Vorwort
der Herausgeber
In
dem vorliegenden Band wird der Fremdsprachenunterricht thematisiert,
wie er sich zwischen den beiden Polen Anspruch
und Wirklichkeit
darstellt. Während der Anspruch des Fremdsprachenunterrichts
seit jeher recht hoch angesiedelt ist, kann die Realität diesem
Aspirationsniveau häufig kaum gerecht werden, so dass sich hier eine
gewisse Diskrepanz ergibt. Es ist diese Diskrepanz, die den hier
publizierten Beiträgen in expliziter oder impliziter Form
unterliegt.
Das
zentrale Ziel des Fremdsprachenunterrichts ist es, die Lerner
innerhalb einer angemessenen Zeit auf ein fremdsprachliches Niveau zu
führen, das unter Zugrundelegung der kommunikativen
Anforderungen in den relevanten Feldern des Berufs- und
Privatlebens als adäquat
angesehen werden kann. Zu diesem Ziel in konträrer Position stehen
die in der Realität erzielten Ergebnisse – also die tatsächliche
Sprachbeherrschung der Schüler nach dem Durchlaufen ihrer
Schullaufbahn und der Studenten nach Absolvierung ihres
Hochschulstudiums. Dabei werden im Zusammenspiel von Lehrperson,
Lehrwerk und – nicht zu vergessen – Lehrwerkautor häufig nicht
die Ergebnisse erzielt, die angesichts einer Verweildauer an
weiterführenden Schulen von acht bis neun Jahren möglich und im
Grunde auch zu erwarten wären: Die Erreichung einer
Sprachbeherrschung, die nach Erreichen des Abiturs beispielsweise im
Englischen über ein Niveau von B2 des Gemeinsamen europäischen
Referenzrahmens für Sprachen (GeR) hinausgeht, ist dabei eher
selten. Vor diesem Hintergrund sind die Beiträge zu sehen, die in
der vorliegenden Publikation figurieren. Sie sind dabei zwar
nicht unbedingt immer unmittelbar auf diesen bezogen, die
geschilderte Diskrepanz schwingt in ihnen jedoch immer mit.
Der
hier geschilderten Problematik widmete sich die 3.
Saarbrücker Fremdsprachentagung,
die vom 29. bis 31. Oktober 2015 an der Hochschule für Technik und
Wirtschaft des Saarlandes stattfand. In dem vorliegenden Sammelband
werden ausgewählte Beiträge dieser Tagung einer breiten
wissenschaftlichen Öffentlichkeit in Form von Fachaufsätzen
zugänglich gemacht.
Auch
in der vorliegenden Publikation wurde – ebenso wie in ihren beiden
Vorgängerpublikationen, den Sammelbänden zu der 1.
und 2.
Saarbrücker Fremdsprachentagung –
das Peer-Review-Verfahren
angewandt, bei dem die einzelnen Beiträge von dem Hauptherausgeber
einerseits und den als Mitherausgeber fungierenden
Sektionsleitern der 3. Saarbrücker
Fremdsprachentagung
andererseits begutachtet und redigiert wurden. Auch die vorliegende
Publikation entspricht somit internationalen wissenschaftlichen
Standards. Der vorliegende Band ist in drei Hauptteile gegliedert:
wobei
die Fremdsprachenvermittlung auf den traditionellen Unterricht an
Schule und Hochschule, den Spracherwerb im gleichsam natürlichen
Umfeld, auf das autonome Lernen und ebenso auf eine Verbindung dieser
drei Optionen bezogen sein kann. Die drei hier für die
Gliederung ausgewählten Begriffe werden dabei in ihrer qualitativen
Ausprägung und ebenso in ihrer quantitativen Ausdehnung
semantisch sehr weit verstanden.
Die
im Rahmen des Hauptteils Ansätze
figurierenden Aufsätze beziehen sich auf die Erlernung von
Fremdsprachen allgemein, die Entwicklung der Fremdsprachendidaktik
innerhalb der vergangenen Jahrzehnte, auf Fachkommunikation und
Textsortenlinguistik, auf Mehrsprachigkeit und Interkomprehension,
auf die Handlungsorientierung im Fremdsprachenunterricht sowie die
Korpuslinguistik.
Innerhalb
des hier bewusst sehr weit gefassten Hauptteils Methoden,
die sich sowohl auf Forschungsmethoden wie auch auf methodische
Ansätze des Fremdsprachenunterrichts beziehen, werden solche
Bereiche behandelt wie Strategien zur Kompensation von Fehlern im
Fremdsprachenunterricht, Anleitungen zum fachsprachlichen
Schreiben, die praktische Vermittlung ausgewählter
Fachsprachen, sowie die Chancen und Grenzen der Mediennutzung bei der
Erlernung von Fremdsprachen, um hier einige der behandelten Felder
exemplarisch herauszugreifen.
Der
Teil Ziele
umfasst Beiträge zu einer funktionalen Implementierung der
Textsortenlinguistik in den Fremdsprachenunterricht, eine
grundlegende Analyse der Fachkommunikation in den modernen
Fremdsprachen, die Erstellung und Nutzung eines umfangreichen,
innovativen Korpus für das Französische sowie Reflexionen zu einem
besseren Verständnis und einer funktionaleren Umsetzung des
Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens.
