talk to the reader
- Be specific
- Be concise
- Be consistent
- Be parallel
- Use the present tense
- Use the active voice
- Don’t say „please“
(Achtelig
2012: 97)
Der Leser erhält somit
eine gute, über Beispiele untermauerte Instruktion zur Formulierung
englischer Texte. Ebenso werden inakzeptable Beispielsätze und
korrigierte Versionen aufgeführt:
Beispiel
7:
Talk
to the Reader
No:
The button must be pressed.
No:
The button must be pressed by the user.
No:
Users must press the button.
No:
One must press the button.
Yes:
Press the button.
(Achtelig
2012: 74)
Dieser
kurze Blick auf
Problemfelder beim Schreiben in der L2 und beim Übersetzen
zeigt, dass es notwendig erscheint, aus den schon vorhandenen
Datenquellen eine möglichst homogene, benutzerfreundliche
Zusammenschau von potentiellen Fehlerquellen zu erstellen, die
angesichts der zunehmenden Arbeit mit mobilen Endgeräten eine
wirkungsvolle Unterstützung bei der Erstellung von Texten bietet.
Die bislang doch eher isoliert stehenden Informationsquellen
erfordern einen relativ großen Rechercheaufwand auf Seiten der
(angehenden) Redakteure, die teilweise noch nicht ausreichend für
die Problemfelder sensibilisiert sind. Der bestehende
Publikationsdruck lässt ihnen zudem kaum Spielraum, die
beschriebenen Problemfelder genauer zu betrachten. Zudem unterliegen
Sprachen einer dynamischen Weiterentwicklung, die es sinnvoll zu
dokumentieren gilt. Aus diesem Grund wurde ein Datenbankprojekt
angedacht, das den Bedürfnissen Studierender und gegebenenfalls auch
professioneller technischer Autoren und Übersetzer gerecht werden
kann, um eine effiziente und schnelle Beratung bereitzustellen.
Diese Projektidee wird als interdisziplinäre Kooperation von
Sprachwissenschaftlern, Übersetzern und technischen Redakteuren
umzusetzen sein und im folgenden Kapitel kurz skizziert.
2.4 Datenbankprojekt zu Fallstricken beim Schreiben in der L2 und beim Übersetzen
Zunächst
gilt es, eine valide Datengrundlage für die Analyse von Texten aus
verschiedenen technischen Fachgebieten zu kompilieren. Die
aufzunehmenden Beispiele sollten authentisch – also nicht
konstruiert –
sein und typische Sachverhalte abbilden. Zudem sind Ganztexte
als Mustertexte abzubilden.
In
einem nächsten Schritt sind bereits vorhandene Quellen, u.a. auch
Glossare und Übersichten mit stilistischen Nutzungshinweisen –
z. B. Baumgartner & Kraus 2014, die ein
zweisprachiges Wörterbuch und auch eine CD-ROM (mit Suchfunktion) zu
General Vocabulary in Technical and Scientific
Texts erstellt haben – zu analysieren. Die
Datenbasis wird satzweise nach Fehlertypen, nach Sprache und
Fachgebiet sowie nach Textsorte kategorisiert. Wie bei Swan (1995) in
Practical English Usage
praktiziert, wird danach eine Suchfunktion auf Stichwortbasis
problemfeldorientiert entwickelt und ständig erweitert. Die
Datenstruktur kann im Anfangsstadium in einem Excel-Format
angelegt werden und wird auf ihre Praktikabilität geprüft.
Sukzessive sind der Übergang zu einem Content-Management-System
und eine Darstellung in einer Online-Oberfläche
geplant. Denkbar wäre final auch eine Online-
bzw. Cloud-basierte
Lösung, die wie eine Terminologiedatenbank funktioniert und die über
die Dateneinträge Auskunft über bestimmte Problemfelder gibt –
z. B. Direktheit / Indirektheit; Satzstruktur; Wortgebrauch und
Kollokationen. Die technische Umsetzung wird Teil eines Projektes von
Informatikstudierenden sein, die anhand einer solchen
praktischen Aufgabe ihre theoretisch erworbenen Kenntnisse im Bereich
Computerlinguistik
umsetzen können. Die im Rahmen der Einführungsveranstaltung
zur Computerlinguistik gelegten Grundlagen zu Translation
Memory-Systemen und Terminologiedatenbanken
bieten dazu eine gute Ausgangsbasis.