Im
Folgenden soll in aller Kürze auf die einzelnen Beiträge des
vorliegenden Bandes eingegangen werden. Der erste Hauptteil wird
eröffnet von Wolfgang
Teubert
(Birmingham, Großbritannien) – einem der beiden Hauptvortragenden
auf der oben genannten Tagung –, der die Erlernung von
Fremdsprachen und die Beschäftigung mit diesen als einen Blick in
fremde Welten versteht. Durch die Übernahme einer durch die
jeweilige Fremdsprache induzierten Perspektive werden die Lerner zu
grundlegenden Reflexionen über die Verbindung zwischen Sprache
und Realität geführt. Diese Befähigung zu sprachinitiierter
Reflexion hat nicht zuletzt Auswirkungen auf die berufliche Karriere,
da Führungspositionen sehr häufig von Menschen ausgefüllt
werden, die weit mehr als nur ihre Muttersprache beherrschen. Vor
diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass gerade von
auf Exklusivität ausgerichteten (Privat)Schulen und Internaten ein
intensiver fremdsprachlicher Unterricht auf hohem Niveau angeboten
wird. Im heutigen Europa werde – nach einer Phase intensiver
Bemühungen um Mehrsprachigkeit – heutzutage für die breite
Masse jedoch eher Wert darauf gelegt, die Bevölkerung dazu zu
befähigen, auf Englisch formulierte Instruktionen auszuführen. Als
Ausnahmen von dieser Entwicklung stellt der Autor einerseits das
mehrsprachige Luxemburg heraus und andererseits das Saarland, das es
sich mit seiner Frankreichstrategie zum Ziel gesetzt hat, bis zum
Jahre 2043 als einziges deutsches Bundesland zweisprachig zu sein.
Auf der Basis seiner Überlegungen fordert Wolfgang Teubert, dass der
Fremdsprachenunterricht an öffentlichen Schulen mehr als nur
die Vermittlung von Lexik und Grammatik leisten und die Schüler in
die Lage versetzen muss, die jeweilige Fremdsprache auf
idiomatische und zugleich kreative Art und Weise zu beherrschen.
Einen
Überblicksartikel über die Didaktik der modernen Fremdsprachen
stellt der Beitrag von Dieter
Wolff
(Wuppertal) – dem anderen Hauptvortragenden der 3.
Saarbrücker Fremdsprachentagung –
dar, der das Spannungsfeld dieser Disziplin zwischen „Theorie
(Anspruch) und Praxis (Wirklichkeit)“ nachzeichnet. In seinen
Ausführungen beschreibt und analysiert er die verschiedenen
Etappen, die der Fremdsprachenunterricht während dieser Zeit
durchlaufen hat – angefangen von der altsprachlich orientierten
Grammatik-Übersetzungsmethode über am Strukturalismus und
Behaviorismus ausgerichtete Sprachvermittlungsmethoden bis hin
zum kompetenzorientierten Ansatz –, in denen jeweils von einer
gegebenen Theorie ausgegangen und aus dieser praktisches
Fremdsprachenvermittlungshandeln abgeleitet wurde. Diese
theoriegebundenen Ansätze sind laut Dieter Wolff jedoch weniger
nachhaltig angenommen worden als solche Ansätze, die von der Praxis
initiiert wurden.
In
einem analytischen Beitrag beschäftigt sich Günter
Schmale (Lyon,
Frankreich) mit zwei grundlegenden Ansätzen der
Fremdsprachenvermittlung – dem aktionsorientierten Ansatz
einerseits und dem interaktional-konstruktivistischen Ansatz
andererseits. Während der aktionsorientierte Ansatz – im
Unterschied zum kommunikativen Ansatz – in der französischen
Fremdsprachenerwerbsforschung als effizient angesehen wird,
sieht der Autor diesen Ansatz eher als einen eklektischen, der zudem
nicht auf sicheren theoretischen interaktionalen Grundlagen basiert
und der somit nicht über den Status einer sehr allgemeinen Didaktik
hinausgehen kann. Auf dem Hintergrund dieser und weiterer
Überlegungen entwickelt er die Grundlagen eines im eigentlichen
Wortsinn interaktional-linguistischen Ansatzes und – darauf
aufbauend – Prinzipien einer interaktional-konstruktivistischen
Didaktik.
Den
Ansatz der Mehrsprachigkeit macht Wolfgang
Bufe
(Saarbrücken) zum Mittelpunkt seiner Reflexionen. Die
Mehrsprachigkeit
an der Grenze –
also eine Situation, wie sie beispielsweise in dem Gebiet SaarLorLux
gegeben ist – sieht er
dabei
zugleich als eine Grenze
der Mehrsprachigkeit.
Diese bezieht sich aus seiner Sicht auf die klare Trennung der
betreffenden Sprachen in den Lehrplänen der allgemeinbildenden
Schulen. Dabei sucht er nach alternativen Optionen, die diesem
Problem zumindest ansatzweise abzuhelfen vermögen, und plädiert –
im Sinne der Sprachökologie – für eine integrierte
Mehrsprachigkeit, die ungleich effektiver sein könne als eine
deutliche Separierung der beiden Sprachen. Mehrsprachigkeit ist
heute nicht mehr nur in geographisch-politischen Grenzregionen
anzutreffen, sondern darüber hinaus ebenso in Migrationskontexten,
in denen an ein und derselben Schule ganz selbstverständlich
unterschiedliche Sprachen gesprochen werden. Vor diesem
Hintergrund entwickelt Wolfgang Bufe ein Spracherwerbsmodell, das –
unter Zugrundelegung einer funktionalen Mehrsprachigkeit – die
schulische, die außerchulische und die mediale Ebene kombiniert
und somit ein Synergiepotential schafft.
Einen
komplementären Ansatz zur Förderung von
(Fremd)Sprach(en)kompetenz, der jedoch ebenso der
Mehrsprachigkeitsdidaktik
zuzurechnen ist, verfolgt Maria
Mushchinina
(Mainz / Freiburg), die diese durch Interkomprehension zu
realisieren versucht. Interkomprehensive Lehrmethoden stützen
einerseits die Bildung von Sprachbewusstsein und fördern die
linguo-analytischen Fertigkeiten der Lernenden. Darüber hinaus
ist ihnen jedoch ebenso ein motivationsförderndes Potential
inhärent. Sie sind daher nicht nur für die Erweiterung des
fremdsprachlichen Repertoires der Lernenden von Bedeutung, sondern
können auch für den muttersprachlichen Unterricht von Relevanz
sein. Diese theoretischen Zusammenhänge werden im Beitrag in
Bezug auf den Russischunterricht durch ein Experiment
veranschaulicht.
Einen
ebenfalls muttersprachlich russischen Hintergrund weist der Beitrag
von Liubov
Patrukhina (Paris,
Frankreich) auf, die im Rahmen des handlungsorientierten
Ansatzes einen neuen Weg der Wortschatzvermittlung im Unterricht
Deutsch als
Fremdsprache
beschreibt und analysiert. Im Unterschied zu vorhergehenden Ansätzen
der Fremdsprachenvermittlung sieht der handlungsorientierte
Ansatz für den Lernenden eine neue Rolle vor, die im Rahmen des
Lernprozesses mit erheblicher Selbständigkeit und ebenso großer
Selbstverantwortung einhergeht. In den von der Autorin
dargestellten methodischen Optionen wird diese neue Lernerrolle
berücksichtigt. Anhand des Projektes „Praktisch.
Deutsch” wird
das Potential einer effektiven und ebenso motivationsfördernden
Vermittlung fremdsprachlichen Wortschatzes dadurch exemplifiziert,
dass den Lernern die Möglichkeit gegeben wird, in Alltagssituationen
ihre eigene Rolle zu spielen, wobei nicht nur ihr eigener Lerntyp
Berücksichtigung findet, sondern darüber hinaus typische
Verhaltensmuster des deutschen Sprachraums erlernt werden.
Letztendlich mündet dieser Ansatz in der Ausbildung
sprachkommunikativer Kompetenz.
Der
erste Hauptteil des vorliegenden Bandes umfasst somit wesentliche
Ansätze der (Selbst)Beschäftigung mit Fremdsprachen und die
Geschichte von deren Vermittlung, zusammen mit wesentlichen Ansätzen,
die den Fremdsprachenunterricht der vergangenen Jahrzehnte
(mit)bestimmt haben und ihn – bisweilen durchaus in neuer Gewandung
– auch weiterhin maßgeblich mitbestimmen werden.
Der
zweite Hauptteil – Methoden
– ist recht breit aufgestellt und umfasst sowohl relevante Methoden
des Fremdsprachenunterrichts – bis hin zu praktischen
Unterrichtsbeispielen – als auch solche, die die
fremdsprachendidaktische Forschung betreffen.
Dieser
zweite Hauptteil erstreckt sich zunächst auf
fremdsprachendidaktische Arbeit, die nah an der jeweiligen Sprache
ausgerichtet ist. Er wird eröffnet durch den Beitrag von Katrin
Menzel
(Saarbrücken), die sich mit der Textkompetenz auseinandersetzt –
und zwar sowohl in Bezug auf den Fremdsprachenunterricht als auch im
Rahmen der Übersetzerausbildung. Exemplifiziert wird dies durch
einen kontrastiven Sprach- und Registervergleich auf Korpusbasis mit
Blick auf Mittel der Kohäsion (kohäsive Ellipsen) im Deutschen und
Englischen. In einem weiteren Schritt werden die zwischen Ellipsen,
Substitution und lexikalischer Kohäsion bestehenden Zusammenhänge
herausgearbeitet. Auf der Basis der Korpusanalyse lässt sich die
(vorsichtige) Schlussfolgerung ableiten, dass Ellipsen als Kohäsions-
und Stilmittel eingesetzt werden, und dies mit Frequenzen, die
als textsortenspezifisch angenommen werden können. Das im Rahmen
dieser Studie entstandene Korpus authentischer Beispiele für
Ellipsen im Deutschen und Englischen mitsamt deren Übersetzungen und
Übersetzungsvarianten kann Lerner und künftige Übersetzer in
der Weise unterstützen, dass sie mit seiner Hilfe ihre Bewusstheit
hinsichtlich der Funktionen ausgewählter Kohäsionsmittel in
verschiedenen Kommunikationskontexten zu steigern vermögen.