3 Zusammenfassung und Ausblick
Der
vorliegende Beitrag hat Projektideen für
die Entwicklung einer L2-Schreibkompetenz von
Ingenieurstudierenden an der Westsächsischen Hochschule Zwickau
aufgezeigt. Eine
Bestandsaufnahme zu vorliegenden Schreibratgebern hat gezeigt, dass
für die jeweiligen muttersprachlichen Adressaten eine informative
Auswahl existiert, aber für das fremdsprachige Texten bislang nur
wenig didaktisiertes Material vorliegt und auch die fachbezogene
Fremdsprachenausbildung, die häufig
nur für ein Semester ausgelegt ist, dem qualitativen Anspruch
eines solchen Kurses nicht gerecht werden kann. Für die
Sensibilisierung und Verbesserung der fremdsprachigen
Schreibkompetenz sind daher andere Wege zu beschreiten.
Die
vorgestellte Ringvorlesung zu Technikkommunikation,
Dokumentation und Fachübersetzung
hat sich als Pilotprojekt gut geeignet, um die Studierenden an die
bestehenden Schreibprobleme heranzuführen. Sie ergänzt die
bestehenden Angebote zur Entwicklung wissenschaftlicher
Schreibkompetenz. Über den Ausbau des studentischen
Beratungsangebotes im Rahmen der Schreibwerkstatt, die
gegebenenfalls mit einem e-Portfolio zum Schreiben gekoppelt werden
kann, wird ein Weg zur Sensibilisierung
der Studierenden für Problemfelder im Schreiben in ihrer
Muttersprache und in der Fremdsprache Englisch angestrebt. Sofern es
die zeitlichen Ressourcen der Studierenden im Ingenieurbereich
zulassen, ist über einen Ausbau
der Ringvorlesung und der Angebote zum Schreiben nachzudenken.
Darüber hinaus sind perspektivisch autonome e-Learning-Prozesse
(peer review,
e-Portfolio, flipped
classroom) zu
betrachten, das heißt, es ist zu prüfen, welche Progression durch
peer
review-Lernen
oder Schreib-Portfolios erreicht werden kann. Über diese Maßnahmen
lassen sich bei vorhandener Schreibmotivation der Studierenden auch
die Stundenplanrestriktionen im Bachelorstudium überbrücken
und die Verbesserung der Schreibqualität an der
(Fach)Hochschule erreichen.
Unterstützend können in diesem Kontext auch Software-Programme
eingesetzt werden. Das Unternehmen EditorSoftware,
zum Beispiel, bietet das Produkt StyleWriter
(vgl. http://www.editorsoftware.com) an, mit dem auch ein komplexer
Text nach Satzanzahl,
Satzlänge,Satzkomplexität (z. B.
Aktiv-Passivsatz-Verhältnis), Konsistenz
der Begriffe, Rechtschreibung und über eine Wörterbuchunterstützung
auch hinsichtlich Begriffsinkonsistenzen analysiert werden kann. Das
im Rahmen von
lehrbezogener Forschung angesiedelte Datenbankprojekt wird zudem dazu
beitragen, dass geplante Schreibkurse durch individuelle
Hilfestellung ergänzt werden.
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______________________
1 http://www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/SLK/schreiblabor/studierende/
schreibwerkstaetten.html;
09.09.2016.
2 Der
Begriff leichte Sprache bezeichnet einen Teil des barrierefreien
Zugangs zu Texten,
d.h. auf Webseiten findet man vereinfachte Texte,
z. B. bei allen Bundesbehörden, damit
auch Menschen mit
eingeschränkter Lesekompetenz einen Zugang haben. Oft werden
Texte
auch vorgelesen, z. B. für Personen mit
Lese-Rechtschreib-Schwäche.