Sprachproduktiv
orientiert ist auch der Beitrag von Catherine
Felce (Paris, Frankreich), die sich mit der
Informationsstruktur und der Kohäsion in Texten französischer
Lernender des Deutschen als Fremdsprache beschäftigt. Gegenstand
ihrer Untersuchung sind deklarative Verbzweitsätze, die nicht mit
dem Subjekt beginnen, und die Lernern besonders dann Probleme
bereiten, wenn dieses Satzbildungsmuster in ihrer Muttersprache nicht
oder nicht dominant vorhanden ist, was beispielsweise für
Muttersprachler des Französischen gilt. Die Wahl der satzeröffnenden
Konstituente folgt dabei im Deutschen weniger morphosyntaktischen
Gegebenheiten als vielmehr solchen der Diskurs- bzw.
Textorganisation. Diese Zusammenhänge führen zu einem
unterschiedlichen Verständnis von Grammatik, das nicht mit Hilfe
rigider Grammatikregeln korrespondiert, sondern eher mit solchen
– von einer gewissen Flexibilität geprägten –
Ausdrucksoptionen, die mit Blick auf den jeweiligen Text oder die
jeweilige Situation zu wählen sind.
Einen
ebenfalls sprachproduktiven Hintergrund – jedoch mit Blickrichtung
auf die Korrektur von Fehlern – hat der Beitrag von An
Vande Casteele &
Katja Lochtman
(beide Brüssel, Belgien), die die Strategien
„selbstinitiierter
Selbstkorrektur” von Spanischlernern mit der Muttersprache
Niederländisch analysieren. Um eine Selbstkorrektur
durchzuführen ist es notwendig, dass die Lerner ihren jeweiligen
Fehler erkennen, die Linearität ihrer Rede unterbrechen und danach
eine alternative Ausdrucksform verwenden. Die Durchführung von
Selbstkorrekturen dieser Art kann als günstig für die Erlernung
einer Fremdsprache gewertet werden, da sie in engem Zusammenhang
mit dem fremdsprachlichen Niveau der Lerner und ebenso mit ihren
Fähigkeiten zur Selbstkontrolle zu stehen scheinen. Vor diesem
Hintergrund berichten die Autorinnen von einer eigenen Studie, in
deren Rahmen niederländischsprachige Spanischlerner auf der
Basis einer spanischen Fernsehserie Geschichten wiedergeben sollten.
Dabei wurden die Art und Häufigkeit der vorgenommenen
Selbstkorrekturen ebenso untersucht wie die von den Lernern in
diesem Zusammenhang benannten Probleme und auch die Frage, ob die
Selbstkorrekturen schließlich in sprachlich gelungenen Äußerungen
resultierten. Von großem Interesse ist auch die ebenfalls
untersuchte Frage nach dem Verhältnis von selbstinitiierten
Selbstkorrekturen zu der Beherrschung der jeweiligen Fremdsprache und
der Flüssigkeit der Rede.
Mit
Blick auf eine effiziente Erlernung von Fremdsprachen plädiert Elke
Hentschel (Bern,
Schweiz) für eine Wiederbelebung des Übersetzens; dies jedoch nicht
im Sinne des Übersetzens einzelner Vokabeln, der möglicherweise
lernfördernden Übersetzung einzelner Sätze eines gegebenen Textes
oder der Übersetzung ganzer Texte, wie dies im traditionellen
Fremdsprachenunterricht der Fall war. Gemeint ist hier vielmehr das
Übersetzen auf der Ebene der einzelnen Äußerung – und dann auf
Wortebene – mit dem Ziel der Bewusstmachung der jeweiligen
fremdsprachlichen Struktur zum Zwecke von deren besserer
Internalisierung. Dieses „strukturspiegelnde“ Übersetzen,
wie es hier im Unterschied zur traditionellen Übersetzung genannt
sein soll, ist in der Vergangenheit bereits in unterschiedlichen
Fremdsprachenvermittlung- und -erwerbskontexten verwendet worden und
stellt somit keinen neuen Ansatz dar. Ihm mag jedoch ein erhebliches
Funktionspotential inhärent sein, das manchem Lernertyp helfen kann,
die Sätze und Äußerungen einer gegebenen Fremdsprache besser
zu analysieren und sie sich auf diese Weise leichter einzuprägen.
Diese und ähnliche Überlegungen werden im Beitrag angestellt –
auch vor dem Hintergrund der Gehirnforschung. Aus den erarbeiteten
Zusammenhängen werden Schlussfolgerungen für den
Fremdsprachenunterricht gezogen.
Eine
nicht unmittelbar fehlervermeidende, sondern vielmehr
fehlerdiagnostische Ausrichtung verfolgt Ronald
Kresta (Gießen),
der sich in einer empirischen Untersuchung mit – dies sei hier
hinzugefügt, oft ärgerlichen – Betonungsfehlern im
Englischen wie beispielsweise interesting
(fälschlich auf
der zweitletzten Silbe betont) und
Excel (fälschlich
auf der ersten Silbe betont) beschäftigt. Seine Untersuchung ist auf
der tertiären Ebene – konkret dem Unterricht an Fachhochschulen in
technischen Studiengängen – angesiedelt und bezieht sich auf die
dort von den Studierenden zu haltenden Präsentationen. Dabei
kann die Kombination von Wortbetonungs- und Aussprachefehlern in
der Fremdsprache durchaus zu Missverständnissen führen, so dass es
sich hier häufig um mehr als lediglich ein „kosmetisches”
Problem handelt. Nach der eigentlichen Beschreibung der Untersuchung
und der Datenanalyse unternimmt der Autor eine Eingrenzung der
Fehlerursachen und stellt Übungstypen vor, die einer
Sensibilisierung der Lernenden für diese Fehler dienen sollen.
Ebenfalls
in den technischen Studiengängen angesiedelt ist der Beitrag von
Ines-A.
Busch-Lauer
(Zwickau) zum fachsprachlichen Schreiben auf Englisch im
fachhochschulischen Kontext – und zwar mit Blick auf die Erstellung
technischer Dokumente und die dafür von den Studierenden zu
erwerbenden Schreibfertigkeiten. Im Beitrag wird eine einschlägige
Vorlesungsreihe zu den Bereichen Technikkommunikation, Dokumentation
und Fachübersetzen vorgestellt, die interessanterweise in
Verbindung mit der Möglichkeit der Teilnahme an einer
Schreibwerkstatt angeboten wird. Zudem wird eine kurze Übersicht
über aktuell auf dem Buchmarkt erhältliche Schreibratgeber gegeben,
und es werden grundlegende Probleme bei der Erstellung technischer
Texte beschrieben. Ausführungen über ein im Aufbau
befindliches Datenbankprojekt zur Befähigung von technischen
Redakteuren, Hochschulabsolventen und Fachübersetzern zu der
Erstellung technischer Dokumente runden den Beitrag ab.
Von
einer anderen Veranstaltungsreihe – konkret einer
fachhochschulischen Unterrichtsreihe zum Marketing – berichtet
Nadine Rentel
(Zwickau). In dieser Veranstaltungsreihe wird den Studierenden die
für das grundlegende operative Geschäft eines Unternehmens
notwendige französische Fachterminologie ebenso vermittelt wie die
Struktur und die Funktionen in diesem Bereich relevanter
Textsorten und gesprochensprachlicher Kommunikationssituationen.
Zusätzlich zu einer Verortung der Unterrichtsreihe in dem
Gesamtmodul und der Feststellung der entsprechenden Lernziele werden
in dem Beitrag ausgewählte Beispielmaterialien vorgestellt.
Während
sich die beiden zuvor beschriebenen Beiträge der Schreibfertigkeit
widmeten, geht es in demjenigen von Olga
Averina (Berlin)
um das Leseverstehen im universitären Kontext Russlands in
Deutsch als Fremdsprache im Fach Biologie.
Ausgehend von der Situation, dass Deutschlernende an russischen
Hochschulen Probleme haben bei der Identifizierung relevanter
Informationen in biologiespezifischen deutschen Fachtexten, bei der
Verknüpfung ihres Vorwissens mit den Inhalten des jeweiligen
Fachtextes wie auch bei der Durchführung fachbezogener
Denkoperationen, werden didaktische Vorschläge mit Blick auf
eine Verbesserung der aktiven Rezeption deutscher Fachtexte der
Biologie unterbreitet. Dabei stehen Strategien der
Informationsentnahme und Sprachverarbeitung im Vordergrund, die
die Studierenden in die Lage versetzen sollen, die entsprechenden
Texte vor dem Hintergrund ihres Informationsbedarfs zu rezipieren und
mit diesen Texten als mündige Leser umzugehen. Besonderes Augenmerk
wird dabei auf die Interaktion und die Kooperation der Lernenden
gelegt, durch die das strategische Training auf der Basis intensiver
Reflexion vonstattengehen soll.
In
interkultureller Perspektive beschäftigt sich Natia
Ansiani
(Tbilissi, Georgien) – ebenso vor dem Hintergrund des Russischen –
mit Fremdbildern und Stereotypen im Unterricht Deutsch
als Fremdsprache,
wobei sie einen universitären Kontext zugrunde legt. Als ein
wichtiges Lernziel des Fremdsprachenunterrichts kann die
Auseinandersetzung mit Stereotypen zum Zwecke von deren Reduzierung
oder gar Eliminierung führen. Von hoher Relevanz ist in diesem
Zusammenhang die Frage, was die Lerner über Stereotype wissen müssen
und wie sie dieses Wissen erwerben können. Nach einer
überblicksartigen Behandlung der aktuellen Forschung zu diesem
Themenkomplex werden Unterrichtsbeobachtungen kulturell heterogener
Gruppen an der Universität des Saarlandes mit denjenigen
kulturell homogener Gruppen an der Universität Tiflis in Georgien
miteinander kontrastiert und erste Schlussfolgerungen aus diesem
Kontrast gezogen.
Eine
Thematik aus dem Bereich der Kommunikationskultur im weiteren Sinne
behandelt Abdel-Hafiez
Massud
(Frankfurt / Main). In seinem Beitrag untersucht er die von
ihm so bezeichneten Über uns-Seiten”,
also diejenigen Ausführungen, in denen Institutionen jedweder
Art und Ausrichtung sich im Internet vorstellen. Als Korpus
wählt er die Internet-Präsenz deutscher Privatschulen und
untersucht deren Über uns-Seiten
im Sinne einer argumentativen Sub-Textsorte, deren Ziel darin
liegt, bei möglichen Kunden – also den Eltern potentieller
Schüler – Vertrauen zu erwecken. Diese neue Sub-Textsorte wird
zunächst linguistisch verortet. Danach wird die Frage behandelt,
warum die Erweckung von Vertrauen für die entsprechenden
Privatschulen wichtig ist, wie Vertrauen aufgebaut wird und wie dies
sprachlich umgesetzt wird. Hierfür wird ein einschlägiges
Kommunikationsmodell erweitert und an diese neue Sub-Textsorte
angepasst. Auf dieser Basis werden die argumentativen Strukturen
dieser Texte im Hinblick auf die Konstruktion von Vertrauen
untersucht.
Eine
medienorientierte Unterrichtsmethode behandelt Hela
Ajmi (Tunis,
Tunesien), die sich in Ihrem Beitrag im Rahmen einer Fallstudie
dem blended
learning widmet.
Die beschriebene Fallstudie bezieht sich auf einen in Tunesien
abgehaltenen Englischkurs en
miniature, in
dem die Sprech- und die Schreibfertigkeit im Mittelpunkt
standen. Verwendet wurde mit TodaysMeet.com
eine die
Schaffung digitaler Klassenräume ermöglichende Toolbox, die zudem
eine intensive Betreuung der Lerner gewährleistet. Hinzu kam
Penzu.com
für die praktische Realisierung einer Schreibaufgabe. Die
Untersuchungsergebnisse verweisen auf erhebliche Vorteile des blended
learning – im
Einzelnen auf sein Potential hinsichtlich der Vermittlung von Wissen,
auf seine pädagogisch-didaktische Effizienz und ebenso auf die
Förderung der Interaktion in der Gruppe, in deren Rahmen
schüchternere Lerner in besonderer Weise gefördert werden.
Einer
methodentechnischen Ausrichtung folgt auch der Beitrag von Hans
W. Giessen
(Saarbrücken), Frank
Kostrzewa &
Nicole Bachor
(beide Karlsruhe). In ihrer explorativen Studie geht es um die Frage,
ob Fremdsprachenlernende sich neuen Wortschatz eher mittels einer
Vokabelliste auf Papier aneignen oder eher per Computer mit einem
ruhenden Bild oder per Computerbild mit Animation. Drei
Probandengruppen wurden entsprechende Vokabellisten vorgelegt; die
Zielsprache war das Ungarische, da die Autoren davon ausgingen, dass
die Wahrscheinlichkeit sehr gering sei, dass die Probanden mit dieser
Sprache bereits in Kontakt gekommen seien. Die in dieser Untersuchung
erzielten und hier dokumentierten Ergebnisse sind sowohl im Hinblick
auf die derzeit praktizierte als auch auf die zukünftige
Mediennutzung in mancherlei Hinsicht erhellend.
Eine
unterschiedliche Stoßrichtung unternimmt Julia
Davydova
(Mannheim) in ihrem Beitrag, in dem sie sich nicht mit dem
Fremdsprachenunterricht, sondern mit der forschungsorientierten
Unterrichtung der Soziolinguistik des Englischen beschäftigt und
eine Fallstudie beschreibt. Eine solche forschungsorientierte
Ausrichtung universitärer Lehre – dies sei hier hinzugefügt –
kann hochgradig motivierend wirken, da die Studierenden in der
Forschung einen zentralen Sinn ihres Studiums erkennen und das
Potential eines möglichen Berufsfeldes für die Zeit nach ihrem
Studium realisieren. Im Rahmen ihres Beitrags untersucht die Autorin
zudem die Relevanz unterschiedlicher didaktischer Methoden mit Blick
auf ihre unterrichtliche Eignung und stellt ein an der Universität
Mannheim entwickeltes, soziolinguistisches Unterrichtskonzept vor.
Der Beitrag zeigt, dass die Linguistik als Unterrichtsgegenstand sehr
attraktiv gestaltet werden kann.
Den
dritten Hauptteil des vorliegenden Bandes, der sich mit den Zielen
der Fremdsprachendidaktik und ebenso denjenigen des praktischen
Fremdsprachenunterrichts befasst, eröffnet der Beitrag von
Frédérique Grim
(Fort Collins, USA). Sie beschreibt die bestehende Praxis der
fachdidaktischen Fremdsprachenlehrerausbildung in den USA anhand
eines einschlägigen Seminars und stellt analytische Überlegungen
hierzu an, die im Rahmen der europäischen und deutschen
Fremdsprachenlehrerausbildung durchaus Orientierungs- und
Vorschlagscharakter haben können. Wenn an dieser Stelle auch
zahlreiche von der Autorin angeführte Bereiche exemplarisch erwähnt
werden könnten, so sei hier lediglich die Möglichkeit
hervorgehoben, die Fremdsprachenstudenten gegeben werden kann, sich
mit erfahrenen Lehrkräften auszutauschen und deren berufliche
Motivation, das Befriedigende ihres Berufs, aber auch die sich ihnen
stellenden Probleme zu erkennen, um auf diese Weise früh genug
festzustellen, ob sie selbst auf dem richtigen Wege sind oder
gegebenenfalls ein anderes Berufsziel anstreben sollten. Zudem
ermöglichen solche Begegnungen mit erfahrenen Lehrkräften es
den Studierenden, Wege zu finden, auf denen sie selbst in ihrer
späteren Berufspraxis zu erfolgreichen, effizienten und
gleichzeitig beliebten Lehrern und Lehrerinnen werden.
Die in dem Beitrag
geschilderten praktischen Aspekte der
Fremdsprachenlehrerausbildung können dabei durchaus inspirierend
wirken.
Maria
Thurmair
(Regensburg) entwirft in ihrem Beitrag auf der Basis des
induktiv-empirischen Potentials der Textsortenlinguistik für den
Fremdsprachenunterricht ein neues Konzept textsortenorientierter
Grammatikarbeit, das sie anhand des Passivs in bewertenden Textsorten
exemplifiziert. Als einen erheblichen Vorteil dieser
textsortenbezogenen Grammatikarbeit weist sie aus, dass diese die
Sprachfunktionen der jeweiligen Sprachmittel für Lerner sichtbar
werden lässt – gleichsam als Sprache
in Funktion und
Grammatik in
Kommunikation.
Hierin sieht sie den Ausgangspunkt für eine pädagogische Grammatik
als Textgrammatik. Eine Bewusstmachung der Textsortenspezifik führt
somit zu einer Bewusstmachung von Funktionalität und
Situationalität, was bis hin zu dem Training der sprachlichen
Fertigkeiten gehen kann – und dies sogar unter Einbeziehung
(inter)kultureller Dimensionen.
Einen
Vorstoß zu einer engeren Verzahnung zwischen Linguistik und
Fremdsprachenunterricht unternimmt Marion
Weerning
(Palermo, Italien), die am Beispiel der deutschen
Abtönungspartikeln deutlich macht, dass Linguistik und
Fremdsprachenunterricht in den vergangenen fünf Jahrzehnten nur in
unbefriedigender Art und Weise miteinander kooperiert haben und
dass linguistische Erkenntnisse viel seltener in die
Fremdsprachenvermittlung Eingang gefunden haben, als dies
wünschenswert gewesen wäre. Diese Feststellung hat auf der
Makroebene Gültigkeit, jedoch ebenso auf der Mikroebene und somit
auch mit Blick auf die deutschen Abtönungspartikeln, die hier
exemplarisch in ihrer Behandlung in ausgewählten Lehrwerken
untersucht werden. Auf der Basis ihrer Analyse unterbreitet die
Autorin Vorschläge für eine effizientere Integration dieser in
Lehrwerke des Deutschen und ebenso in den Fremdsprachenunterricht
sowie – in einer allgemeinen Sichtweise – für eine ungleich
ausgeprägtere Berücksichtigung der Pragmatik in der
Fremdsprachenvermittlung, als dies bisher der Fall ist.
In
seinem ebenfalls theorieübergreifenden Beitrag analysiert Jan
Engberg (Aarhus,
Dänemark) neuere Entwicklungen der fachfremdsprachlichen
Kommunikationsforschung und problematisiert die Frage, ob deren
Breite im Unterricht und für den Unterricht hinreichend effizient
genutzt wird. Dabei unterscheidet er zwischen einer Mikro-, Meso- und
Makroebene und verfolgt zwei Stoßrichtungen von
Fachkommunikationskursen: solche, die mit dem Begriff
Sprache-mit-Fach
und solche, die mit dem Begriff Fach-mit-Sprache
belegt werden können. Für letzteren Typ fügt er zur
Veranschaulichung entsprechende didaktische Beispiele an. In
seinem Beitrag verweist der Autor auf zentrale Desiderate der
aktuellen Fachsprachenvermittlung und gibt dieser neue Impulse.
Eine
didaktische Alternative zu der herkömmlichen Praxis der
Leistungsbewertung von Schülern bringt Petra
Bosenius (Köln)
ein, die die aus ihrer Sicht in Zukunft häufiger als bisher
wünschenswerte Praxis der Selbsteinschätzung von Schülern in den
Raum stellt. Diese alternative Form der Leistungsbeurteilung soll
dabei nicht die Notengebung durch den Lehrer ersetzen, sondern
vielmehr diagnostisch verwendet werden, um das Lernen – aber
durchaus auch die eigentliche Fremdsprachenvermittlung – zu
verbessern. So sind Raster zur Selbstbeurteilung der Schüler in
zahlreichen Lehrwerken des Englischen vorhanden. Diese dienen der
Überprüfung von Aufgaben nach der Absolvierung von
Unterrichtseinheiten und somit nicht zuletzt der Einschätzung der
eigenen Lernfortschritte nach mehreren Jahren des Sprachenlernens.
Somit dient die Selbstbeurteilung der Schüler auch der Schaffung
einer gewissen Bewusstheit hinsichtlich ihres eigenen Lernverhaltens.
In ihrem Beitrag beschreibt und analysiert die Autorin dieses
innovative Konzept der Selbsteinschätzung in seiner Entwicklung im
Englischunterricht an deutschen Schulen und exemplifiziert die
Situation anhand des bilingualen Zweigs eines 11. Jahrgangs an
einem deutschen Gymnasium. Die erarbeiteten Ergebnisse zeigen, dass
die Selbsteinschätzung der Schüler einen wertvollen Weg zu
einer lernerzentrierten Beurteilung der erbrachten Leistungen
darstellen kann, und zwar unter der Bedingung ihrer konsequenten
Integration in den Fremdsprachenunterricht.
Ein
Ziel indirekt fremdsprachendidaktischer Ausrichtung, dessen Umsetzung
für die Vermittlung, den Erwerb und ebenso die Nutzung einer
Fremdsprache – hier des Französischen – jedoch von größtem
Wert zu sein verspricht, wird in dem Beitrag von Dirk
Siepmann
(Osnabrück) und Christoph
Bürgel
(Paderborn) beschrieben, die über den Aufbau und die Nutzung des von
ihnen erstellten Corpus
de référence du français contemporain (CRFC) berichten
und erste Ergebnisse präsentieren. Das CRFC hat gegenwärtig einen
Umfang von 310 Millionen Wörtern, weist eine ausgeprägte
Genre-Diversifikation auf und berücksichtigt in etwa einem
Zehntel seines Gesamtumfangs spontan realisierte gesprochene Sprache
und in einem weiteren Viertel gleichsam indirekt
gesprochensprachliche Daten wie beispielsweise in
Diskussionsforen im Internet, in Theaterstücken und in SMS belegte
sprachliche Äußerungen, die nicht als vollkommen spontan eingestuft
werden können. Das CRFC soll letztendlich nicht nur die tatsächliche
Verwendung des Französischen dokumentieren, sondern in einem
weiteren Schritt zudem als Basis für die Erstellung von Lehrwerken
und Didaktischen Grammatiken dienen. Dieser Aspekt wird in
grammatischer Perspektive anhand der französischen
Präpositionen und des subjonctif
und in lexikalischer Perspektive anhand von Phrasemen
veranschaulicht.
Ein
Ziel ganz anderer Art verfolgt Heinz-Helmut
Lüger
(Koblenz-Landau) in seinem Beitrag, der zudem den vorliegenden Band
abschließt. Sein Anliegen liegt darin, das Textverstehen nicht nur
als rein sprachliches Phänomen zu sehen – wie dies im Gemeinsamen
europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GeR) suggeriert wird
–, sondern vielmehr das Faktum in Rechnung zu stellen, dass
jegliches Textverstehen zwingend kulturspezifische Kenntnisse und
über den jeweiligen Text hinausgehendes Kontextwissen voraussetzt.
Kontextwissen bezieht sich somit letztendlich auch auf jegliche
Aspekte eines Textes, auf die lediglich implizit referiert wird –
also beispielsweise auf Anspielungen jedweder Art, auf
Einstellungen und auf historische Zusammenhänge. Diese über die
reine Sprachbeherrschung hinausgehenden Textelemente werden vom GeR
lediglich in unbefriedigender Art und Weise berücksichtigt. Diesen
Ansatz verdeutlicht der Autor anhand des von ihm nachgezeichneten
„Dialogs“ zwischen Gerhart Hauptmann und Romain Rolland und
belegt somit, dass nur ein umfangreiches Weltwissen vollständiges
Textverstehen ermöglicht und dass ein solches, vollständiges
Textverstehen im Fremdsprachenunterricht mehr als bisher
(mit)berücksichtigt werden muss, wodurch dieser – dies sei hier
hinzugefügt – zu einem ganzheitlicheren
Fremdsprachenunterricht würde.
An
dieser Stelle geht unser herzlicher Dank an das Saarbrücker
Sprachenteam von Thomas Tinnefeld, ohne das der vorliegende Band kaum
in dieser Form hätte publiziert werden können. Dabei ist es
unmöglich, an dieser Stelle die vielfältigen – nicht zuletzt
technischen und viel Liebe zum Detail erfordernden – Arbeiten
aufzulisten, die im Zuge der Erstellung
eines solchen Bandes anfallen. Im Einzelnen sei hier Barbara
Beyersdörfer, Stephanie Haldy-Schmolze, Corinna Huth, Eva Langenbahn
und Claudia Servé ebenso herzlich gedankt wie Nathalie Rutsch und
Michael Malburg.
Schließlich bitten wir
um Verständnis für eventuelle, noch im Manuskript verbliebene
Fehler: Aufgrund der erheblichen Zahl der an dieser Publikation
beteiligen Personen ist es – realistisch gesehen – kaum
möglich, vollkommene Fehlerfreiheit zu erzielen. In dem Bewusstsein
einer solchen, hochkomplexen Situation haben wir jedoch mit Blick auf
ein möglichst gutes Ergebnis unser Bestes getan.
Wir alle hoffen, dass der
hier vorgelegte Band zum Anspruch und zur Wirklichkeit des
Fremdsprachenunterrichts einer breiten Leserschaft eine anregende
Lektüre vermittelt, die bei Theoretikern und Praktikern den einen
oder anderen Gedankengang auslösen und somit auf direktem oder
indirektem Wege zu einer weiteren Effektivierung der Vermittlung von
Fremdsprachen in deren unterschiedlichen Kontexten beitragen
mag. In diesem Sinne danken wir an dieser Stelle allen Autorinnen und
Autoren für ihre Beiträge.
Im
Dezember 2016 Die Herausgeber
Saarbrücken Thomas Tinnefeld
Halle-Wittenberg Matthias Ballod
Aarhus (Dänemark)
Jan Engberg
Brüssel (Belgien) Katja Lochtman
Lyon (Frankreich) Günter Schmale
Klagenfurt (Österreich)
Veronica Smith